Verkehrspolitik Gelbwesten auf der Fraulauterner Brücke?

Saarlouis · Der Konflikt zwischen Stadtrat und Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) um die Verkehrsentlastung von Fraulautern verschärft sich. Von „Gefechtsbereitschaft“ und gar von „Gelbwesten“ war jetzt die Rede.

 Auf der Eisenbahnbrücke in Fraulautern kreuzen sich zwei Bundesstraßen.

Auf der Eisenbahnbrücke in Fraulautern kreuzen sich zwei Bundesstraßen.

Foto: Joshua Schwinn

Wo bleibt eigentlich das Gutachten, das der Stadtrat Saarlouis in Auftrag gegeben hat, um zu prüfen, ob die Eisenbahnbrücke mitten in Fraulautern nicht doch etwas länger benutzt werden könnte, als es der LfS darstellt? Das fragte in der jüngsten Ratssitzung Jürgen Paschek (CDU) und löste einen Sturm bei CDU und Grünen aus. Der LfS spiele „auf Zeit“, weil er Monate warte, bis er die Daten an die Stadt weitergereicht habe, die für das Gutachten nötig sind, mutmaßte CDU-Fraktionschef Raphael Schäfer. „Hier muss Schluss sein.“

In der Sache geht es um Abriss und Neubau der Eisenbahnbrücke in Fraulautern und um den Lückenschluss des Ostrings. Viele Fraulauterner wollen keinen Brückenneubau. Und wohl noch mehr wollen endlich eine Verkehrsentlastung, die derzeit wieder in weiter Ferne gerückt ist.

Das grüne Ratsmitglied Hubert Ulrich legte nach. OB Peter Demmer (SPD) schiebe in der Sache LfS etwas vor sich her, was er mit Parteifreundin und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger klären könnte. Er, der OB, sei „unser Sprachrohr“ Richtung Landesregierung. „Nehmen Sie das ernst.“ Der Rat hat sich weitgehend gegen die aktuellen Pläne positioniert.

„Die Hütte brennt doch“

CDU-Mann Schäfer appellierte zunächst, der Rat müsse da weiter parteiübergreifend rangehen. Dann aber: „Es ist viel zu ruhig. Die Hütte brennt doch.“ Und: Die Gefechtsbereitschaft wird hergestellt. Ich treffe bewusst diese Wortwahl. Es geht um ein Signal an den LfS.“ Wolfgang Krichel (FDP): „Stimmt. Viel zu ruhig. Da wird ein kompletter Stadtteil abgehängt.“

Paschek (CDU) drehte dann weiter: Da könnten dann doch Leute auf der Brücke stehen, „die gelbe Westen tragen, um zu zeigen, dass man so nicht mit ihnen umgehen kann. Wir haben die Schnauze voll.“ Mehr „Druck auf den LfS“ forderte auch SPD-Ratsmitglied Giuseppe Schilacci, der – wie andere Redner – dem LfS einmal mehr „Arroganz“ vorwarf. Dahinter steht der Vorwurf, dass der LfS seine Pläne durchziehe, ohne auf die Sorgen und Wünsche der Bevölkerung einzugehen.

OB Demmer wies die Vorwürfe von Hubert Ulrich als „unseriös“ zurück. Demmer habe „dasselbe Interesse wie alle, eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird“. Am Thema „arbeiten wir mit Hochdruck.“

So sieht es derzeit aus

Die Lage sieht derzeit so aus: Die Eisenbahnbrücke ist schwer beschädigt. Ob der Betrieb noch ein paar Jahre weitergehen könnte, zum Beispiel durch Sperrung für Lkw, soll ein Gutachten sagen, das der Stadtrat initiiert hat. Doch der LfS würde sich im Zweifelsfall wohl an das eigene Gutachten halten, sagte der Landtagsabgeordnete Marc Speicher in der Ratssitzung. Der LfS hält jede Verlängerung für unmöglich. Deswegen soll die Brücke ab Frühjahr 2022 abgerissen und neu gebaut werden. Das wird um die 14 Millionen Euro kosten und soll bis 2025 oder 2026 dauern. Die Planungen sind im Gange. Bleibt es beim Zeitplan, müsste in diesem Frühjahr ein Planfeststellungsverfahren beginnen. Alle Fraktionen sowie die Interessenvereinigungen der Bürger und örtliche Geschäftsleute befürchten ein jahrelanges Verkehrschaos nicht nur in Fraulautern. Nachvollziehbar, denn auf der Brücke treffen sich die B 51 (Dillingen – Saarbrücken) und die B 405 (Autobahnabfahrt Saarwellingen – Saarlouis). Ganz abgesehen davon wollen viele gar keine neue Brücke.

Viel länger aber wird die Planung des Ostrings dauern. Begänne sie heute, wäre sie nach Einschätzung des LfS nicht vor 2030 fertig. Erst dann begänne der 15 Millionen Euro teure Bau der Trasse, die von der Autobahnabfahrt Saarwellingen an Fraulautern vorbei auf die B 51 laufen wird und von dort weiter unter der Bahnlinie hindurch zur B 51 neu an der Saar.

Der Ostring soll die in Fraulautern ersehnte Verkehrsentlastung bringen. Nach jetzigem Stand aber dauert das: Jetziger Zustand bis 2022, dann massive Verschlechterung durch die Brückenarbeiten bis 2026; danach alter Zustand, bis etwa 2033 der Ostring fertig wäre Und erst dann würde Fraulautern entlastet. Das will die Saarlouiser Stadtpolitik auf keinen Fall. Sie zielt bisher eher darauf, den Ostring zu schließen, um den Verkehr abzuleiten, und dann erst die Brücke zu erneuern.

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