Elektrisieren sollte heilen helfen

"Albert Wagner" Lebach "Akten erzählen Geschichte"

Als die Preußen 1816 die "Landesherrschaft" übernahmen, setzten sie als ersten Landrat den Commisaries Schmelzer ein. Schmelzer war ein tüchtiger Verwalter, der alle öffentlichen Belange sofort bedachte und organisierte. Ein besonderes Anliegen war ihm die Verbesserung der medizinischen Versorgung. Er verteilte in der Fläche des Kreises fünf Ärzte, die vor Ort für die 45 000 Kreisbewohner tätig sein sollten. Aber was war das für so viele! Da waren die Garnisonstrupppen in Saarlouis viel, viel besser versorgt; zehn Militärärzte waren dort in Dienst für zirka 4000 Soldaten. Kein Wunder, dass bei solcher, trotz Schmelzer, mangelhafter Versorgung "Kurpfuscher" und Gesundbeter ihre medizinischen Dienste anbieten konnten. Die Unzulänglichkeiten im Gesundheitswesen überdauerten das ganze 19. Jahrhundert. Das Amt Lebach erreichte noch 1898 ein Antrag eines 37 Jahre alten Landwirts: "Ich habe mir einen Apparat zum Elektrisieren von Menschen als Mittel gegen Krankheiten beschafft, um an erster Stelle meine Ehefrau damit zu kurieren. Dann aber beabsichtige ich diesen Apparat auch bei fremden Personen, die zu mir in mein Haus kommen und mittelst desselben behandelt werden wollen, gegen Entgelt zu benutzen." Dem Antrag wurde entsprochen.Im Lebacher Stadtarchiv schlummern unendlich viele Geschichten, die nur darauf warten, ausgegraben zu werden. Seit Jahren ordnet und durchforstet Albert Wagner die Bände des Archivs. In einer Serie "Akten erzählen Geschichte(n)" stellt er seine Entdeckungen vor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort