Ein Jahr Baumwipfelpfad Vom Zankapfel zum Touristenmagnet

Mettlach · Vor einem Jahr öffnete der Baumwipfelpfad an der Cloef. 250 000 Besucher kamen – 50 000 mehr als erwartet.

 Höhepunkt des Baumwipfelpfades ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm hoch über Cloef und Saarschleife.

Höhepunkt des Baumwipfelpfades ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm hoch über Cloef und Saarschleife.

Foto: rup

Erst Zankapfel, jetzt „die“ Touristenattraktion im Land: Der anfangs wegen angeblicher Landschaftsverschandelung angefeindete Baumwipfelpfad Saarschleife in Mettlach-Orscholz hat mit knapp 250 000 Besuchern – das waren 50 000 mehr als erwartet – im ersten Jahr seines Bestehens alle Erwartungen weit übertroffen und die Skeptiker verstummen lassen. Er konkurriert jetzt Kopf an Kopf mit dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte, dem Bostalsee sowie den Zoos und Erlebnisbädern um den Titel, Saarlands beliebtester Besuchermagnet zu sein, sagt Birgit Grauvogel von der Tourismuszentrale Saar. Zum Jubiläum am Wochenende ist der Baumwipfelpfad mit seinem 42 Meter hohen Aussichtsturm am Samstag bis 22 Uhr Uhr geöffnet und bietet bis zum Abendcocktail Blick auf Sonnenuntergang und das Postkartenidyll Saarschleife. Am Sonntag haben Kinder und Schüler bis 16 Jahre freien Eintritt.

Momentaufnahme vom sonnigen Freitagmorgen: Schon um 11 Uhr ein nahezu voller Parkplatz am Besucherzentrum Cloef-Atrium mit Autos aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Holland. Dazu zwei große rote Reisebusse von außerhalb. Ein Luxemburger Rollstuhlfahrer wird von seiner Begleiterin den barrierefreien 1,25 Kilometer langen Baumwipfelpfad ohne Mühe hinaufgeschoben. Zwischen etlichen Fußgängern schiebt auch ein junges Elternpaar seinen Kinderwagen den serpentinenartigen Baumwipfelpfad entlang. Drumherum – bis zu 23 Meter tiefer – Buchen, Eichen, Tannen und Kastanien. An dreisprachigen Infotafeln entlang geht alles leichtfüßig vonstatten. Die Tafeln geben Auskunft über Erdgeschichte, Wald, Totholz sowie Namen und Entstehung der berühmten Saarschleife. Nach einer knappen halben Stunde ist dann der über dem Aussichtspunkt Cloef gelegene 42 Meter hohe Turm mit großer Aussichtsplattform erreicht.

„Ein Landschaftswunder. Absolut Klasse, hier so die Saarschleife zu sehen“, schwärmt die mit einem Oldtimerclub aus der Nähe von Paderborn angereiste Johanna Rammert. Daneben steht der mit seinem Großvater gekommene zehnjährige Philipp Effelsberg und jubelt lauthals: „Ganz toll.“ Vom Turm, den auch schon die Tourimus-Beauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD) und nahezu alle prominenten Saar-Politiker bestiegen haben, reicht der Blick – je nach Wetterlage – bis zu Schaumberg, Freisener Höhe, Hochwald und Vogesen. Im ersten Jahr hatte der Baumwipfelpfad bis auf ein paar orkanartig stürmische Stunden nicht einen einzigen Tag ganz geschlossen werden müssen. „Und Unfälle gab es auch nicht“, sagt Standortleiterin Carina Becker.

Für 4,7 Millionen Euro erbaut von der börsennotierten Erlebnis Akademie AG im bayerischen Bad Kötzting – mit einem Zuschuss des Saarlandes von 275 000 Euro für zwölf neu geschaffene Arbeitsplätze – war der Baumwipfelpfad am 23. Juli 2016 eröffnet worden. In der vorangegangenen Planungsphase war er wegen seines gigantischen Turms anfangs so umstritten wie jedes neue Windrad im Land. „Jetzt steht das Ding und ist sowohl touristisch wie offenbar auch ökonomisch sehr erfolgreich“, sagt Saarlands Grünen-Chef Markus Tressel: „Die anfängliche Kritik bezog sich nur auf das optische Erscheinungsbild. Vielleicht wäre es damals besser gewesen, den Turm, der den historischen Aussichtspunkt Cloef dominiert, 100 oder 200 Meter weiter nach links oder rechts zu versetzen“. Doch die zunächst unnatürlich wirkende Farbe des hölzernen Turmes verblasst. Es wachsen naturgerecht von unten Bäume nach. Von den vier Baumwipfelpfaden der Erlebnis Akademie AG in Deutschland ist der in Mettlach wegen seines Saarschleifen-Blicks sicherlich der schönste, schwärmen kundige Besucher. „Alle Auflagen für die Inanspruchnahme eins Biotops und ökologische Ausgleichsmaßnahmen wurden eingehalten“, sagt das Saar-Umweltministerium.

 Der Orscholzer Baumwipfelpfad mit seinem imposanten Aussichtsturm als echter Hoehepunkt hat sich  laengst zu einem  Besuchermagneten entwickelt - bei jedem Wetter. Selbst der  Herbstnebel  hat seinen ganz besonderen Reiz._Foto: Rolf Ruppenthal/ 27. Okt. 2016

Der Orscholzer Baumwipfelpfad mit seinem imposanten Aussichtsturm als echter Hoehepunkt hat sich laengst zu einem Besuchermagneten entwickelt - bei jedem Wetter. Selbst der Herbstnebel hat seinen ganz besonderen Reiz._Foto: Rolf Ruppenthal/ 27. Okt. 2016

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„Der Baumwipfelpfad bringt auch Riesenumsatz mehr für die Gastronomie in Orscholz“, freut sich Geschäftsführer Michael Buchna vom Hotel zur Saarschleife, zugleich Schatzmeister des Gastronomieverbandes Dehoga im Saarland. Bei Villeroy und Boch in Mettlach heißt es, das V. & B. Besucherzentrum und die Betreiber des Baumwipfelpfades machten gegenseitig sehr erfolgreiche Besucherwerbung für sich. Mettlachs Bürgermeister Daniel Kiefer (SPD) hört von der Eisdiele über die Weinpost bis zur Mettlacher Abtei-Bräu „praktisch nur positive Stimmen“ im Ort zum Baumwipfelpfad. „Das Parkaufkommen an der Cloef hat sich verdoppelt“. Für Überlegungen, hier auch noch ein neues Hotel zu bauen, gebe es erste Interessenten. Und wer außer dem Jubiläum noch einen anderen besonderen Anlass für den Weg zum Baumwipfelpfad sucht: Am 12. August gibt es dort in Verbindung mit dem Landhotel Saarschleife einen kulinarischen Abendspaziergang.

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