Schüler gehen auf Hexenjagd

Marpingen. Nicht im so genannten Dunklen Mittelalter, erst danach wurde es für Frauen in Europa und den USA richtig dunkel. Den Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert fielen Tausende Frauen, aber auch Männer zum Opfer. Auch später fanden Hexenverfolgungen statt, zumeist nicht im wörtlichen Sinne, aber doch genauso brutal und menschenverachtend wie in der frühen Neuzeit

 Die jungen Schauspieler überzeugten mit guten Leistungen. Foto: Schule

Die jungen Schauspieler überzeugten mit guten Leistungen. Foto: Schule

Marpingen. Nicht im so genannten Dunklen Mittelalter, erst danach wurde es für Frauen in Europa und den USA richtig dunkel. Den Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert fielen Tausende Frauen, aber auch Männer zum Opfer. Auch später fanden Hexenverfolgungen statt, zumeist nicht im wörtlichen Sinne, aber doch genauso brutal und menschenverachtend wie in der frühen Neuzeit.Dass eine solche Thematik von den Schülern für ihr Schultheater selbst gewählt wird, erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Die 13 bis 18-jährigen Schauspieler der Gesamtschule Marpingen verbinden mit dieser Wahl aber auch eine persönliche Überzeugung: "Nicht die angeblichen Hexen, sondern die Menschen, die auf diese Hexen Jagd machen, gehören an den Pranger", so Ines Meiser aus der 11a. "Alle, die sich nicht unterordnen wollten, die ihre persönliche Überzeugung lebten, wurden und werden diskriminiert, verfolgt, als Teufelsdiener, Unglücksbringer, Zerstörer der Kultur bezeichnet", so Klemens Bott, einer der verantwortlichen Lehrer der Theater-AG.

Für den US-amerikanischen Autor Arthur Miller, dessen Stück Hexenjagd am vergangenen Freitag auf dem Spielplan der Gesamtschule Marpingen stand, ist dies allerdings nur ein Vorwand, die eigene Position zu sichern, und das auf Kosten unzähliger unschuldiger Menschen. So verteidigt sich Pastor Parris (alias Hannah Bastuck, 8b) gegen Vorwürfe, nicht der Wahrheit zu dienen: "Es geht um meinen guten Ruf. Ich habe ein Jahr gebraucht, dass sie mich akzeptieren, das setze ich jetzt nicht aufs Spiel." Die Folge dieser Anpassung sind unzählige Verhaftungen von Frauen und Männern, deren Vergehen es ist, nicht dem Normalbild des unterwürfigen Bürgers gerecht zu werden. "Von gierigen Nachbarn denunziert, werden schließlich zwölf Unschuldige hingerichtet", kommentiert Lars Schneider (10b), der als Gerichtsvorsitzender Danforth im Stück die Hinrichtungen zu verantworten hat.

Mehr als 200 Zuschauer erschauerten angesichts des brillant gespielten tragischen Geschehens. Die im letzten Jahr neu konstituierte Truppe aus 25 jungen Schauspielrinnen und Schauspielern und 20 weiteren Mitwirkenden vor, neben und hinter der Bühne überzeugte mit ihrer Leistung.

"Es ist immer ein besonderer Moment in der Schule, wenn Schüler bereit sind, ihr Äußerstes zu geben, auf persönliche Verabredungen verzichten und gemeinsam an einer Sache arbeiten", so Martina Pape, regieführende Lehrerin. Insbesondere Julia Recktenwald (11c) als Abigail, Nicolas Alles (11a) als John Proctor, Ines Meiser (11a) als Mary Warren und Lukas Mehlen (11b) in der Rolle des Reverend John Hale begeisterten so das Publikum.

Seit nunmehr sieben Jahren gelingt es Martina Pape, Klemens Bott und Petra-Brenner-Wolff als verantwortliche Lehrer nun schon, kritische Stücke in hervorragender Qualität auf die Bühne zu bringen. Man darf gespannt sein, was im nächsten Jahr auf dem Spielplan stehen wird. red

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