Vom Hexenwahn und der Hexenverfolgung im Hochwald

Grimburg/Greimerath. "Hexen mit Warzen auf der Nase und auf einem Besen reitend kommen aus dem Reich der Fantasie", sagt Dittmar Lauer, renommierter Heimatforscher und Leiter des Burg- und Hexenmuseums in Grimburg direkt an der saarländischen Grenze. Im Dachgeschoss bekommt der Besucher einen Einblick in die schlimme Zeit des Hexenwahns im Trierer Land und im Hochwaldraum

Grimburg/Greimerath. "Hexen mit Warzen auf der Nase und auf einem Besen reitend kommen aus dem Reich der Fantasie", sagt Dittmar Lauer, renommierter Heimatforscher und Leiter des Burg- und Hexenmuseums in Grimburg direkt an der saarländischen Grenze. Im Dachgeschoss bekommt der Besucher einen Einblick in die schlimme Zeit des Hexenwahns im Trierer Land und im Hochwaldraum.

Tod in der Brandhütte

Über 200 Frauen und Männer aus dem Hochwald fanden als vermeintliche Hexen und Hexenmeister den Tod in der Brandhütte. "In unserem Raum lassen sich zwei große Wellen von Hexenverfolgungen ausmachen", weiß Dr. Simone Martini aus Greimerath, gelernte Archäologin und wie Lauer Mitglied im Arbeitskreis Hexenforschung an der Universität Trier. Sie fanden zwischen 1580 und 1600 sowie 1625 bis 1630 statt. Europaweit fielen rund 60 000 Menschen, im hiesigen Raum etwa zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer, dem Hexenwahn zum Opfer. 172 Verfahren sind für den Hochwaldraum belegt.

In Mandern-Niederkell wurden allein im Jahre 1599 nicht weniger als 17 Frauen und Männer verurteilt. Im benachbarten Schillingen waren es 16 Personen, in Greimerath sechs. Krisenzeiten wie die so genannte Kleine Eiszeit im 16. Jahrhundert führten zu Missernten und Hunger.

"Die Menschen suchten Schuldige und fanden sie in Zeitgenossen, die vermeintlich mit dem Teufel im Bunde stehen", sagt Martini. Das Volk selbst forderte die Obrigkeit auf, diesem Spuk ein Ende zu bereiten und das Böse auszumerzen. "Damals gab es keine Indizienprozesse. Erst nach einem Geständnis konnte ein Urteil gefällt werden", klärt Dittmar Lauer auf.

Und dabei wurde durch "peinliche Befragung", wie die Folter damals hieß, eifrig nachgeholfen. Die Carolina genannte Gesetzgebung, die Kaiser Karl V. 1532 erlassen hatte, schrieb das erlaubte Maß an Folter vor und auch, dass ein Angeklagter ohne Geständnis freizulassen ist. "Die Carolina konnte durch territoriale Zersplitterung des Heiligen Römischen Reiches nicht durchgesetzt werden", weiß Lauer. Oft habe sich die Einstellung der Obrigkeit entweder fördernd oder hemmend auf die Prozesse ausgewirkt. Hexenjäger versprachen sich finanzielle Vorteile und gesellschaftlichen Aufstieg.

Bei Erbfällen wurden missliebige Konkurrenten als Hexen denunziert. "Gerüchte genügten, um als Hexe oder Hexer angeklagt zu werden", sagt Heimatforscher Gerhard Martini. Die Vermögen der Opfer seien oft unter den Gerichtsschöffen aufgeteilt worden. Die Hexenverfolgung sei Ausdruck eines erbarmungslosen Kampfes der Menschen gegeneinander, selbst auf Kosten der Vernichtung des Nachbarn. red

Hintergrund

Der Jesuitenpater, Seelsorger und Barockdichter Friedrich Spee (1591 bis 1635) gilt als einer der wichtigsten Kritiker der Hexenverfolgung, die er in seinem Buch "Cautio Criminalis" von 1631 anprangerte. Begraben ist er in der Jesuitenkirche Trier. Das Burg- und Hexenmuseum, geöffnet samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, behandelt den Vorkämpfer der Menschenrechte ausführlich. Führungen mit Helga Arm können unter der Telefonnummer (0 65 89) 9 90 24 vereinbart werden. red

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