Saar-Wildschweine nicht radioaktiv verstrahlt

Homburg/Speyer/Koblenz. Als vor 25 Jahren die Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl ihren Lauf nahm, ahnte noch niemand, welche Folgen der Super-Gau für uns haben würde. Die radioaktive Wolke stieg hoch über der Nord-Ukraine, der Wind wehte sie nach Westen. Als die Gefahr die Region Saar-Lor-Lux erreichte, regnete es in der Pfalz

 Wildschweine im Saarland weisen keine hohe Strahlenbelastung auf. Foto: dpa

Wildschweine im Saarland weisen keine hohe Strahlenbelastung auf. Foto: dpa

Homburg/Speyer/Koblenz. Als vor 25 Jahren die Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl ihren Lauf nahm, ahnte noch niemand, welche Folgen der Super-Gau für uns haben würde. Die radioaktive Wolke stieg hoch über der Nord-Ukraine, der Wind wehte sie nach Westen. Als die Gefahr die Region Saar-Lor-Lux erreichte, regnete es in der Pfalz. Dort sind bis heute viele Wildschweine so stark mit dem radioaktiven Cäsium belastet, dass ihr Fleisch ungenießbar ist und in der Tierkörperseitigung landet.Das Saarland kam glimpflich davon, da es nicht regnete. "In den vergangenen Jahren konnte keine nennenswerte Belastung der Wildschweine durch 137-Cäsium festgestellt werden", teilte der Leiter der Radioaktivitäts-Messstelle an der Uniklinik, Andreas Wöhr, mit. In Neunkirchen wurde in diesem Jahr ein strahlendes Wildschwein mit einem Wert von 54,2 Bequerel 137-Cäsium pro Kilogramm Fleisch beprobt. Der Grenzwert, ab dem das Fleisch aus dem Verkehr genommen wird, liegt bei 600 Bequerel pro Kilogramm. In Kirkel wurde ein Schwein mit 43,4 Bequerel pro Kilo getestet, also auch weit unter dem Grenzwert. "Beim Verzehr eines Wildschweinbratens mit 200 Gramm Gewicht ergibt sich bei einer Belastung von 54 Bequerel pro Kilogramm für eine erwachsene Person eine Strahlenbelastung von 194 Nano-Sievert", erklärte Wöhr. Trotz der hohen physikalischen Halbwertszeit von 30 Jahren sei die biologische Halbwertszeit von 137-Cäsium 110 Tage. "Das heißt, nach dieser Zeit hat der Körper die Hälfte des Cäsiums wieder ausgeschieden", erläuterte Wöhr.

Offenbar ist auf Initiative von Umweltstaatssekretär Klaus Borger (Grüne) eine Serie von Messungen zur Untersuchung von Wildschweinen auf radioaktive Substanzen angelaufen. Das berichtete jedenfalls Wöhr. Der Saarforst soll die Proben anliefern.

Warum Wildschweine am stärksten belastet sind, erklärt die Vizechefin des Instituts für Lebensmittelchemie (ILC) Speyer, Gisela Ruhnke, so: Im ökologischen Kreislauf der Wälder gelange die Radioaktivität unter anderem über die abfallenden Nadeln und Blätter der Bäume immer wieder in den Boden. Dort würden vor allem die Hirschtrüffeln das radioaktive Cäsium aufnehmen. "Für den Menschen sind das ungenießbare Pilze, aber das Wildschwein verzehrt sie sehr gerne", sagte Ruhnke.

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