Landkartenmacher müssen sich zurückziehen

Saarbrücken. Das idyllisch in den backsteinernen Bergarbeiter-Schlafhäusern des preußischen Bergfiskus in Saarbrücken-Von der Heydt gelegene Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen (LKVK) wird jetzt von den Sparplänen der Landesregierung aufgeschreckt. Bis 2020 sollen von derzeit 320 Mitarbeitern noch 225 übrig bleiben, teilte gestern Umweltministerin Simone Peter (Grüne) mit

Saarbrücken. Das idyllisch in den backsteinernen Bergarbeiter-Schlafhäusern des preußischen Bergfiskus in Saarbrücken-Von der Heydt gelegene Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen (LKVK) wird jetzt von den Sparplänen der Landesregierung aufgeschreckt. Bis 2020 sollen von derzeit 320 Mitarbeitern noch 225 übrig bleiben, teilte gestern Umweltministerin Simone Peter (Grüne) mit. Das werde erreicht, indem Stellen von Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen, nicht neu besetzt werden. Peter setzt damit einen Beschluss der CDU-Landesregierung von 2006 um, den das Jamaika-Kabinett bestätigte. Gravierend für viele der bisherigen Kunden des LKVK dürfte die Schließung von vier Außenstellen der Behörde in St. Wendel, Neunkirchen, Merzig und St. Ingbert sein. Anfang 2012 sollen 24 Mitarbeiter aus St. Wendel, 34 Mitarbeiter aus Merzig und 22 Mitarbeiter aus Neunkirchen nach Saarlouis umziehen. In Saarlouis soll neben Von der Heydt die zentrale LKVK-Außenstelle entstehen. Anfang 2014 sollen 33 Mitarbeiter aus St. Ingbert nach Saarlouis folgen. Um dennoch "wohnortnah Dienstleistungen" anbieten zu können, beschloss das Kabinett, sechs "Bürgerbüros" in St. Wendel, Neunkirchen, St. Ingbert, Lebach, Merzig und Wadern einzurichten. "Die Öffnungszeiten sollen dem Bedarf angepasst werden", hieß es.

"Die Bürgerbüros reichen nicht aus", kritisierte der Chef der Saar-Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Alfred Staudt die Sparpläne der Jamaika-Koalition. Die Bürger, die spezielle Informationen vom LKVK brauchten, müssten weitere Wege zu den Zentralen in Kauf nehmen. "Es ist merkwürdig, dass ausgerechnet die grüne Ministerin Peter eine solch ökologisch zweifelhafte Reform veranlasst", sagte Staudt der SZ. Wer in der Zentrale kenne sich schon mit den Gegebenheiten etwa in St.Wendel-Werschweiler aus, fragte Staudt. 80 LKVK-Bedienstete sind bei Verdi organisiert, im Bund Technischer Beamter (BTB) etwa 60, wie Hermann Wöstmann vom BTB der SZ mitteilte.

Das LKVK habe einen drastischen Rückgang der Vermessungsaufträge um 50 Prozent binnen zehn Jahren verzeichnen müssen, erklärte die Sprecherin des Umweltministeriums Sabine Schorr auf SZ-Anfrage. Grund sei die rückläufige Baukonjunktur im Saarland. "Und nicht jeder lässt sein Grundstück noch vom Katasteramt vermessen", sagte Schorr. Auch die vielen Wander- und topografischen Karten des LKVK haben Konkurrenz bekommen: Die Geo-Cacher suchen ihre versteckten Schätze ohne Karte mit Navigationsgeräten, Googles viele kostenlose Angebote im Internet tun ihr Übriges.

Doch das LKVK habe Zukunft, sagte Schorr. "Die Geobasisdaten und das Liegenschaftskataster sind eine sichere Bank für die Behörde." Dass die vom Wegfall der Außenstellen betroffenen Kommunen nicht begeistert seien, sei klar. "Aber es geht kein Weg daran vorbei", betonte Schorr.

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