Kritische Kunst, kein schöner Schein

Bosen. Die Laudatio, die der ehemalige Professor an der Hochschule für Kunst und Kunsterziehung, Karl-Otto Jung, bei der Eröffnung der Ausstellung des Malers Aloys Ohlmann im Kunstzentrum Bosener Mühle hielt, charakterisierte den Künstler sehr treffend. Jung sagte: "Sein künstlerisches Werk entzieht sich einer simplen Einordnung in die Schublade der gängigen Begriffe der Kunstwelt

Bosen. Die Laudatio, die der ehemalige Professor an der Hochschule für Kunst und Kunsterziehung, Karl-Otto Jung, bei der Eröffnung der Ausstellung des Malers Aloys Ohlmann im Kunstzentrum Bosener Mühle hielt, charakterisierte den Künstler sehr treffend. Jung sagte: "Sein künstlerisches Werk entzieht sich einer simplen Einordnung in die Schublade der gängigen Begriffe der Kunstwelt. Er macht keine Kompromisse um eines billigen Erfolges willen. Aloys Ohlmann reiht sich ein in die Schar jener Künstler, die sich nicht mit Werken des belanglos schönen Scheins begnügen, sondern solche der Wahrheit in kritischer Auseinandersetzung mit der jeweiligen Gegenwart schaffen. Ihm ist Kunst, wie er sagt, ,ein Werkzeug, um die Menschen menschlicher' zu machen."Wenn Aloys Ohlmann Besucher durch seine Ausstellung führt, dann spürt man etwas von den schöpferischen Einfällen, die ihn zu Pinsel und Stift greifen ließen. Man nimmt die erhellenden Ideen und die plötzlichen Erkenntnisse wahr, die ihn im Atelier beflügelt haben. Zum Beispiel bei dem Bild "Der Traum", das mit Acrylfarben auf Halbleinen entstanden ist. Aus einem Blumentopf wachsen Blätter. Eine Person ist erkennbar, verschiedene Utensilien und eine Fluchtszene mit zwei Menschen auf einem Esel. "Das ist eines meiner kritischen Bilder", bemerkte der Künstler und deutete auf eine Darstellung aus Berlin-Kreuzberg. "Es ist eine Anklage der dortigen Zustände." Gemalt ist es mit dem Graphitstift und in der Technik der Gouache. Das ist eine deckende Malerei mit Wasserfarben in Verbindung mit Bindemitteln und Deckweiß, deren Farbauftrag nach dem Trocknen eine dem Pastell ähnliche Wirkung ergibt. Ein Triptychon in Öl auf Leinen stellt die "Geschöpfe des Prometheus" dar. "Feuer und Licht geistern durch dieses Bild", erklärte Ohlmann. "Es ist unter Verzicht auf viele Farben sehr rhythmisch gemalt." Schon 1986 ist die "Nacht in Marrakesch" entstanden, bisher aber noch nie ausgestellt worden. Der Maler hat dabei Gedanken, Gefühle und Erinnerungen ins Bild gesetzt und im Katalog den passenden Text dazu stehen: "Dein Wort ist mir Morgen, Mittag und Abend. Deine Stimme treibt dunkle Wolken fort…" Das Malen mit den Farben schwarz, weiß und rot habe ihm lange Zeit innere Probleme bereitet. "Dieser Klang war mir suspekt, belastet durch die einstigen Geschehnisse. Ich habe mit mir gekämpft und dann doch Bilder in diesen Farben gemalt, die für mich schließlich eine andere Bedeutung bekommen hatten."

Professor Jung hat sich in seiner Lobrede in einem größeren Abschnitt mit Ohlmanns Bild "Der rote Schuh" beschäftigt. Zum Inhalt des Kunstwerkes bemerkte er: "Motive werden unverbunden einander zugesellt. Motive, die sich so keiner schlüssigen Sinngebung erschließen, aber dafür die Fantasie des Betrachters dauernd bewegen." Abschließend sagte der Redner: "Wer mit Pinsel und Farbe malt, ist nicht von gestern. Aloys Ohlmann zeigt uns hier und heute, dass Malerei wie seit Jahrtausenden immer noch das Potenzial hat, Bilder zu schaffen, die bedeutende Zeichen unserer Zeit sind."

Die Ausstellung ist bis 29. Mai freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von elf bis 18 Uhr geöffnet.

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