Kampf gegen einen neuen Fehltritt

Neunkirchen. Jahresberichte enthalten meist jede Menge Zahlen und Grafiken, Projekt-Beschreibungen und Analysen. Nicht anders die Jahresberichte des Neunkircher Beratungs- und Behandlungszentrums der Caritas. Dazu gehören "Die Brigg" für Jugendliche und junge Erwachsene sowie der Psychosoziale Dienst

 Wege aus der Sucht will die Caritas aufzeigen. Foto: gms

Wege aus der Sucht will die Caritas aufzeigen. Foto: gms

Neunkirchen. Jahresberichte enthalten meist jede Menge Zahlen und Grafiken, Projekt-Beschreibungen und Analysen. Nicht anders die Jahresberichte des Neunkircher Beratungs- und Behandlungszentrums der Caritas. Dazu gehören "Die Brigg" für Jugendliche und junge Erwachsene sowie der Psychosoziale Dienst. Diesmal wählte der Caritasverband bei der Präsentation des Berichts für 2010 ein Schwerpunktthema: Nachbetreuung drogenabhängiger junger Menschen nach der Haftentlassung. Von 22 Fällen im Jahr 2010 berichtet Diplompsychologin Tina Mörsdorf. Hinter "Fällen" stehen dabei 22 drogenabhängige "schwere Jungs" zwischen 19 und 23 Jahren. Sie wurden zunächst auf die Haftentlassung vorbereitet und danach weiterbetreut: "clean" bleiben, Wohnung und Arbeit finden. "In der Haft sind die Jungs in einem geschützten Raum. Draußen wartet die große Herausforderung", erklärt Mörsdorf. Und schildert den Fall von Torsten S. aus Neunkirchen: Drogenabhängig. Wegen Körperverletzung, Einbruch und Diebstahl zu drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Torsten S. wurde eine Wohnung fernab alter Sozialstrukturen vermittelt. Ebenso eine Übergangseinstellung bei einer Zeitarbeitsfirma. Zudem wird er eingebunden in ein breites Hilfenetzwerk. Eine Erfolgsgarantie gibt es nie. Die Abbruchquote bei der Nachbetreuung ist in den ersten sechs Monaten am höchsten, steht im Bericht weiter.Das Modellprojekt startete 2008 für drei Jahre. Dann kam die Evaluation, also das Aus- und Bewerten des Projekts, berichtet Tina Mörsdorf. "Mittlerweile ist das Projekt weiterbewilligt. Bis Jahresende." Und an diesem Punkt verbindet sich das ausgewählte Schwerpunktthema mit den anderen Themen im Jahresbericht: Der Kampf zunächst um die Bewilligung von Projekten, dann um ihre Fortschreibung. "Wir brauchen langfristige Strukturen", sagt Mörsdorf für ihr Projekt. Sagen alle Fachstellen. So laufe in diesen Tagen der Kampf der Fachstelle für Suchtprävention-Frühintervention um ihr Projekt für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. "Die Förderung durch die Aktion Mensch läuft aus. Das Projekt soll aber weitergeführt werden. Wir sehen hier einen großen Bedarf", sagt Caritas-Geschäftsführer Michael Schütz. Auch für das Bundesmodellprojekt "Frühe Intervention bei pathologischen Glücksspiel" hoffen sie auf den "langen Atem". Hier hat sich inzwischen eine initiierte Selbsthilfegruppe fest etabliert, wie zu erfahren war.

Blicken wir auf die Zahlen im Jahresbericht 2010: Insgesamt wurden von den einzelnen Fachstellen 1087 Personen beraten und behandelt sowie 11 617 Beratungsgespräche und Behandlungssitzungen (Einzel oder Gruppe) geführt, wie Fachdienstleiter Horst Arend vortrug. Eine Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.

Kontakt: Die Brigg, Tel. (0 68 21) 920 940, E-Mail: diebrigg@caritas-nk.de; Psychosozialer Dienst, Tel. (0 68 21) 920 970, E-Mail: suchtberatung@caritas-nk.de.

Hintergrund

Dringend gesucht werden Gastfamilien im Stadtgebiet Neunkirchen für das Projekt "Begleitetes Wohnen für psychisch kranke Menschen". Derzeit zählt der Caritasverband Schaumberg-Blies 46 Gastfamilien: 30 in St. Wendel, elf in Neunkirchen und fünf im Saarpfalz-Kreis. cle

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