Arbeitskammer schlägt Minister Stufenmodell vor

Saarbrücken. Die Arbeitskammer schlägt ein Stufenmodell für die Einführung der Gemeinschaftsschule im Saarland vor. Der Bildungsexperte der Kammer, Volker Guthörl, appellierte vor der morgen anstehenden Verabschiedung der Schulreform im saarländischen Landtag an Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne), dafür bald die nötigen Voraussetzungen zu schaffen

Saarbrücken. Die Arbeitskammer schlägt ein Stufenmodell für die Einführung der Gemeinschaftsschule im Saarland vor. Der Bildungsexperte der Kammer, Volker Guthörl, appellierte vor der morgen anstehenden Verabschiedung der Schulreform im saarländischen Landtag an Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne), dafür bald die nötigen Voraussetzungen zu schaffen.Guthörl regte in einem Gespräch mit der SZ an, die durchschnittliche Klassengröße an der Gemeinschaftsschule in den ersten vier Jahren nach deren Start "schulstandortbezogen" auf 24 zu begrenzen. Um "Ausreißer" nach oben zu vermeiden, könne man über einen Klassenteiler von 27 nachdenken.

Diese Festlegung würde laut Guthörl ein deutliches Entgegenkommen gegenüber den Gesamtschulen bedeuten, die künftig mit der Erweiterten Realschule die Gemeinschaftsschule bilden. Denn die Gesamtschulen betreuten gegenwärtig im Landesschnitt noch immerhin 25,6 Schüler. Finanziell wäre ein Schnitt von 24 auf jeden Fall "zu stemmen", so Guthörl, da die durchschnittliche Klassenfrequenz an den Erweiterten Realschulen schon jetzt bei 22,0 liege.

An den Gymnasien solle die durchschnittliche Klassengröße in diesen ersten vier Jahren beim aktuellen Wert von 25,3 Schülern bleiben, empfahl der Bildungsexperte. Die vermeintliche Ungleichbehandlung von Gymnasium und Gemeinschaftsschule rechtfertige sich durch den an Gemeinschaftsschulen zu erwartenden "höheren Anteil langsam lernender Schüler".

Nach der Übergangsfrist von vier Jahren sollte nach Auffassung der Arbeitskammer die standortbezogene durchschnittliche Klassenfrequenz an der Gemeinschaftsschule auf 22 abgesenkt werden. Dies könnte laut Guthörl ohne eine Mehrbelastung des Landeshaushalts durch den bis dahin weiter anhaltenden Schülerrückgang "finanziert" werden. Der Klassenteiler sollte dann neu auf 25 festgelegt werden.

Gleichzeitig könnte die durchschnittliche Klassenfrequenz an Gymnasien auf 24 begrenzt werden, um auch hier die "demographische Rendite" für interne Qualitätsverbesserungen zu nutzen, sagte Guthörl. Neben den verbesserten, stärker auf individuelles Lernen ausgerichteten kleineren Klassen lasse sich so auch eine Verringerung des Unterrichtsausfalls an beiden Schulformen erreichen.

Guthörl verlangte von Kessler zudem die Zusicherung, dass die einzelnen Standorte der Gemeinschaftsschulen vorrangig eigenständige Oberstufen einrichten. Nur wenn dies nicht möglich sei, sei an Kooperationen mit anderen Gemeinschaftsschulen oder notfalls an eine Zusammenarbeit mit Oberstufen benachbarter Gymnasien zu denken.

Zur Frage der Unterrichtsorganisation habe Kessler ein "Standard-Differenzierungsmodell" für die Gemeinschaftsschule vorgestellt, das eine Annäherung an die Gesamtschul-Praxis darstelle. Guthörl forderte allerdings eine Klarstellung, dass Abweichungen von diesem "Standardmodell" nur mit Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde möglich sein sollen.

Er mahnte mit Blick auf den Erhalt von Schulstandorten eine "verlässliche Schulentwicklungsplanung" an, die es bisher leider noch nicht gebe.

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