Jugendliche als Eltern auf Zeit

Heusweiler. Bis zu neun Mal in der Nacht mussten sich die Schüler der Friedrich-Schiller-Schule Heusweiler in einer Woche aus dem Bett quälen, um ihr "Baby" zu versorgen. Sie haben Windeln gewechselt und Fläschchen gegeben. Die 23 Jugendlichen der Klasse 8/2 waren Eltern auf Zeit, denn sie nahmen fünf Tage lang an dem Projekt "Babybedenkzeit" teil

Heusweiler. Bis zu neun Mal in der Nacht mussten sich die Schüler der Friedrich-Schiller-Schule Heusweiler in einer Woche aus dem Bett quälen, um ihr "Baby" zu versorgen. Sie haben Windeln gewechselt und Fläschchen gegeben. Die 23 Jugendlichen der Klasse 8/2 waren Eltern auf Zeit, denn sie nahmen fünf Tage lang an dem Projekt "Babybedenkzeit" teil. Hintergrund der Projektwoche: Die Zahl minderjähriger Mütter hat in den letzten Jahren zugenommen. Die so genannte "Babybedenkzeit" begleiteten Ulrike Lang und Ilona Schott von der Katholischen Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen im Saarland. Dabei ging es darum, den Schülern die Möglichkeit zu geben, den Alltag mit einem "eigenen Baby"zu erleben und durch eigene Erfahrungen Denkanstöße zu bekommen.Die Jugendlichen erfuhren hautnah die psychischen, physischen und sozialen Anforderungen der Elternschaft mit Hilfe eines Baby-Simulators. Wenn das "Baby" schreit, müssen es die Jugendlichen berühren und herausfinden, was es braucht. Dabei reagieren die Simulatoren sehr realistisch: Wenn sie anfangen, sich bemerkbar zu machen, müssen sich die Eltern um ihr "Kind" kümmern, sonst wird das Geschrei immer lauter. Der Tagesablauf des "Babys" basiert auf den Aufzeichnungen von Eltern Neugeborener. Ein Chip im Inneren der Simulatoren zeichnet alles auf und erlaubt eine Auswertung.

Zu Beginn der Woche gestalteten die Schülerinnen auch eine Geburtsanzeige und gaben dem "Kind" einen Namen. Mit Babyschale oder Tragetuch ausgestattet, kamen die Schüler zuhause an. Und damit nicht "Oma oder Opa" das Baby umsorgen, bekamen die Schüler einen Zugangs-Chip zu ihrem Simulator an das Handgelenk.

Doch nicht nur die Versorgung der "Babys" war Inhalt der Projekttage, auch Themen wie Liebe, Partnerschaft, Verhütung und die eigene Lebensplanung wurden diskutiert. Außerdem besuchte die Klasse die Säuglingsstation sowie die Kreißsäle des Püttlinger Knappschaftskrankenhauses. Die Schüler waren zwar am Ende der Woche müde, doch alle waren sich einig, dass sie das Projekt anderen Klassen empfehlen können. "Ein Vorher-Nachher-Vergleich in der Klasse 8/2 der Friedrich-Schiller- Schule zeigt, dass die 'Babybedenkzeit' die Schüler dazu bringt, ihre Lebensplanung zu überdenken", sagte Klassenlehrer Michael Nicolas und fügte hinzu: "Am Kinderwunsch hat sich nichts geändert. Doch die Schüler sind sich jetzt einig, dass sie erst ihre Ausbildung abschließen wollen, bevor sie eine Familie gründen." red

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