Bei Hygiene geht es um die Wurst

Saarbrücken. Das Problem beim Thema Hygiene in Geschäften: Verkäufer berühren die Ware, nachdem sie mit Geld hantiert haben. Roland Schaefer, Landesinnungsmeister der Bäckereibetriebe, ist diese Sorge bekannt. Ihm fehlt jedoch das Verständnis dafür: "Reine Panikmache." Milliarden Menschen gingen täglich mit Geld um, "und keiner stirbt daran

 Bakterien vom Typ Yersinia enterocolitica führen häufig zu Durchfallerkrankungen führen.

Bakterien vom Typ Yersinia enterocolitica führen häufig zu Durchfallerkrankungen führen.

Saarbrücken. Das Problem beim Thema Hygiene in Geschäften: Verkäufer berühren die Ware, nachdem sie mit Geld hantiert haben. Roland Schaefer, Landesinnungsmeister der Bäckereibetriebe, ist diese Sorge bekannt. Ihm fehlt jedoch das Verständnis dafür: "Reine Panikmache." Milliarden Menschen gingen täglich mit Geld um, "und keiner stirbt daran. Viel wichtiger ist die Grundhygiene im Betrieb und beim Personal", sagt Schaefer. Die europäische Lebensmittelhygiene-Verordnung schreibt Standards vor, die vom Landesamt für Gesundheit und Verbraucherschutz kontrolliert werden. Dazu zählt auch die Personalhygiene. So müssen Hände immer dann gewaschen werden, wenn Gefahr einer Keim-Kontamination besteht, erklärt Ministeriums-Sprecherin Nele Scharfenberg. Darüber hinaus sei es beispielsweise nach dem Toilettenbesuch erforderlich, die Hände zu desinfizieren.Das Problem des Berührens von Lebensmitteln nach der Entgegennahme von Geld kann dadurch gelöst werden, dass etwa Greifzangen genutzt werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist das allerdings nicht. Wird festgestellt, dass gegen Vorschriften verstoßen wurde, muss der Betrieb mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Je nach der Schwere des Verstoßes können die Maßnahmen von der einfachen Verwarnung über eine Ordnungsanzeige bis hin zur Strafanzeige führen. Die Häufigkeit der Kontrollen richte sich nach dem Betriebsrisiko. Fleischereien und Schlachthöfe werden wesentlich häufiger kontrolliert, als ein Getränkehandel oder ein Supermarkt. Es könne also sein, dass der eine Betrieb wöchentlich und ein anderer monatlich oder jährlich kontrolliert wird. Von den 12 960 im Landesamt erfassten Kontrollbetriebe wurden bis Ende November 2010 insgesamt 5491 Betriebe von den Lebensmittelkontrolleuren überprüft. Unter den kontrollierten Betrieben waren 422 Bäckereien, 25 Konditoreien und 218 Metzgereien. Neun Betriebe mussten im vergangenen Jahr wegen hygienischer Mängel vorübergehend schließen. Wer sich über diese Betriebe informieren möchte, kann dies im Internet tun: www.lgv.saarland.de.

Meinung

Händewaschen reicht nicht

Von SZ-RedakteurOliver Schwambach

 Regelmäßige Lebensmittelkontrollen schützen die Verbraucher vor gefährlichen Erkrankungen. Symbolfotos: Ministerium

Regelmäßige Lebensmittelkontrollen schützen die Verbraucher vor gefährlichen Erkrankungen. Symbolfotos: Ministerium

Schnell mit bloßer Hand Wurst oder Brötchen gegriffen, eingepackt, dann kassiert und das Wechselgeld rausgegeben: Man kann das täglich dutzendfach in Geschäften beobachten. Und das ist ekelhaft. Sich darüber aufzuregen, hat nichts mit übertriebener Reinlichkeit zu tun. Jeder Arzt kann bestätigen, wie schnell Keime via Geld von Mensch zu Mensch wandern, krank machen können. Völlig unverständlich, dass da nicht längst Pflicht ist, was in vielen Metzgereien und Bäckereien ja ohnehin getan wird: Unverpackte Lebensmittel werden nur mit sauberen Handschuhen oder Zangen angefasst. Und, wo möglich, steht derjenige, der kassiert, nicht auch noch hinter der Wursttheke. Eine echte Aufgabe für einen engagierten Verbraucherschutz-Minister!

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