Glockenretter aus Liebe zum Dorf

Auersmacher · In ihrem alten Betonturm durfte die Auersmacher Friedhofsglocke nicht mehr läuten. Deshalb beschloss der Heimat- und Verkehrsverein: Wir bauen einen neuen Turm. Auf dem Weg dahin lauerten viele Hindernisse.

 Dirk Hanke, Günter Werner und Thomas Unold (von links) vor dem neuen Glockenturm am Auersmacher Friedhof. Foto: Felix Unold

Dirk Hanke, Günter Werner und Thomas Unold (von links) vor dem neuen Glockenturm am Auersmacher Friedhof. Foto: Felix Unold

Foto: Felix Unold

Seit langem war sie verstummt. Der Motor der Glocke am neuen Auersmacher Friedhof hatte den Geist aufgegeben. Und am Betonturm, in dem sie fast 40 Jahre ihren Dienst verrichtet hatte, hatte der Zahn der Zeit genagt. Als schließlich ein Stück Beton abfiel, musste der Turm weg. Die Glocke war sozusagen heimatlos. Ein Kraftakt, auf den viele Ehrenamtliche stolz sind, hat dem ein Ende gemacht.

Dahinter steht der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) von Auersmacher. Seine Mitglieder bauten der Glocke ein "Zuhause", also einen neuen Turm. "Es war undenkbar, dass Glockengeläut bei uns künftig vom Tonband kommt", sagte der HVV-Vorsitzende Thomas Unold.

Hunderte von Stunden waren handwerklich geschickte Vereinsmitglieder für das Projekt Glockenturm in Aktion. Unold und Vereinsfreund Günter Werner, ein Schlossermeister, blickten beim SZ-Gespräch zurück: Sie erinnerten sich an arbeitsreiche Monate, an zügiges Vorankommen - und überraschende Rückschläge.

"Den Turm planten wir in enger Absprache mit der Gemeindeverwaltung. Nachdem der Vorgänger vor zwei Jahren abgebrochen worden war, legten wir gemeinsam fest, wo der Nachfolger stehen sollte", sagte Unold. Ohne Profi-Hilfe war das Vorhaben nicht möglich. Die Hanweiler Firma KWZ konstruierte den Turm. Der Vorstand des HVV stellte ihn am 8. April 2013 mit Helfern auf ein Fundament des Auersmacher Bauunternehmens Heid und Partner. Das Ganze krönt ein Dach aus der Werkstatt der Auersmacher Firma Hellbauer. Der Gemeindebauhof legte die Elektroleitung. HVV-Mitglied Dirk Hanke brachte den Glockenhalter im Turm an. Aber einfach losläuten darf eine Glocke in Deutschland nicht. Um nur ja alles richtig zu machen, zogen die Auersmacher sogar die Glockensachverständige Birgit Müller zu Rate. Denn zu tun war einiges. "Wir mussten zum Beispiel den neuen Klöppel dreifach gegen Herabfallen sichern", sagte Unold.

Außerdem war die Glocke in dem niedrigeren neuen Turm zu laut. Und sie brauchte einen elektrischen Antrieb. Das waren nur drei von etlichen Hindernissen, die der HVV auf der beschwerlichen Schlussetappe aus dem Weg räumen musste. Kaum war ein Problem gelöst, trat schon das nächste auf.

Etwa dieses: Der Klöppel schlug beim Läuten gegen das Holzdach. Dirk Hanke baute daraufhin pfiffig die Aufhängung um, so dass schließlich am Auersmacher Friedhof wieder vertrautes Geläut ertönte.

Der HVV hat für dieses Erfolgserlebnis rund 4500 Euro aufgebracht. Hinzu kamen Spenden von rund 4000 Euro.

Günter Werner, seit gut einem Vierteljahrhundert im Verein aktiv, hat nach den arbeitsreichen Monaten eine ganz einfache Erklärung, warum er und die anderen HVVler sich einmal mehr für ihr Auersmacher ins Zeug legten: "Es ist die Liebe zum Dorf."

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