Durch's Raster gefallen: Keine Lösung für Jungen mit ADHS

Heusweiler/Neunkirchen · Siebenjähriger kann nicht mehr in die Schule. Mühlen der Behörden mahlen langsam.

Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, aber auch Wut die prägen derzeit den Alltag einer jungen Familie aus einem Heusweiler Ortsteil. Viel Schriftkram hat sich seit der Einschulung des jüngsten Sohnes Max angesammelt (alle Namen sind der Redaktion bekannt, wurden aber von uns geändert). "Die Schule sagt, mein Sohn ist nicht beschulbar, das Jugendamt sagt, er sei nicht erziehbar und das SPZ (Sozialpädiatrische Zentrum der Maienhausklinik St. Josef Kohlhof) sagt, er ist momentan nicht therapierbar", erzählt Mama Claudia. Es geht um ihren jüngsten Sohn. Der wird im August acht Jahre alt - und ist seit dem 31. Januar vom Schulbesuch ausgeschlossen.

Anfangs, berichtet Lebensgefährte Michael, habe die Familie noch auf die Empfehlung des Jugendamtes gehört und das Kind vom Arzt krankschreiben lassen. Doch damit sei jetzt Schluss: "Wir warten täglich darauf, dass er von Polizei oder Amt abgeholt wird, denn es besteht in Deutschland ja eine Schulpflicht." Aber, das weiß das Paar, selbst wenn Max abgeholt würde, könne er nicht in die Schule gebracht werden. Denn, das erzählt Mama Claudia, es gibt keine Schule, die aktuell für ihr Kind zuständig ist.

Eingeschult wurde er in der Grundschule in einem benachbarten Ortsteil. Die Probleme, sagt sie, hätten dann nach rund zwei Monaten begonnen. Tägliche Anrufe der Schule, ständiges Abholen, Anwesenheit eines Erziehungsberechtigten während der Pausen, all das habe die Familie auf sich genommen. "Mein Sohn hat eine ausgeprägte Form von ADHS, wir wissen, dass es mit ihm nicht einfach ist", erklärt die Mutter. Deshalb, sagt sie, hatte die Familie direkt auf die Idee der Schulleitung reagiert, eine Integrationslehrerin für ihr Kind anzufordern. "Auf die warten wir noch immer. Das Jugendamt hat weder zugestimmt noch abgelehnt. Es gab überhaupt keinen Bescheid", beklagt sich der Stiefvater. "Beim stationären Aufenthalt im SPZ haben wir ganz nebenbei erfahren, dass der Antrag auf Eis gelegt worden sei", ergänzt die Mutter. Doch die Bearbeitung des Antrags sei überaus wichtig. Denn auch bei der vom Jugendamt vorgeschlagenen Schule in Bildstock sollte die Beschulung durch eine Integrationskraft unterstützt werden. Doch die gibt es für Max nicht.

Zwischenzeitlich, sagt die Mutter, war die Familie auch damit einverstanden, dass eine Umschulung ins Pallotti-Haus in Neunkirchen erfolgen kann. "Dann wäre mein Sohn zwar nur am Wochenende daheim, aber vielleicht bekäme er dort endlich Halt und eine Kontinuität", sagt sie. Die fehlt dem Jungen gänzlich. "Er fragt jeden Tag, wann er endlich wieder in die Schule darf. Wenn wir auf andere Kinder treffen, weiß er mittlerweile schon gar nicht mehr, wie er sich verhalten soll. Die meiste Zeit ist er bei uns oder bei den Großeltern", sagt der Stiefvater.

Unter dem derzeitigen Zustand, so Claudia, leiden mittlerweile auch die Geschwister. Die Eltern wünschen sich, dass endlich das Jugendamt in Saarbrücken aktiv wird. "Von dort heißt es immer nur ‚abwarten'. Getan hat sich seit Oktober nichts; hier fehlt es einfach an jeglicher Hilfestellung", sagt die Mutter. Nur eines lehnt die Familie strikt ab: eine stationäre Unterbringung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. "Ich bin für vieles offen, auch eine Wohngruppe in der Woche ist denkbar, aber in die Psychiatrie gehört mein Kind nicht", betont sie.

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