Popjazz ohne Zuckerguss

Völklingen · Die Saarbrücker Formation Caleido-Club eröffnete am Freitag die Saison des Völklinger Hüttenjazz auf dem Gelände des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Das Festival findet noch bis zum 26. August statt.

 Die Band Caleido-Club begeisterte das Publikum beim Eröffnungskonzert des Völklinger Hüttenjazz. Foto: Iris Maurer

Die Band Caleido-Club begeisterte das Publikum beim Eröffnungskonzert des Völklinger Hüttenjazz. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Am vergangenen Freitag hat die neue Saison des Völklinger Hüttenjazz begonnen. In ihrem 17. Jahr sieht Meinrad Maria Grewenig , Chef des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, die Musikreihe "am Horizont des Erwachsenseins". Was ursprünglich begann, um eine Veranstaltungslücke am Freitag zu stopfen, sei heute ein richtig gutes Projekt, sagte Grewenig bei der Präsentation des aktuellen Programms: "Was die Qualität betrifft, sind wir überragend." Die künstlerische Leitung liegt einmal mehr in Händen von Oliver Strauch, Saarbrücker Jazzschlagzeuger und Professor der Hochschule für Musik Saar (HfM). Es ist die siebte Hüttenjazz-Saison von Strauch, der auf den ursprünglichen Leiter Ivo Müller folgte.

Mit "Young Lions" überschreibt Strauch nun die sieben Konzerte zwischen 8. Juli und 26. August. Das Motto verspricht freitags um 18 Uhr jungen Jazz aus der Großregion und aus verschiedenen deutschen Großstädten und möchte Bezüge zur aktuellen Völklinger Buddha-Ausstellung und zum Jazzumfeld deutscher Hochschulen aufzeigen.

Im HfM-Dunstkreis formiert hat sich die Saarbrücker Formation Caleido-Club, die nun auf dem bereits vor Veranstaltungsbeginn randvollen Zimmerplatz des Weltkulturerbes beim Bistro B40 den Hüttenjazz 2016 eingroovte. Der oftmals schlafwandlerisch dahinfließende Popjazz war genau die richtige Kost für einen heißen Sommerabend. Die Caleido-Club-Songs entspringen allesamt der Feder von Frontfrau Annika Jonnson. So eigenwillig wie Jonnsons Moderation sind auch ihre Texte: Fantasievoll schweifen sie von Zwischenmenschlichem auch schon mal zu Themen wie Astronauten, Wikingern und Laborratten ab. Unverfälscht, natürlich, ohne überflüssigen Zuckerguss präsentierte sich die gebürtige Schwedin als Sängerin. Ein Paradebeispiel für die Konzentration aufs Wesentliche war Jonnsons Interpretation des Klassikers "My romance".

Ob Funky-Rhythmen, Swingendes oder Rockiges, die Begleiter Stephan Goldbach (Kontrabass) und Kevin Nasshan (Schlagzeug) sorgten für anregende Schwingungen. Und auch bei den Frontleuten war Geschmackssache, wer einem besser gefiel: der im Lyrischen wie bei bläserischer Brillanz gleichermaßen versierte Trompeter Manuel Scherer oder Manuel Krass, der dem Fender-Rhodes-Piano unzählige Nuancen entlockte. Das begeisterte Auditorium erklatschte eine Zugabe, bei der Annika Jonnson sängerisch geradezu explodierte. Bei weiterem, ebenfalls eintrittsfreiem Hüttenjazz können sich die Blue-note-Fans auf das Kölner Quartett um den Saxofonisten Martin Gasser freuen (29. Juli) und die Luxemburger Jeff Herr Corporation (5. August) mit Saxofonist Maxime Bender. Am 12. August steigt Programmchef Oliver Strauch persönlich aufs Podium, mit dem Luxemburger Saxofonisten David Ascani und dem Mannheimer Kontrabassisten Johannes Schaedlich. Gast bei der Metzer Formation Tortur am 19. August ist die in Saarbrücken ausgebildete Pianistin Kaori Nomura, und zum Saisonfinale (26. August) kündigt Strauch ein Trio um Clara Haberkamp an, "eine der aufstrebenden Jazzmusikerinnen Europas". Der nächste Völklinger Hüttenjazz findet am Freitag, 22. Juli, um 18 Uhr mit "Elements of Tomorrow" (Essen) statt. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei.

voelklinger-huette.org

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