Ein geschmeidiger Start

Völklingen · Apotheke und Sanitätshaus sind schon seit voriger Woche offen. Nun sind auch die drei Bauherren mit ihren Orthopädie-Praxen ins neue Haus eingezogen. Nebendran sind freilich noch Handwerker zugange.

Manchmal passen Kleinigkeiten verblüffend gut zusammen, obwohl man gar nicht darauf hin gearbeitet hatte - möglicherweise ein gutes Omen, dass sich auch das Große und das Ganze insgesamt fügen. So ist im neuen Völklinger "Orthopaedicum" in der Poststraße das Rot der Sitzschalen im Wartezimmer nahezu das gleiche wie das der Schränke im Team-Aufenthaltsraum. Und wie das der metallenen Papiermülleimer. Und der Polo-Shirts der Mitarbeiterinnen - "Zufall!", staunt da sogar Bauherr Dr. Matthias Kern.

Gestern Morgen war für ihn und seine Bauherren-Kollegen Dr. Björn Bersal und Dr. Andreas Karsten ein großer Tag: In dem neuen, für etwa vier Millionen Euro errichteten Haus wurde der reguläre Sprechstundenbetrieb der Orthopädie aufgenommen. Vorausgegangen waren am Donnerstag und Freitag zwei Testläufe unter Realbedingungen. Die Schwierigkeit bestand darin, übergangslos drei Praxen mitsamt Terminvergaben zu einer einzigen zu verschmelzen. Wer sich vor Augen führt, dass keine Inbetriebnahme einer neuen Kaffeemaschine oder gar eines Handys ohne Lernübungen von der Hand geht, der staunte, wie geschmeidig dieser Start vollzogen wurde.

Zwar waren noch Maler und Elektriker, Lüftungstechniker und Gartengestalter im und am Haus an der Arbeit, waren noch nicht alle Fenster gewienert und nicht alle Bilder aufgehängt. Den Patienten aber fehlte es an nichts, nicht einmal an den Zeitschriften und an der einladenden Orchidee auf dem Empfangstresen. "Die ganze Praxisausstattung ist am Start, sogar der Huber", sagte Kern glücklich. Wobei es sich beim besagten "Huber" nicht um den Hausmeister handelt, sondern um eine Maschine zur Diagnostik von Muskelfunktionen, die vor allem bei Sportlern gefragt ist.

Überhaupt war ja die medizin-unternehmerische Idee, unter einem Dach alles anzubieten, was die konservative (also nicht operative) Orthopädie zu bieten hat, und das auf einer architektonisch anspruchsvollen, fürs Auge adretten und großen Fläche. Was direkt auffällt: Es gibt mehr Licht, als man üblicherweise in Arztpraxen antrifft. Und mehr Platz. So stehen, um ein Detail hervorzuheben, die Stühle in den Wartezonen nicht eng an eng, sondern mit Luft dazwischen.

Am 1. August sollen als Mieter die gynäkologische Praxis und der Physiotherapeut einziehen, am 1. Oktober der Ergotherapeut. Bereits vor einigen Tagen gestartet sind das Sanitätshaus Pauly und die "Alpha"-Apotheke. Sie war bislang drei Hausnummern entfernt und schlüpfte nun in den "Gesundheits-Komplex". Inhaberin Jördies Trier, seit 2002 in der Poststraße selbstständig, hatte bereits am 4. Juli offiziell eröffnet und freut sich, denn ihr neues Geschäft "kommt sehr gut an". Die Apotheke verfügt über ein Detail, das Einzelhandels-Experten allerorten empfehlen, um einer älter werdenden Klientel den Einkauf zu erleichtern: eine berührungslos öffnende Eingangstür.

Auch Claudia Pauly hat in Völklingen investiert, nämlich ihre drei Sanitätshäuser in Sulzbach (Stammsitz), Püttlingen und Heusweiler um ein viertes ergänzt. Wo früher Sport Lenz die Völklinger mit Skiern versorgte, können sie nun Bandagen bekommen. Blickfang des modernen Geschäftes ist übrigens ein uralter, prächtiger Holzschrank.

In der Poststraße meinte man gestern Morgen bereits mehr Menschen anzutreffen als in den Tagen zuvor. Generell gelten Arztpraxen ja als "Frequenzbringer", das heißt, sie ziehen Menschen an, die dann auch idealerweise etwas kaufen oder in der Gastronomie verweilen. Hans Agostini, Sprecher der Völklinger Kaufleute, freute sich gestern auch, dass der Durchgang, den das "Orthopaedicum" zur Forbacher Passage offengelassen hat, die Poststraße wieder enger an das städtische Leben anbindet; sie ist nicht mehr so "abgeschottet" wie früher.

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