Kaufhof-Dach wird in Päckchen entsorgt

Völklingen. "Guck mal, da oben" - eine Familie ist stehen geblieben vor dem Gebäude des ehemaligen Kaufhofs, der Vater weist zum Dach des Baus. Von dort schwebt an der Krankette gerade ein merkwürdiges Paket herab, landet mit sachtem Rums im Schutt-Container. Die Kette schwebt wieder nach oben, lädt das nächste Paket

Völklingen. "Guck mal, da oben" - eine Familie ist stehen geblieben vor dem Gebäude des ehemaligen Kaufhofs, der Vater weist zum Dach des Baus. Von dort schwebt an der Krankette gerade ein merkwürdiges Paket herab, landet mit sachtem Rums im Schutt-Container. Die Kette schwebt wieder nach oben, lädt das nächste Paket. Am Kaufhof-Querriegel sind die Abrissarbeiten in vollem Gange. Genauer: Sie sind sichtbar geworden, Bagger und Kran rücken jetzt der Außenhaut des Baus zuleibe. Doch für die Abbruch-Fachleute der Neunkircher Firma F & R ist das, was nun Passanten neugierig macht, nur der kleinere Teil des Großprojekts. "Das Schlimmste war die Innen-Entkernung", sagt Polier Andreas Schliepat. Alle möglichen Materialien habe man einzeln demontieren und getrennt entsorgen müssen, vom Teppichboden bis zu den Neonleuchten, vom Putz bis zu Dämmmaterialien, die verschiedenste Schadstoffe enthielten. Vermummt mit Atemmaske und Kapuzen-Overall, kratzt gerade ein Arbeiter mit der Schaufel bienenwabenartiges Zeug von dünnen Metallplatten, Isoliermaterial auch das. "Mit Pestiziden belastet", sagt Schliepat, "nur leicht, aber zur Sicherheit muss trotzdem Schutzkleidung sein."Die Pakete an der Krankette - "drei Stück davon wiegen 1,3 Tonnen" - enthalten das Kaufhof-Dach. In handlichen Stücken, 50 mal 70 Zentimeter. Es sei nicht möglich gewesen, die Bitumen-Pappe vom Beton abzulösen; so habe man die 30 mal 25 Meter große Fläche halt zerschnitten, erklärt Schliepat. Einer der Arbeiter, die auf dem Dach für neue Päckchen-Ladungen an der Krankette sorgen, winkt fröhlich nach unten. Sobald der 27-Meter-Bagger wieder an der Reihe ist, geht es weiter mit dem Ablösen der Fassadenverkleidung. Etliche der Aluminiumplatten sind schon entfernt, der Bau hat große Löcher. Bis heute Abend, schätzt Schliepat, wird das zu Ende sein. Dann wird der Bagger sich von der Rathausstraße aus in den Betonkern der Baus knabbern. Einen Vier-Meter-Riegel zur Alten Schulstraße wird er stehen lassen und sich erst einmal nach links wenden: Auch das historische Nachbarhaus in der Karl-Janssen-Straße soll fallen. "Bis auf die Giebelwand, die kommt zuletzt", sagt Schliepat. Die werde der 70-Tonnen-Bagger am Schluss nach innen ziehen, Richtung Kaufhof-Standort, damit die Nachbarbauten keinen Schaden nehmen. Und dafür müsse erst einmal solider Untergrund für den Bagger frei sein. Ende September soll alles fertig sein. "Sofern wir nicht noch Überraschungen erleben", fügt Schliepat hinzu - wenn man auf Bau-Details stoße, die zuvor nicht absehbar waren, dann könne sich der Zeitplan womöglich verzögern. Man merkt: Mit Überraschungen rechnet er nicht mehr. Nebenan, vor dem Juweliergeschäft Scheffel, arbeiten Gerüstbauer. Eine Passage entsteht dort, erläutert Schliepat, die Passanten vor möglichem Brockenflug schützt. Wiederum Vorsicht: "In 99,9 Prozent der Fälle passiert nichts", sagt Oberpolier Gerlando Greco, "und wir haben Erfahrung. Aber wir sind Menschen, auch wir können Fehler machen."Passage, aha: Für Juwelier Wulf Scheffel ist das neu, das halb zugestellte Schaufenster macht ihn nicht gerade froh; sein Umsatz, berichtet er, habe sehr gelitten durch die Abrissarbeiten. Er hofft, dass sie bald zu Ende sind - damit seine Kunden bald wiederkommen. "Das Schlimmste war die Innen-Entkernung." Andreas Schliepat, Polier

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