Der Neue kommt von außerhalb

Völklingen · Der Völklinger Stadtrat hat gestern Abend in nichtöffentlicher Sitzung einen neuen Geschäftsführer für die Stadtwerke-Holding berufen: Michael Böddeker. Die Entscheidung fiel mit „überwältigender Mehrheit“, sagte Oberbürgermeister Klaus Lorig nach der Sitzung.

Angefangen hat er als Anwalt, mit einer Kanzlei, die sich auf die Restrukturierung wackliger Firmen spezialisiert hatte. Irgendwann aber, sagt Michael Böddeker, Jahrgang 1962, habe ihn geärgert, "dass Sie als Anwalt erst geholt werden, wenn Unternehmungen gescheitert sind". So hat er sich in Unternehmen engagiert. Energieversorgung, Entsorgung, öffentlicher Nahververkehr waren in den vergangenen zehn Jahren seine Arbeitsfelder. Gelassen, ohne Auftrumpfen, sagt er: "Alle Restrukturierungen sind gelungen."

Daher traut er sich zu, die angeschlagenen Stadtwerke Völklingen wieder auf die Beine zu stellen. Auch die, die ihn ausgeguckt haben für die Aufgabe, trauen es ihm zu. "Einstimmig", sagt Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), sei das Votum ausgefallen.

Das Auswahlverfahren hatte mehrere Stufen. Im März wurde die Geschäftsführer-Stelle ausgeschrieben. Fast 100 Bewerber hätten sich gemeldet, berichtet Lorig. Nach der ersten Durchsicht - wer hat überhaupt die nötigen Qualifikationen? - seien etwa 30 übriggeblieben. Zur zweiten Runde kam eine "renommierte" (Lorig) Personalberatungsfirma ins Spiel. Mit sieben Bewerbern gab es Gespräche. Drei davon wurden zu einem so genannten Assessment eingeladen, einem besonders intensiven Check der persönlichen Fähigkeiten. Das Auswahl-Team sei sich danach einig gewesen, dass Böddeker der beste Kandidat sei für die Völklinger Stadtwerke-Aufgaben. Zum Team gehörten ein Vertreter der Personalberatung, die beiden Interims-Geschäftsführer Christian Glaser und Peter Schade, Bürgermeister Wolfgang Bintz als Vertreter des Stadtwerke-Gesellschafters Stadt Völklingen und Stefan Rabel, CDU-Fraktionschef im Stadtrat, als Vertreter des Stadtwerke-Aufsichtsrats.

Erik Kuhn, SPD-Fraktionschef, erklärte gestern Nachmittag, er werde in der abendlichen Ratssitzung für Böddeker stimmen. Die große Mehrheit seiner Fraktion wohl auch. "Der OB ist ja nicht mein Freund", sagte er - aber das Auswahlverfahren sei "sauber gelaufen", genau so wie im Rat besprochen, und "ich vertraue da dem Herrn Schade".

Unterstützung auch von der CDU-Fraktion. Das Auswahl-Gremium habe den "einhelligen Eindruck" gewonnen, dass Böddeker der Geeignetste sei für die Stadtwerke , sagte Fraktionschef Stefan Rabel; "ich bin vor allem sehr zufrieden mit dem Verfahren". Denn das gewährleiste, dass Fachliches die Hauptrolle spiele und nicht Parteibuch oder persönliches Netzwerk. Und: "Es ist gut, dass jemand von außen kommt."

Die Grünen-Fraktion hingegen will Böddeker nicht wählen, sagte Fraktionschef Manfred Jost, "weil wir im Auswahlverfahren nicht beteiligt waren". Mit der Person des Kandidaten habe das nichts zu tun. Der sei der Beste, erkläre OB Lorig - "aber dem Völklinger OB glaube ich nichts mehr".

Denise Baldauf wiederum, Chefin der FDP/FWG-Fraktion, hält viel vom Auswahlverfahren: Es sei "objektiv". Und für sie zähle, dass Böddeker Erfahrung mitbringt. Jedoch, so sagte sie gestern Nachmittag, wünsche sie sich einen "besseren Informationsfluss" - Details zum Kandidaten habe der Rat erst spät erfahren.

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