Bürger wehren sich gegen Windpark Bürger wehren sich gegen Windpark
Völklingen · Die Bürgerinitiative Gegenwind hatte zur Versammlung eingeladen. Anwohner ziehen jetzt gegen den Windpark Bous vor Gericht.
Erneut waren sie ein Thema der Völklinger und Püttlinger Bürgerinitiative (BI) Gegenwind: die Windräder, die die Firma Dunoair in der Region aufbauen will. Nicht direkt auf Völklinger oder Püttlinger Boden, aber an den Ortsrändern der Nachbargemeinde Bous. Besonders die Völklinger Röchlinghöhe und der Püttlinger Mathildenschacht liegen nicht weit entfernt, ebenso das Klinikum in Püttlingen.
Unter anderem der Völklinger Michael Altpeter von der BI sprach am Dienstagabend vor knapp 100 Interessierten bei der Info-Veranstaltung in der Eventhalle der Firma PBS an der Völklinger Hofstattstraße.
Noch immer werden schädlichen Folgen der Windkraftanlagen befürchtet, Schall und Infraschall oder auch eine „optisch bedrängende Wirkung“. Verstärkt wurden diese Ängste durch die Visualisierung, die Altpeter präsentierte.
Sie sollte vor Augen führen, wie sich die Windräder in der Umgebung ausnehmen. Wut richtet sich gegen die Nachbarkommunen, die solche Windkraftanlagen genehmigen – ausgerechnet an der Gemeindegrenze, so dass die eigenen Bürger wenig betroffen sind, die Nachbarn aber unter Beeinträchtigungen zu leiden hätten. Noch immer ärgern sich die Betroffenen über mangelnde Transparenz der Politik, die, wie Altpeter meint, viel zu oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Thema tagen würde. Wie zuletzt im Völklinger Stadtrat.
Groß auch der Ärger darüber, wie unter dem Deckmantel der Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen schonungslos mit der Natur umgegangen werde. Schließlich würde allerhand Baumbestand geopfert, hieß es am Dienstagabend. Und der modernen Technik, die Windräder rechtzeitig abschaltet, falls sich geschützte Vögel, Fledermäuse oder auch Flugzeuge nähern, traut Altpeter auch nicht: „Fledermaus und Co bleibt dann die Wahl zwischen Umzug und Geschreddert werden“, zeichnet er ein düsteres Bild
Noch schlimmer sei: Sollte die Unesco in einem vorläufigen Bescheid keine Bedenken wegen des Weltkulturerbes Völklinger Hütte äußern, dürfe die Windkraftanlage bis zum Eintreffen des endgültigen Bescheides bereits „bis zur Sichtbarkeitsgrenze“, also bis Baumwipfelhöhe gebaut werden, so Altpeter.
Weltkulturerbe-Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig war übrigens ebenso Gast der Versammlung wie die Völklinger OB-Kandidaten Christiane Blatt (SPD) und Kevin Frank (CDU). Beide bekräftigten ausdrücklich, sie seien keine Windkraftgegner. Dafür gab es Applaus – womit die Versammlung wohl ausdrücken wollte, dass man auch nicht partout gegen erneuerbare Energien sei. Eben bloß nicht auf Biegen und Brechen, wie in den aktuellen Fällen.
Die von der saarländischen Landesregierung in Aussicht gestellte geänderte Genehmigungspraxis für Windkraftanlagen komme für die Anlagen in Bous und Schwalbach (also ebenfalls in der Nachbarschaft zu Püttlingen) zu spät, bedauerten Betroffene.
So müssten Bürger, die sich vor Gericht wehren wollen, nun eine Menge Geld aufbringen. Sie sprechen von einer vier-bis fünfstelligen Summe, die notwendig sei, um ihr Recht vor dem Verwaltungsgericht in Saarlouis einzuklagen. Die Infoveranstaltung in Völklingen war demzufolge auch ein Werben um Solidarität mit den klagenden Anwohnern vom Püttlinger Mathildenschacht.