Beeindruckt von diesem Angebot

Sulzbach · Ein Kind, bei dem kurz vor der Einschulung mangelnde Sprachkompetenz festgestellt wird, hat die Chance, dies auszubügeln. In Sulzbach hat sich Minister Ulrich Commerçon darüber ausgiebig informiert.

 Minister Ulrich Commerçon kam mit Kindern der Mellinschule und mit Lehrerin Theresia Hirsch ins Gespräch. Foto: Iris Maurer

Minister Ulrich Commerçon kam mit Kindern der Mellinschule und mit Lehrerin Theresia Hirsch ins Gespräch. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Gelegentlich erinnern Ministerbesuche an Hubschrauber-Starts: Viel Staub aufwirbeln und schnell verschwinden. Der Besuch von Bildungsminister Ulrich Commerçon beim Projekt "Früh Deutsch lernen" an der Mellinschule in Sulzbach machte eine wohltuende Ausnahme. "Ich bin nicht gekommen, um spielende Kinder zu sehen. Ich will einen wirklichen Eindruck bekommen", betonte der SPD-Politiker.

Im Projekt "Früh Deutsch lernen" arbeiten derzeit saarlandweit 80 Sprachförderkräfte in 166 Kursen an 125 Schulen und elf Kindertagesstätten . "Der Kurs beginnt in der Regel im Januar und geht dann nach den Sommerferien weiter", erklärte Theresia Hirsch, die seit nunmehr zwölf Jahren Sprachförderunterricht in Sulzbach anbietet, "wichtig ist dabei ein enger Elternkontakt. Die Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten ist in den Jahren gewachsen und läuft hervorragend."

Das Angebot richtet sich an Kinder kurz vor der Einschulung , bei denen mangelnde Sprachkompetenz festgestellt wurde. Dabei werden aber nicht nur Kindergartenkinder einbezogen, auch diejenigen, die nicht an dem vorschulischen Angebot teilnehmen, werden erfasst und in den Kursen gefördert. "In Sulzbach haben wir derzeit zwei Gruppen mit etwa 12 bis 14 Kindern", berichtet Schulleiterin Birgit Amman, "es sind übrigens nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund."

Bei seinem Besuch wurde Commerçon gleich in die tägliche Arbeit einbezogen. Beim Begrüßungslied "Zieh den schweren Stiefel aus - puh, da kommt Stinkeluft heraus" sang und tanzte er kräftig mit. Anschließend betätigte sich der fünfjährige Logan als Wetterfrosch und die gesamte Gruppe erzählte das Märchen vom Rotkäppchen. Dabei wechselten die Erzähler ebenso oft wie Hochdeutsch und Dialekt. Dennoch wurden die Fortschritte der Kinder offenkundig. "Es sind einige im Kurs, die sich normalerweise überhaupt nicht trauen zu sprechen, wenn Fremde da sind", betonte Theresia Hirsch. Der Bildungsminister zeigte sich sichtbar beeindruckt und versprach, sich auch künftig für die Fortführung des Projekts "Früh Deutsch lernen" einzusetzen. Angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen scheint sogar eine Ausweitung auf ältere Kinder erforderlich. Denn die werden bislang auf ministerielle Anweisung eher nach dem Alter denn nach ihren schulischen und sprachlichen Fähigkeiten in die Klassenstufen einsortiert. "Das war mir so nicht bewusst", gestand Commerçon", da müssen wir mehr Flexibilität reinbekommen. Aber wir müssen das auch haushaltsrechtlich absichern." Dabei fühlt sich nicht nur das finanzschwache Saarland von der Bundesregierung im Stich gelassen, wie Commercon betonte: "Kein Bundesland wird die Integration der Flüchtlinge schaffen, wenn der Bund seiner Verantwortung nicht nachkommt. Natürlich sind Wohnungen wichtig, aber ohne Bildungsteilhabe wird die Integration schiefgehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort