Schräger Angriff auf Lachmuskeln

Malstatt · Die „Bombastics“ sind ein deutsches Musik-Comedy-Trio. Thomas Münzer moderiert mit Totengräber-Appeal. Den Kontrapunkt setzt der fidele Charmeur Jürgen Demant, und Doris Friedmann bezaubert als stimmstarke Ulknudel.

 Die „Bombastics“ – im Bild Doris Friedmann – rissen ihre Späße im Hof der Malstatter Kirchbergschule. Foto: Kerstin Krämer

Die „Bombastics“ – im Bild Doris Friedmann – rissen ihre Späße im Hof der Malstatter Kirchbergschule. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Drei Freaks, die einem altertümlichen Jahrmarkt entsprungen scheinen - das sind "The Bombastics". Die Dame trägt farblich unterschiedliche Ringelstrümpfe und eine Chrysantheme im Haar, der Herr im schwarzen Anzug hat das Gesicht weiß gekalkt, der andere balanciert einen Mini-Bowler-Hat auf der Glatze.

Bewaffnet sind sie mit Akkordeon, einem weißen Kontrabass und einer Mini-E-Gitarre; ihre Munition sind Zollstöcke und Luftballons, entgleisende Gesichtszüge und die Lust am Verquirlen unterschiedlicher Musikstile. Und mit dem Kampfruf "Yeah!" starten sie einen schrägen Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer.

Am Sonntagabend machte das Musik-Comedy-Trio aus deutschen Landen im Rahmen der "Sommer Szene" mit seiner "Funny Mother Tour" Station auf dem Hof der Kirchbergschule in Malstatt . Die drei sind professionelle Musiker mit Clownausbildung und seit sechs Jahren auf ihre Art eine Rarität im internationalen Kulturbetrieb.

Thomas Münzer gibt als "Strangeman" den miesepetrigen, krähenartigen Conférencier, der mit seinen gruseligen Gesten genauso gut im Western als Totengräber anheuern könnte. Jürgen Demant sammelt Charmepunkte als fidele Knutschkugel, und Doris Friedmann bezaubert als stimmstarke, dralle Ulknudel. Und manchmal verlieren sie die Contenance und müssen über sich selbst lachen - angesteckt von der Heiterkeit des Publikums, das ihnen von Anfang an zu Füßen liegt.

Und warum? Weil die Bombastischen mal rasant körperlich und dann wieder zart poetisch sein können. Weil Friedmann ganz unglaubliche Grimassen schneidet, wenn sie etwa die einhändige Kunst des Schminkens demonstriert oder bei ausgeflippten Tänzchen wild über die Bühne hopst.

Weil Demant mit hemmungslos kindlicher, ja alberner Lust am Spielen aus Zollstöcken Hunde formt oder menschliche Dramen nachstellt - grandios, wie die "Titanic" hier Schiffbruch erleidet. Und weil Münzer zum Erbarmen sauertöpfisch dreinschaut oder mit Akribie englischsprachige Texte auseinander nimmt, um sie akkurat ins Deutsche zu übertragen und pathetisch zu zelebrieren: Da wird für Todessehnsüchtige, die von ihrem "Säugling" ("Baby") verlassen wurden, Elvis' "Heartbreak Hotel" zum "Herzbrech-Hotel" am Ende der Einsamkeitsstraße.

Überhaupt, die Musik . Da pendeln die drei zwischen minimalistisch und üppig. Zwischen Ballade und Oper, zwischen Balkanblues, Punkabilly und Italoswing, zwischen Jazz und Canzone - eine anarchische Mischung, die von den dreien selbst als "Swissfado" bezeichnet wird. Klar, dass Zugaberufe laut wurden: Bei einer Tarantella hielt es keinen mehr auf den Holzbänken.

Die "Sommer Szene" macht heute, Dienstag, 18. August, Station auf dem Schlossplatz. Um 21 zeigen dort die "Five Foot Fingers" ihr groteskes Zirkusvariété.

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