Stadt gibt Burbacher Geld für Promenade aus

Burbach · Rund zwei Millionen Euro hat der Bund für Projekte in Burbach bewilligt. Die Hälfte davon soll aber nun doch nicht in Burbach verbaut, sondern für die Berliner Promenade verwendet werden.

 Der neue Quartiersgarten hinter der Eligius-Kirche (hier 2014) sei zu wenig für die Entwicklung des Stadtteils, sagt die Interessengemeinschaft Burbach. Archiv-Foto: Dietze

Der neue Quartiersgarten hinter der Eligius-Kirche (hier 2014) sei zu wenig für die Entwicklung des Stadtteils, sagt die Interessengemeinschaft Burbach. Archiv-Foto: Dietze

Foto: Dietze

"Märchenbücher" seien sie, die Abschlussberichte zu den Förderprogrammen "Soziale Stadt" und "Stadtumbau West", die die Stadtverwaltung nun dem Bezirksrat West und dem Stadtrat vorgelegt hat, sagt Hans-Jürgen Altes. Er ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Burbach (IGB), der Dachorganisation der Burbacher Vereine und Kirchengemeinden. So toll, wie die im Baudezernat verfassten Berichte tun, sei es nicht gelaufen in Burbach .

3,8 Millionen Euro aus "Soziale Stadt", einem Förderprogram von Bund, Land und Stadt, sind zwischen 2003 und 2013 nach Burbach geflossen - unter anderem für die Begegnungsstätte St. Eligius mit ihrem Quartiersgarten, für den Kinderkochclub "Flotte Lotte", fürs Stadtteilmanagement und einen Verfügungsfonds, aus dem kleinere Projekte bezuschusst wurden.

Schön und gut, sagen die IGB-Vorstandsmitglieder Hans-Jürgen Altes, Ursula Theres und Axel Biehl. Aber ist der sogenannte Kirchgarten wirklich das Sinnvollste gewesen, was man mit dem Geld habe machen können, fragt Theres. Der Garten liegt hinter der Kirche, verändere das Bild des Stadtteils also nicht wirklich. Zum Kirchgarten gebe es unterschiedliche Meinungen sagt Altes. Aber dass die Stadt in der Saarburger Straße Bäume gepflanz hat, löse "allgemeines Kopfschütteln" aus.

Bei mindestens einem der vom Stadtplanungsamt organisierten 16 "Runden Tische " sei von den Vereinen mit Nachdruck gefordert worden, mit dem Geld doch besser in den Burbacher Saarwiesen Wasser- und Stromanschlüsse für einen Biergarten zu bezahlen. Die Stadt habe doch lieber Bäume gepflanzt, "wo kaum jemand wohnt", sagt Altes. Überhaupt: Die "Runden Tische " seien eh nur Veranstaltungen gewesen, auf denen die Stadt sagte, was sie tut.

Deshalb organisiert die IGB nun selbst eine Stadtteilkonferenz. Am kommenden Dienstag, 24. November, um 18.30 Uhr sollen die Burbacher im Pfarrzentrum St. Eligius "wirklich zu Wort kommen". Dort wird es auch um das Förderprogramm "Stadtumbau West" gehen. Zwischen 2008 und 2015 waren 1,9 Millionen Euro für Burbach zugesagt, sagt Alex Biehl, der selbst Stadtteilmanager in Burbach war und sich nun im örtlichen Kulturverein engagiert. Knapp 950 000 Euro davon wurden vor allem für den Kauf des Kirchengeländes St. Helana im Füllengarten und die neue Kindertagesstätte dort ausgegeben. Der Rest - "nicht benötigte Rest-Fördermittel" - sollen in Absprache mit dem Bund in die "städtische Gesamtmaßnahme Berliner Promenade" fließen, heißt es im Abschlussbericht.

"Da geht eine Million Euro am Stadtteil vorbei", ärgert sich Biehl. Und die Stadtverwaltung, die in den Abschlussberichten davon spricht, wie wichtig die Beteiligung der Bürger sei, habe es nicht für nötig gehalten, darüber in Burbach zu informieren. Man hätte das Geld zum Beispiel für die weitere Entwicklung des Füllengartens ausgeben können, sagt Altes. Auch für ein bereits geplantes flaches Glasdach auf dem Burbacher Markt sei angeblich kein Geld dagewesen. Stattdessen wurde ein unattraktives spitzes Holzdach gebaut, sagt Altes.

Die Stadtteilkonferenz am Dienstag - als die Burbacher die Interessenvertretung für ihren Stadtteil - solle das nun selbst in die Hand nehmen. Von Stadtverwaltung und Stadtrat sei da offenbar wenig zu erwarten.

Meinung:
Burbach ist zu Recht sauer

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Man wird im Saarbrücker Baudezernat viele Gründe haben, warum man rund eine Million Euro , die für Burbach zugesagt wurden, nicht dort ausgibt. Vielleicht sind sogar einige gute Gründe dabei. Dennoch: Wie das Baudezernat mit den Burbachern umgeht, ist schlimm. Dass man ohne Gespräche mit den Menschen, die sich in Burbach auskennen und die sich dort engagieren, einfach von "nicht benötigten Rest-Fördermitteln" spricht, nährt den Verdacht: Die Meinung der Menschen im Stadtteil interessiert nicht wirklich. Und die "Runden Tische " des Stadtplanungsamts sind eher Informationsveranstaltungen als Orte echter Diskussionen auf Augenhöhe.

Anfang Dezember entscheidet der Stadtrat, der in dieser Sache der Verwaltung offenbar blind gefolgt ist, wer das Baudezernat in den kommenden zehn Jahren leitet. Ob der Rat die Amtszeit von Rena Wandel-Hoefer verlängert oder sich für einen neuen Baudezernenten entscheidet, zwei Dinge sollten sich ändern: Die Entwicklung der Stadtteile muss nach all den Investitionen in der Innenstadt eine größere Rolle spielen. Und die Menschen im Baudezernat sollten lernen, den Menschen, für die sie planen, besser zuzuhören.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Interessengemeinschaft Burbach organisiert unter anderem das Dorfspektakel. Der neue Vorstand hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Aktivitäten der Vereine besser zu koordinieren. Um Konkurrenz durch zeitgleiche Termine zu verhindern, soll es einen gemeinsamen Veranstaltungskalender geben. Der Vorstand will sich verstärkt in die Stadtentwicklungspolitik einmischen, um "der Allwissenheit des Stadtplanungsamts" etwas entgegenzusetzen, wie der Vorsitzende Hans-Jürgen Altes sagt. ols ig-burbach.de

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