Was in Märchen drinnen steckt

Riegelsberg. Richtig gemütlich war es beim Märchenabend in der Riegelsberghalle. Die Organisatorinnen, die Riegelsberger Saar-Landfrauen, hatten den Vereinsraum schön herbstlich mit Blättern und Nüssen dekoriert. Zur Beleuchtung der Szenerie genügte Kerzenlicht. Im Mittelpunkt des Abends stand eine Märchenerzählerin aus Dudweiler

Riegelsberg. Richtig gemütlich war es beim Märchenabend in der Riegelsberghalle. Die Organisatorinnen, die Riegelsberger Saar-Landfrauen, hatten den Vereinsraum schön herbstlich mit Blättern und Nüssen dekoriert. Zur Beleuchtung der Szenerie genügte Kerzenlicht.

Im Mittelpunkt des Abends stand eine Märchenerzählerin aus Dudweiler. Hella Brust (60), gelernte Kinderpflegerin mit Fernstudium im Fachbereich Erwachsenenbildung, liebt Märchen über alles. Vor 15 Jahren lernte sie eine ausgebildete Märchenerzählerin kennen. Sie war so fasziniert, dass sie selbst auch eine Ausbildung bei der europäischen Märchengesellschaft in Rheine machte. Nun erzählt sie selbst Märchen: An Wochenenden in einer alten Mühle im Ruwertal, bei meditativen Abenden und mit Märchenstunden für Kinder oder, wie hier, für Erwachsene gibt sie das alte Wissen weiter.

Rund fünftausend Märchen und Sagen umfasst Hella Brusts digitale Bibliothek. Morgens, wenn der Kopf noch frei ist, nähert sie sich den alten Stoffen. "Satz für Satz, ich lasse mir Zeit", sagt sie. Das Wesentliche sei "den richtigen Ton für das jeweilige Märchen zu treffen", erklärt Hella Brust, "Kindern muss ich einfache, einsträngige Geschichten erzählen. Bei Erwachsenen darf es komplizierter sein."

Für Riegelsberg hatte sie Märchen von starken Frauen ausgesucht. Das Erste führte die Zuhörerinnen nach Russland. "Ich bin mal gespannt, was Sie dazu sagen, wie Sie es empfinden", sagt sie, und dann beginnt sie das Märchen zu erzählen: "Im Zarenreich lebte einmal ein Kaufmann . . ."

Die Geschichte handelt von einem schönen Mädchen, das von seiner Mutter eine Puppe erbt. Diese Puppe hilft ihr in allen Lebenslagen. Und so werden die böse Stiefmutter und die bösen Stiefschwestern besiegt, und als Happy End folgt die Hochzeit mit dem Zar.

Die Zuhörerinnen entdecken europäische Motive in dem Märchen, sie sehen Parallelen zu Aschenputtel, zu Dornröschen und auch zu den Erfahrungen im eigenen Leben. Man diskutiert darüber, warum im Märchen die Schönen immer gut und die Bösen immer hässlich sind. Hella Brust meint: "Märchen arbeiten mit Symbolsprache." Sie erläutert, dass "schön" daher gleichzeitig auch "gut" bedeute, und dass "heiraten" so viel wie "ganz werden" heißt.

"Märchen hört man mit dem Bauch, nicht mit dem Kopf", sagt die Erzählerin, und dann erzählt sie das Märchen von einer Frau, die auszog, sich ihren Mann zurück zu erobern: "Liebe Leute, die Geschichte, die ich euch erzählen werde, die ist so alt, dass ihr euch gar nicht vorstellen könnt, wie es damals zuging. Ein alter König ging im Garten spazieren . . ."

Auf einen Blick

Hella Brust lädt am Freitag, 4. Dezember, 19 Uhr, zum meditativen Märchenabend mit Entspannungsübungen in die evangelische Familienbildungsstätte Saarbrücken (Mainzer Straße). Infos auch im Internet unter www.hellasmaerchenmuehle.de.

Bei den Riegelsberger Saar-Landfrauen folgt am Mittwoch, 25. November, 19 Uhr, der Vortrag: "Engel - Biblische Grundlagen und Wirkungsgeschichte". Referent ist Diplom Theologe und Heilpraktiker Klaus Gerfelmeyer. Am 2. Dezember, 15 Uhr, folgt ein Kaffeenachmittag im Vereinsraum der Riegelsberghalle. Auch Nichtmitglieder sind willkommen (Kaffeegedeck mitbringen). hof

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