Bitterböse Pointen und unbeschwerte Heiterkeit

Quierschied · In jungen Jahren war die "freie Liebe" kein Thema für ihn, weil er leider zu schüchtern war. Später jedoch hat er schön dazugelernt. Und heute? "Will mich kenns meeeh." Und schon sind wir angekommen in der wunderbaren Welt der Dialekte. Die beherrscht Detlev Schönauer wie kaum ein anderer. Und erklärt als Bistro-Wirt Jacques auch gleich seinem Publikum, dass laut Untersuchung eines Herrenmagazins der bayerische Dialekt am erotischsten in ganz Deutschland sei. "Phonetisches Verhütungsmittel" sagt dazu der Mann auf der Bühne. Die meisten Lacher und den größten Applaus erntet Schönauer immer dann, wenn er sprachliche Besonderheiten zerpflückt. Und dabei auch dem Satz ",Eisch hann deisch saugäääre" - wohlbemerkt mit einem gerollten "r", das auch ein ehemaliger saarländischer Ministerpräsident hervorragend beherrscht - nicht viel Sexappeal abgewinnen kann.

 Meister im Grimassenschneiden: Detlev Schönauer. Mit seinem Programm ,,Geist ist geil“ trat er in der Alten Näherei in Quierschied auf. Foto: Iris Maurer

Meister im Grimassenschneiden: Detlev Schönauer. Mit seinem Programm ,,Geist ist geil“ trat er in der Alten Näherei in Quierschied auf. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Am Samstagabend in der Alten Näherei in Quierschied war der Kabarettist vor vollem Haus in blendender Form und teilte zwischendrin auch mal kräftig aus - vor allem in Hinblick auf die Verlogenheit. Tja, in Katar finde nun mal "bei 80 Grad im Schatten" die Fußball-WM statt, wobei dieser Staat auch die "IS"-Verbrecher mit Waffen unterstütze. Und wo kommen die her? Na, aus Deutschland, sagt Jacques. "Wer die meisten Waffen in Kriegsgebiete liefert, muss auch die meisten Flüchtlinge nehmen", fügt er bissig noch hinzu. Um gleich darauf die stets politisch korrekte Erwartungshaltung einiger gesellschaftlichen Gruppierungen zu geißeln, die anderen Leuten am liebsten das vermeintlich richtige Denken und Reden vorschreiben möchten. Etwa diejenigen, die sich mit dem Bürgersteig nicht anfreunden können, weil da die Frauen glatt vergessen wurden. Und so wird er eben umgetauft - in den "Steig für Bürgerinnen und Bürger". Au weia.

Unschwer erkennbar aber ist, dass Jacques' Zuhörer sich am besten unterhalten fühlen, wenn er seine bitterbösen Witze und den Zynismus wieder einpackt und umschwenkt auf unbeschwerte Heiterkeit. So erzählt er in seinem herrlichen Singsang-Plauderton von der Frau, die ihren Ehemann darum bat, nach dem Tod ihre Asche über H & M auszustreuen - weil sie dann halbwegs sicher sein könne, dass ihre Enkelinnen sie auch mal am Grab besuchen. Auch an Helene Fischer arbeitet sich der 63-jährige Bistro-Wirt ab. Die Frau sei ja mittlerweile omnipräsent. Da habe er, Jacques, schon mal Angst gehabt, den Klodeckel hochzuheben. Schönauers Stärke liegt auch darin, sich ungeliebten Themen höchst vergnüglich zu widmen. Selbst über schräge Beerdigungsszenarien kann man da ein ums andere Mal herzhaft lachen.

Lautstark forderte am Ende des rund zweistündigen Programms das Publikum die ein oder andere Zugabe. Ja, die Zugabe, sagt da der Meister des scharfsinnigen Witzes, und stellt sich vor, wie der Chef just zum Dienstschluss ins Büro des Angestellten schneit und schreit: "Zugabe! Zugabe!" Als Künstler erledige man das nach getaner Arbeit aber gerne, meinte Jacques, um noch ein paar köstliche Pointen rauszuhauen.

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