Mit Frack, Fliege und Pailletten

Püttlingen. Eine vollbesetzte Bühne, darauf 14 Musiker mit den verschiedensten Instrumenten. Jeder Einzelne gestriegelt von der Sohle bis zum Scheitel, standesgemäß in Frack und Fliege, beziehungsweise in Paillettenkleid, Netzstrumpfhose, Perlenkette und Federboa. Am Freitagabend wirkte der Veranstaltungsraum des Gasthauses Schmeer in Püttlingen ein kleines bisschen wie das alte Hollywood

Püttlingen. Eine vollbesetzte Bühne, darauf 14 Musiker mit den verschiedensten Instrumenten. Jeder Einzelne gestriegelt von der Sohle bis zum Scheitel, standesgemäß in Frack und Fliege, beziehungsweise in Paillettenkleid, Netzstrumpfhose, Perlenkette und Federboa. Am Freitagabend wirkte der Veranstaltungsraum des Gasthauses Schmeer in Püttlingen ein kleines bisschen wie das alte Hollywood."Revue-Orchester 1920" nennen sie sich und haben ihre Zuhörer in die Welt der guten alten Unterhaltungsmusik der Goldenen Zwanziger und Dreißiger Jahre entführt. Der Abend sollte als Vorpremiere und Generalprobe ihres neuen Programmes dienen, das unter dem Motto "Einmal Berlin - Charleston und zurück" steht. "Wir machen Musik, da bleibt euch die Luft weg", versprachen die beiden Sänger Martin Hermann und Lisa Helfer in einem ersten Ständchen dem Publikum, als es endlich losging. Denn die Zuhörer im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal hatten zuvor ungeduldig eine halbe Stunde auf gerade jenen Sänger warten müssen, - ihm war nämlich auf der Fahrt ebenfalls die Luft weggeblieben, weshalb er mit einer Reifenpanne auf der Autobahn feststeckte. Doch mit stimmungsvoller Musik und einer großen Sammlung unvergessener, ironischer Texte war die kleine Verspätung schnell Geschichte. "Ich hab mein Weibe nicht mehr gern, ich mag mit ihr nicht mehr verkehr'n, und jetzt frag ich mich bloß, wie werd ich sie los", interpretierten zwei Sänger und das Orchester, das aus vier Saxofonen, zwei Trompeten, Geige, Posaune, Schlagzeug, Banjo, Klavier und Bass bestand. Solche und ähnliche skurrile Gassenhauer aus früheren Zeiten brachten das Publikum schnell zum Schmunzeln. Die Bandbreite des Auftrittes war groß, sie reichte von Ragtime, Foxtrott und Walzer bis hin zu Tango und Swing, gesungen auf deutsch, englisch und französisch. "Die Zusammenstellung des Programms war gar nicht so einfach", schildert Martin Ade, der 2007 das Revue-Orchester 1920 ins Leben gerufen hat, "so können wir mit 14 Musikern nur einmal im Monat proben. Wir haben ja alle noch unsere Berufe und somit wenig Zeit." Inspiriert hatte den Trompetenlehrer, der an der Musikschule Püttlingen unterrichtet und wo auch geprobt wird, damals Max Raabe mit seinem Palastorchester. Die restlichen Bandmitglieder fanden sich schnell über Mundpropaganda aus dem ganzen Saarland zusammen. Nun ist das Revue-Orchester mit seiner Art, Musik zu machen, einzigartig in Südwestdeutschland."Leider ist es vielen Veranstaltern zu kompliziert, eine 14-köpfige Truppe mit so unzeitgemäßer Musik zu verpflichten. Aber hier im Gasthaus Schmeer kommt richtig stilechtes 20er-Jahre-Flair rüber", freut sich Martin Ade über den Raum, der mit Kronleuchtern und viel Gold und Silber prachtvoll glitzert und funkelt. Nach fast drei Stunden Musik, Tanzeinlagen, Gesang und Stepptanz war die Vorpremiere geglückt, nun darf man sich auf die "echte" Premiere freuen: Die findet am 19.Dezember um 20 Uhr in der Eisenbahnhalle in Losheim statt und verspricht ein weiteres Feuerwerk an guter Laune und ausgefallener Musik zu werden.

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