Den Sorgen davonfliegen

Püttlingen · Dank des Vereins „Kinder von Tschernobyl – Hilfe für Weißrussland“ können junge Weißrussen drei Ferienwochen im Köllertal verbringen. Der Verein kümmert sich bereits seit 1997 um Kinder aus dem Gebiet, in dem 1986 ein Kernkraftwerk außer Kontrolle geriet und das seither verstrahlt ist. Das Dorf heißt Shitkowitschi.

 2014 stand für die jungen Weißrussen auch ein Ausflug in den Abenteuerpark „Fun Forest“ in Homburg auf dem Programm. Dabei ging's für dieses Mädchen hoch hinaus. Archivfoto: Verein

2014 stand für die jungen Weißrussen auch ein Ausflug in den Abenteuerpark „Fun Forest“ in Homburg auf dem Programm. Dabei ging's für dieses Mädchen hoch hinaus. Archivfoto: Verein

Tschernobyl endet nicht an den Toren der gleichnamigen Stadt, auch nicht an den Grenzen der Ukraine. Junge Weißrussen, die noch heute die Auswirkungen der Atomkatastrophe aus dem Jahr 1986 am eigenen Leib spüren, sind das Hauptaugenmerk des Püttlinger Vereins "Kinder von Tschernobyl - Hilfe für Weißrussland".

Jedes Jahr lädt der Verein junge Weißrussen aus der Nähe der Stadt Tschernobyl ins Saarland ein. Zum diesjährigen Sommercamp kommen die "Kinder von Tschernobyl" aus einem weißrussischen Dorf namens Shitkowitschi. 27 Stunden Busfahrt haben die 30 Kinder im Alter zwischen neun und 15 Jahren Ende voriger Woche auf sich genommen, um im Saarland drei Wochen bei ihren Gasteltern verbringen zu können, wie Gottfried Holzer vom Vereinsvorstand erzählt. Zwei Betreuerinnen, die beide als Lehrerinnen tätig sind und sehr gut Deutsch sprechen, begleiten die Kinder.

Bis zur Rückreise am 15. August will Holzer es mit ermöglichen, dass die Kinder erholsame, unbeschwerte Tage verbringen können. Gesunde Luft, nährstoffreiches Essen und viel Abwechslung sollen in dieser Zeit ihr Immunsystem stärken. Die weißrussischen Behörden hätten zwar keine kranken Kinder als Teilnehmer ausgewählt, sagt Holzer. Er sei aber der Auffassung, dass man auch den als gesund eingestuften Kindern die Auswirkungen des Reaktorunglücks anmerke. Zwar habe er keine wissenschaftliche Erkenntnisse zu dem Thema, ihm und seinen Vereinskollegen erscheinen aber die jungen Weißrussen "im Vergleich zu Gleichaltrigen etwas schwächlicher".
Buntes Ferienprogramm

Hinzu komme, dass auch die kulturellen Angebote in der weißrussischen Heimat sehr beschränkt seien. Tatsächlich hat das Heimatdorf Shitkowitschi weder eine eigene Webseite noch einen Eintrag bei Wikipedia vorzuweisen. Nach hiesigen Maßstäben deutet das auf "tote Hose" hin. Umso wichtiger findet Holzer daher ein abwechslungsreiches Ferienprogramm im Saarland. Die 30 jungen Weißrussen werden demnach unter anderem wandern und klettern gehen, schwenken, den Saarbrücker Zoo besuchen und einen Abstecher in den Holiday-Park unternehmen. Vereine , Privatleute und Unternehmen unterstützen die Aktion durch Einladungen oder vergünstigten Eintritt. Alle würden mithelfen, die kleinen Gäste "glücklich und erholt zu ihren Familien in Weißrussland zurückzubringen".

Zu den Höhepunkten des Ferienprogramms zählt dabei das große, auch für andere Kinder offene Sommerfest unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, das am Sonntag stattfand. Dabei wurden den Kindern nach Vereinsangaben zahlreiche Attraktionen geboten. Der Fest-Erlös trägt dazu bei, dass auch 2016, im 30. Jahr nach dem Tschernobyl-Unglück, wieder junge Weißrussen ins Köllertal kommen können.kinder-v-tschernobyl.de

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HintergrundIm Püttlinger Verein "Kinder von Tschernobyl - Hilfe für Weißrussland" engagierte Familien nehmen seit 1997 Ferienkinder aus Weißrussland auf und unterstützen deren Eltern durch Spenden. Zusätzlich werden regelmäßig Hilfsgüter nach Weißrussland geschickt. red

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