Kunst trifft Industrie im Warndt

Großrosseln · Schächte, Bergehalden, Gerüste, Räder und Maschinen sind ihre Objekte. Mit breitem, wildem Pinselstrich und großer Intensität bannt die heute 61-jährige Karin Dumont Industrie auf die Leinwand.

 Karin Dumont mit Bürgermeister Jörg Dreistadt vor einem Bild von der Tagesanlage Warndt. Foto: Gemeinde Großrosseln/Nadia Haag

Karin Dumont mit Bürgermeister Jörg Dreistadt vor einem Bild von der Tagesanlage Warndt. Foto: Gemeinde Großrosseln/Nadia Haag

Foto: Gemeinde Großrosseln/Nadia Haag

"Mit Schwung, Kraft und vielen Farben, mit richtig Power", bringt Jörg Dreistadt Karin Dumonts Bilder auf den Punkt. "Kunst trifft Industrie" heisst die Ausstellung, und das Thema passt, wie der Bürgermeister findet, hervorragend ins Rathaus, denn: "Wir haben hier Bezug dazu. Wir stehen dazu. Was wäre Großrosseln ohne Industrie? Ein ganz armes Bauernkaff."

Karin Dumont, Jahrgang 1953, wurde erst im dritten Leben Künstlerin. Erst arbeitete sie als Bodenstewardess auf den Flughäfen Saarbrücken und Frankfurt, dann wurde sie zwecks Familiengründung in Felsberg sesshaft und heuerte als kaufmännische Angestellte bei Saarberg an. 2006 war Schluss. Durch das überraschende Zuhause bleiben und in deprimierter Stimmung habe sie angefangen zu malen. Im Wohnzimmer mit Blick auf die Bergehalde Ensdorf.

Sie fing nicht zaghaft an, sondern legte gleich richtig los, malte mit breiten Pinseln auf großer Leinwand.

"Ich liebe die Industrie mit ihren speziellen Farben. Ich sehe sie bunt", sagt Karin Dumont auch: "Ich liebe das, denn ich bin damit groß geworden." Karin Dumont blieb ihrem Thema treu. Luisenthal mit den beiden Richard-Schächten, Fördertürme von Carreau Wendel in Petite Rosselle, die alte Völklinger Hütte bei Sonnenuntergang, die Grube Duhamel im Warndt. Vergangenes und Zukünfiges will sie in der Ausstellung zeigen, so ist auch das Polygon dabei, das als Landmarke auf die Halde Ensdorf soll.

Die emotionale Farbwahl geben den Bildern das Besondere. "Man muss rauslassen, sich befreien", sagt Karin Dumont. In Glutrot, gleißend heiss und aggressiv knallte sie den Hintergrund auf die ersten Leinwände. In den späteren Arbeiten wurde ein warmes Blau daraus. Halden, Schächte, Gerüste, Räder, Hallen und Maschinen schimmern in allen Farben, in Türkis, Sattgrün, Pink. Und wer da glaubt, ein Objekt in Rostrot entdeckt zu haben, der irrt. Das sei Terracotta, das Bild habe sie für ein italienisches Lokal gemalt, erläutert die Künstlerin.

"Spontanrealismus" nennt Karin Dumont ihren Stil. Spritzer sind kein Zufall, sondern Kalkül, markante Striche aus der Vorzeichnung mit Aquallstiften bleiben bewusst stehen. Auch "Kippeln" gehört bei Karin Dumont zum künstlerischen Konzept. So bringt sie Farben gezielt zum Laufen. "Kunst trifft Industrie" läuft bis Ende September im Rathaus.

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