Hier gab es leider keine versöhnliche Begegnung Gewaltiger Zoff im Dudweiler Wald

Dudweiler · Bündnis 90/Die Grünen und der Saarforst Landesbetrieb stehen sich mit ihren Meinungen unversöhnlich gegenüber.

 Revierförster Nils Lesch (Mitte) sah sich harten Vorwürfen ausgesetzt. Links neben ihm ist Detlef Towae, rechts neben ihm Karin Burkart und Joachim Stelzer.

Revierförster Nils Lesch (Mitte) sah sich harten Vorwürfen ausgesetzt. Links neben ihm ist Detlef Towae, rechts neben ihm Karin Burkart und Joachim Stelzer.

Foto: Stefan Bohlander

Eitler Sonnenschein, dazwischen kleine Wolken, dann heftiges Gewitter mit Hagel, Blitz, Donner und Wolkenbruch: Das Wetter schien am Samstag die Stimmung der Akteure bei einer Waldbegehung in Dudweiler widerzuspiegeln. Als Fortsetzung eines Vortrages vor wenigen Wochen hatte der Ortsverband Dudweiler-Scheidt von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Rundgang durch Dudweiler Waldgebiet eingeladen. Startpunkt war am Alten Stadtweg/Lerchenfeld.

Dort wies Detlef Towae verärgert darauf hin: „Ich habe den Dudweiler Wald noch nie in einem so schlechten Zustand gesehen.“ Der Bürger des Saarbrücker Stadtbezirks übernahm die Führung des Rundgangs, bei dem hinterfragt werden sollte, ob dort die aktuellen forstlichen Maßnahmen mit den Prinzipien der naturnahen Waldwirtschaft in Einklang stünden. „Einen Borkenkäfer hätte ich jetzt gerne mal gesehen“, sagte Towae bei einem Stapel Fichten, die wegen Befalls durch den Schädling abgeholzt worden seien. Ihm argumentativ zur Seite stand der ehemalige Staatssekretär des Saar-Umweltministeriums Klaus Borger. Der Diplom-Forstwirt äußerte die Meinung, die Fichten seien abgeholzt worden, um das Holz zu verkaufen und erst danach vom Borkenkäfer befallen worden.

Diesem Vorwurf widersprach vehement Joachim Stelzer, stellvertretender Betriebsleiter des Saarforst Landesbetriebs (SfL). Die betreffenden Stämme seien bereits im Herbst abgeholzt worden, nachdem man Borkenkäfer-Befall feststellte. Generell habe man es derzeit mit dem stärksten Befall seit Jahrzehnten zu tun. Er erklärte, dass die Weibchen bis zu 200 Eier legen könnten. Die Käfer unterbrechen auf ihrer Nahrungssuche die wasserführenden Leitungen – also die Lebensgrundlage der Bäume. Somit sterbe der Baum im Regelfall ab.

 In diesem Waldstück wurde der Vorwurf laut, es sei mitten in der Brutzeit abgeholzt worden.

In diesem Waldstück wurde der Vorwurf laut, es sei mitten in der Brutzeit abgeholzt worden.

Foto: Stefan Bohlander

An einem Holzstapel wurde der Vorwurf laut, Saarforst habe die Bäume vor sechs bis acht Wochen gefällt – also mitten in der Brutzeit. Da es von der Regelung auch Ausnahmen gibt, konnte Stelzer nur noch mit dem Kopf schütteln. Revierförster Nils Lesch erklärte, dass man mehr zu tun habe, als „im Wald herumzulaufen und Leute zu ärgern“. Er selbst stamme aus Friedrichsthal, also aus der Region, und allein deswegen lägen ihm die anvertrauten Reviere sehr am Herzen. Zur naturnahen Waldwirtschaft gehöre unter anderem die „Weißtann-Offensive“, die seit Anfang des Jahres läuft. Dabei pflanzt der Saarforst das Gehölz in der Hoffnung, es werde den Klimawandel besser überstehen als die Fichte. Ein anderes Thema, bei dem deutlicher Dissens herrscht, ist die Rückegasse. Diese dient dem Abtransport der gefällten Bäume. Laut Borger und Towae müssten dabei unbedingt 40 Meter Abstand gehalten werden. Die Saarforst-Vertreter machten darauf aufmerksam, dass dies keine gesetzliche Richtlinie sei. Bevor Detlef Towae jedoch sein Maßband anlegen konnte, um die Abstände zu überprüfen, setzte der Starkregen ein – die Begehung musste schleunigst beendet werden.

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