Auf der Suche nach den größten Gefahren

Dudweiler · Die Landeshauptstadt Saarbrücken verfolgt die ,,Leuchtturmkampagne Schulwegsicherheit. Die SZ hinterfragte, was es damit auf sich hat.

 Grundschulkinder können gemeinhin die Gefahren nicht erkennen, die sie auf dem täglichen Weg zur Schule und wieder nach Hause begleiten. Symbolfoto: Frank May/dpa

Grundschulkinder können gemeinhin die Gefahren nicht erkennen, die sie auf dem täglichen Weg zur Schule und wieder nach Hause begleiten. Symbolfoto: Frank May/dpa

"Wir haben jetzt eine richtig gute Basis", freut sich Nadja Bautz. Die Mitarbeiterin des Stadtplanungsamtes der Stadt Saarbrücken stellte während des Kinderfestes in Dudweiler vor wenigen Tagen die "Leuchtturmkampagne Schulwegsicherheit" vor. Der Nachwuchs gilt auf dem Weg zur Schule oder zur Kita als schwächster Verkehrsteilnehmer. Gefahrenquellen sind beispielsweise zu schnell fahrende Autos oder falsch und somit hinderlich parkende Pkw.

Mitunter beginnt die Gefahr sogar bereits im Fahrzeug der Eltern, etwa wenn Kinder nicht angeschnallt sind. Hier nun möchte die Landeshauptstadt ansetzen. Der Clou dabei: Erste Umsetzungen sollen im Stadtbezirk Dudweiler als Pilotprojekt erfolgen und später auch in anderen Stadtteilen fortgeführt werden. 1500 Fragebögen habe man an die örtlichen Schulen und Kitas versandt und um Beschreibung bekannter Gefahrenquellen gebeten. Eine Bitte dabei war es, dass die Kinder die gefährlichen Strecken selbst auf Karten aufzeichnen sollten. "Wir wollten versuchen, die Kinder von Anfang an mit ins Boot zu nehmen", erzählt Nadja Bautz. Etwa 250 der Bögen kamen auf diese Weise zurück. Diese wurden ausgewertet und grafisch aufgearbeitet, neuralgische Punkte beispielsweise mit Blitzen und roten Kreisen als Symbole für Gefährdung hervorgehoben.

Einer der oft genannten gefährlichen Punkte befindet sich an der Kreuzung Rathausstraße genau in der Stadtmitte, unweit der Turmschule. Unübersichtlichkeit herrsche beispielsweise, wenn Pkw, die aus Richtung Rathaus links auf die Sulzbachtalstraße abbiegen möchten, oft die Vorfahrt der Autos nehmen, die aus Richtung Am Neuhauser Weg auf die Sulzbachtalstraße einbiegen. Diese haben außerdem gleichzeitig mit den überquerenden Fußgängern Grün. Zudem sei die Ampelschaltung für Kinder dort viel zu kurz, und Autofahrer übersähen gerne mal die Grünschaltung für die kleinen Fußgänger. Bei einem Vor-Ort-Termin wurde die Verwaltungsangestellte gar Zeugin von zwei Beinahe-Unfällen, bei denen Kinder beteiligt waren.

Führt man sich zudem vor Augen, dass - um beim Beispiel Turmschule zu bleiben - 48 Prozent der Schüler zu Fuß den Schulweg antreten und 20 Prozent mit dem Pkw gebracht werden, erschließen sich einem die Gefahren wohl deutlicher. Bei Kitas und Schulen, die nicht direkt im Zentrum liegen und deswegen mit dem Auto angefahren werden, würden die Kinder zudem Gefahr laufen, keinen zusammenhängenden Eindruck ihrer Umgebung mehr zu haben, es würden die "Bewegungsräume verinseln", wie es Nadja Bautz ausdrückt.

Mit Hilfe der Ergebnisse der Fragebögen und der Eindrücke, die das Stadtplanungsamt gewinnen konnte, sollen nun Lösungen erarbeitet werden. Dazu sollen an jeder Einrichtung AGs gegründet werden. Darin sollen unter anderem Mitglieder von Schulleitung, Eltern- und Schülervertretung, Polizei und Straßenbauamt vertreten sein, die sich regelmäßig austauschen.

Angedachte Ideen, um den Schulweg sicherer zu gestalten und Kinder aufmerksamer zu machen, sind etwa "Stadtteil-Safaris", bauliche Maßnahmen oder Markierungen auf Gehwegen, etwa durch übergroße Fußabdrücke dargestellt.

Auch möglich seien "Eltern-Haltestellen". Diese könnten 100 bis 200 Meter von Schulen entfernt sein, so dass Eltern die Kinder dort sicher aussteigen lassen, statt sie direkt vor die Schultür zu fahren. Zudem soll innerhalb der Leuchtturmkampagne ein Schulwegplan entstehen. Auf diesem solle der ungefährlichste Weg zur Schule eingezeichnet sein. Freilich könne dies nur eine Empfehlung sein, erklärt Nadja Bautz. Ob Eltern und Kinder diesem Plan nachgehen, könne man nicht kontrollieren.

Die Pläne und weitere Informationen sind in Kürze auf www.vep.saarbruecken.de , der offiziellen Seite des Verkehrsentwicklungsplanes, zu dem das Leuchtturmprojekt gehört, nachzuschauen.

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