"Saarbrücken ist offener als andere Städte"

Die CDU-Stadtratsfraktion möchte Saarbrücken als "französischste Stadt Deutschlands" profilieren. Was glauben Sie: Ist an diesem Image etwas dran?Hamard: Ja, schon. Dass ich beispielsweise in Saarbrücken studiert habe, war kein Zufall

Die CDU-Stadtratsfraktion möchte Saarbrücken als "französischste Stadt Deutschlands" profilieren. Was glauben Sie: Ist an diesem Image etwas dran?

Was ist speziell "französisch" an Saarbrücken?Hamard: Für mich war einfach positiv, dass ich schnell nach Frankreich fahren konnte, beispielsweise zum Einkaufen. Es gibt Produkte, die ich nur in Frankreich finde. Fisch und Käse etwa habe ich immer in Frankreich gekauft und bin dann schnell nach Saarbrücken zurückgefahren.

Ich konnte mir einfach von beiden Ländern nehmen, was mir gefallen hat. Abgesehen von diesen alltäglichen Dingen habe ich den Eindruck, dass die Stadt einfach offener ist als viele andere Städte in Deutschland. Als ich in Berlin gelebt habe, habe ich auch diese Stadt als offen und kosmopolitisch erfahren. Von größeren Städten erwartet man das. Ich hatte aber den gleichen Eindruck auch von Saarbrücken, als ich hier ankam. Ich glaube, das liegt daran, dass die Stadt in einem Grenzgebiet liegt.

Sie würden also sagen, Saarbrücken ist eigentlich eine recht "deutsche" Stadt, durch die Grenznähe ist man aber offener für französische und internationale Einflüsse als in anderen deutschen Regionen?Hamard: Ja, das ist so. Es gibt in Frankreich leider immer noch gewisse Vorurteile. Manche Menschen kommen nicht so gerne nach Deutschland. Deshalb finde ich es eine gute Idee, Saarbrücken überregional als "französischste Stadt Deutschlands" zu bewerben. Ich finde, dieses Bild stimmt auch irgendwo. Und jetzt, da Saarbrücken nur noch 1 Stunde und 50 Minuten von Paris entfernt ist, ist dieses Image eine große Chance, für Saarbrücken zu werben. Man kann also ganz schnell in Deutschland sein und sich trotzdem wohlfühlen. Es gibt hier doch viele Leute, die Französisch verstehen oder Französisch sprechen. Man fühlt sich dann nicht so fremd, wie wenn man in andere Gebiete Deutschlands fährt.

Sie sind ja viel in Frankreich und Deutschland unterwegs: Welche Vorurteile über Saarbrücken haben Sie denn angetroffen?Hamard: In Frankreich kennt man Saarbrücken oft gar nicht. Und in Deutschland gibt es manchmal auch Leute, die das Saarland kaum kennen. Ich finde die Saarländer nicht selbstbewusst genug. Ich finde es schade, dass man nicht mehr für das Saarland wirbt. Die Völklinger Hütte beispielsweise ist doch genial. Das ist ja nicht irgendwas; die Völklinger Hütte ist Weltkulturerbe. Und in vielen Teilen Frankreichs kennt man eine solche Industriekultur gar nicht.

Hamard: Ja, schon. Dass ich beispielsweise in Saarbrücken studiert habe, war kein Zufall. Mich hat interessiert, dass Saarbrücken an der Grenze liegt und tatsächlich auch etwas Französisches an sich hat. Vorher hatte ich als Au-pair-Mädchen in Hildesheim gelebt. Diese Stadt habe ich schon als sehr "deutsch" empfunden. Ich dachte mir: Jahrelang willst du hier nicht leben. Trotzdem habe ich mich weiter für Deutschland interessiert, und deshalb war für mich Saarbrücken eine gute Lösung. Man spürt den französischen Einfluss. Saarbrücken hat etwas Deutsches, aber auch etwas Französisches. Das ist eine gute Mischung.

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