Noch ein langer Weg bis Berlin

Homburg. Ja, er ist der Sohn. Das braucht David Lindemann nicht zu sagen, das sieht man, und hören tut man's auch, wenn der 34-Jährige beim Besuch in der Homburger Redaktion unserer Zeitung davon berichtet, was er jetzt vorhat

 David Lindemann hat Interesse daran, als Kandidat für den Bundestags-Wahlkreis 299 anzutreten. Zu diesem Wahlkreis gehören der Saarpfalz-Kreis, die Stadt Neunkirchen, Spiesen-Elversberg sowie Quierschied, Friedrichsthal und Sulzbach. Foto: Redaktion

David Lindemann hat Interesse daran, als Kandidat für den Bundestags-Wahlkreis 299 anzutreten. Zu diesem Wahlkreis gehören der Saarpfalz-Kreis, die Stadt Neunkirchen, Spiesen-Elversberg sowie Quierschied, Friedrichsthal und Sulzbach. Foto: Redaktion

Homburg. Ja, er ist der Sohn. Das braucht David Lindemann nicht zu sagen, das sieht man, und hören tut man's auch, wenn der 34-Jährige beim Besuch in der Homburger Redaktion unserer Zeitung davon berichtet, was er jetzt vorhat. Über die äußerliche Ähnlichkeit hinaus soll aber die Tatsache, dass Clemens Lindemann, Landrat des Saarpfalz-Kreises, sein Vater ist, "keine besondere Rolle spielen" bei dem Weg, den David Lindemann beschreiten möchte: Er hat seinen Hut in den Ring geworfen, würde gerne im Wahlkreis 299 für die SPD ins Rennen um ein Bundestagsmandat gehen, wenn im kommenden Jahr gewählt wird. Bis dahin ist es zwar noch weit, doch dass er die Sache sehr ernst nimmt, das macht er deutlich. "Ich bin gewappnet für das Bewerbungsverfahren", sagt er. Und das führt über die Stadtverbandskonferenz, die Kreiskonferenz bis zur Wahlkreiskonferenz.Angefangen hat die Sache mit einer Anfrage. Als vor ein paar Monaten klar geworden sei, dass Astrid Klug nicht mehr antritt, "stand die Frage im Raum: Wie geht es weiter?", berichtet Lindemann. Er sei dann von Hans Felden, dem Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes Homburg, angesprochen worden, ob er sich eine Bewerbung vorstellen könne: "Ich war begeistert von der Idee." Dennoch habe er sich Bedenkzeit ausgebeten. Der Grund: Er wollte das mit seiner Frau besprechen.

Seit fünfeinhalb Jahren lebt Lindemann in Brüssel, arbeitet für die rheinland-pfälzische Landesregierung, genauer für die Vertretung des Landes beim Bund und bei der Europäischen Union. Er spiegele sozusagen die Gebiete des Umweltministeriums, also Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, verfolge die EU-Gesetzgebung, auch die Verfahren, bevor etwas beschlossen wird, damit gegebenenfalls noch im Sinne von Rheinland-Pfalz eingegriffen werden könne.

Für ihn sei eine solche Wahlkreis-Kandidatur die Chance auf eine Rückkehr, zudem könne er sich so für die Bürger aus der Region einsetzen. Für seine Frau hingegen, eine Belgierin, hieße das, sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen.

Am Ende sagt er zu. Weil ihn die neue Aufgabe reizt, und weil der studierte Jurist in seinem beruflichen Werdegang vieles sieht, was ihm helfen könnte. Er sei zum Beispiel bei der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt gewesen, als es darum ging, die Hartz IV-Regelungen umzusetzen. Das habe ihn für sozialpolitische Themen sensibilisiert. Politisch interessiert für die Region habe er sich immer, da habe wohl auch sein Elternhaus eine Rolle gespielt.

Zudem habe er die kommunale Arbeit kennengelernt, als er im Europabüro der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände in Brüssel gearbeitet habe, später dann - durch seinen jetzigen Posten - die Landespolitik. Außerdem: "Die Europapolitik ist zur Innenpolitik geworden", betont er. "Ich fände es sehr reizvoll, jemanden nach Berlin zu schicken, der sich mit den Prozessen in Brüssel auskennt", fügt er hinzu. Natürlich immer vorausgesetzt, dass es mit der Kandidatur auch klappt. Zuversichtlich, im "Wahlkreis durchzugehen" sei er. Die Wahlkreiskonferenz sei vermutlich im kommenden Frühjahr. Doch im Moment "bin ich nicht mehr als ein Kandidat". Er tourt derzeit durch die Ortsvereine, stellt sich dort vor: "Das will ich unbedingt machen." Das bringt ihm im Moment viele Pendelfahrten ein. Doch das hat auch einen positiven Aspekt: "Ich liebäugle schon mit einem Engagement bei der Palatia", natürlich nicht in dem Maße wie zu seinen fußballerischen Hauptzeiten. "Wenn ich zuschaue, juckt es schon", gibt er zu, selbst wenn er sich gerade mit dem Radsport anfreundet.

Doch neben allem Politischen steht ihm demnächst noch ein besonderer privater Termin ins Haus: Nach der standesamtlichen Trauung vor einem Jahr in Limbach, folgt nun die kirchliche Hochzeit mit seiner Frau in Belgien.

Zur person

 Eine enttäuschte Astrid Klug (SPD) musste sich 2009 bei der Bundestagswahl dem CDU-Kandidaten Alexander Funk geschlagen geben. Foto: Thorsten Wolf

Eine enttäuschte Astrid Klug (SPD) musste sich 2009 bei der Bundestagswahl dem CDU-Kandidaten Alexander Funk geschlagen geben. Foto: Thorsten Wolf

David Lindemann, 34, lebt und arbeitet seit fünfeinhalb Jahren in Brüssel, seinen ersten Wohnsitz hat er aber nach wie vor in Limbach. Er hat nach dem Abitur am Homburger Saarpfalz-Gymnasium in Saarbrücken Jura studiert, seine Referendariatszeit verbrachte er am Oberlandesgericht in Saarbrücken, das zweite Examen schloss er mit Prädikat ab. Seit Jahren gehört er der SPD Homburg-Mitte an. Bekannt ist er vielen auch als Fußballer. Im vergangenen Jahr hat er standesamtlich eine Belgierin geheiratet. ust

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