Wir stellen die OB-Kandidaten vor Mit breiter Brust in die OB-Urwahl

St. Ingbert · Am 26. Mai findet neben der Kommunal- und Europawahl auch die Abstimmung über den Oberbürgermeister statt. Drei Kandidaten stehen in St. Ingbert zur Wahl. Wir stellen sie vor. Heute: Amtsinhaber Hans Wagner (parteilos).

 Oberbürgermeister Hans Wagner beim Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung.

Oberbürgermeister Hans Wagner beim Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung.

Foto: Dominik Dix

Der amtierende Oberbürgermeister der Mittelstadt, Hans Wagner, erscheint gut vorbereitet zum Redaktionsgespräch der Saarbrücker Zeitung. Auch wenn seine Wahlkampagne später startet als die der Mitbewerber hat der parteilose OB allerlei Flyer im Gepäck, die im Laufe der Woche verteilt werden sollen. Auch Plakate im klassischen A0-Format sowie große Werbetafeln will Wagner noch aufstellen lassen. „Ich werde dabei von den Freien Wählern und den Unabhängigen unterstützt. An deren Wahlkampfständen liegen ab nächster Woche auch meine Flyer aus“, sagt Wagner. Doch damit erschöpfe sich die Liste seiner Unterstützer nicht. In „Gruppengesprächen“ mit der AfD habe auch diese ihre Zustimmung zur Kandidatur Wagners annonciert, die Linken „halten sich da eher zurück“, sagt der OB. Zur Causa AfD hatte es im Vorfeld öffentliche Missbilligung gegeben. Hans Wagner bleibt gelassen: „Ich rede grundsätzlich mit allen. Wer meine Arbeit gut findet, dem kann ich doch nicht böse sein. Ich wollte die Mitbewerber einfach kennenlernen.“ Absprachen habe es aber keine gegeben.

Wagner setzt ganz auf diejenigen, denen er schon seine erste Amtszeit verdankt: die Bürger. „Man kennt mich inzwischen, das merkt man immer an Gesprächen auf der Straße. Auch wenn die Hemmschwelle für ein persönliches Gespräch da oft größer ist, als beispielsweise auf Facebook.“ Er werde dort „sehr oft angeschrieben“ und sei deshalb auch „ständig erreichbar“. Als selbstständiger Unternehmer sei ihm das „typische Beamtendenken um 16 Uhr Feierabend zu machen“ fremd.

Neben dieser gelebten Bürgernähe hofft Wagner auf mehr Zustimmung zu seiner Kandidatur durch seine Amtsinhaberschaft. „Den Amtsbonus gibt es definitiv“, sagt der Oberbürgermeister. Inwieweit sich dieser auch auf seinen Mitbewerber Ulli Meyer (CDU) auswirken wird, lässt Wagner offen. An Kritik sparte der Amtsinhaber hingegen nicht. „Bei dem Parteizögling Ulli Meyer steht an erster Stelle immer seine Partei, dann kommen seine Parteifreunde und zuletzt erst der Bürger. Da ich von den Bürgern getragen werde, stehen diese bei mir immer an erster Stelle“, so Wagner. Weiteren Zuspruch erhofft sich der Amtsinhaber vonseiten der Nicht-Wähler. Bei der letzten Kommunalwahl waren immerhin 49,1 Prozent aller Stimmberechtigten nicht an der Urne. Der OB hofft, dass sich das nun ändert.

Als Grund hierfür führt er sein Motto an, unter dem die gesamte Kampagne steht: „Erfolg braucht Erfahrung“. Und die habe er als Bauunternehmer vorzuweisen. „Deshalb sind wir im Saarland in vielen Dingen Vorreiter. St. Ingbert hat nicht umsonst zwei Mal den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen.“ Deshalb, so Wagner, dürfe man auch „stolz darauf sein, in St. Ingbert zu wohnen“. Es gebe eine gute Infrastruktur und die Stadt werde auch künftig weiter wachsen.

„Hierbei sehe ich es als meine Aufgabe, den Bürgern die Ängste und Sorgen zu nehmen“, sagt Wagner. Weiterhin sei die Mittelstadt ein „florierender Wirtschaftsstandort“ in dem während seiner Amtszeit über 2000 Arbeitsplätze geschaffen worden seien. Dazu kämen demnächst weitere 500 durch Neuansiedlungen auf dem Kléber-Gelände. Auch sei St. Ingbert „krisenunabhängig“, da man weder auf die Auto- noch die Stahlindustrie gesetzt habe. „Das gibt Planungssicherheit“, sagt der OB, und diese wirke sich „positiv auf die Baukonjunktur“ aus.

Allerdings sei es schwierig Projekte umzusetzen, wenn Ausschreibungen sehr lange brauchen und Verfahrenswege lang sind. „Manchmal frage ich mich, wieso sich in Deutschland überhaupt noch was bewegt“, sagt Wagner. Gut zu beobachten sei das auch hier in St. Ingbert, bei Vorhaben wie der Baumwollspinnerei, dem Statbad oder der Vermietung des Ratskellers. Viele der unerledigten Projekte seien ein „Erbe meines Vorgängers“, zögen sich seitdem immer wieder in die Länge und bänden Mitarbeiterkapazitäten. „Auch der Stadtrat bremst zu oft“, befindet der Oberbürgermeister. „Ich hoffe der Wähler straft die Blockadehaltung der Mehrheitskoalition bei der Wahl ab.“

Seine Chancen auf eine zweite Amtszeit schätzt der OB optimistisch ein. „Wenn eine Stichwahl stattfindet, dann zwischen mir und Ulli Meyer. Aber ich hoffe auf den ersten Wahlgang“, sagt er. Für den künftigen Stadtrat wünsche er sich „Meinungsvielfalt“ und eine konstruktive Zusammenarbeit. „Ich werde mit jedem fair arbeiten, der auch uns fair behandelt“, sagt Wagner abschließend.

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