Organisierte Kriminalität Krankenhäuser im Visier von Diebesbanden

St. Ingbert · Vor dem Einbruch in die Neunkircher Klinik hat es keine Hinweise auf erhöhte Einbruchsrisiken in saarländischen Krankenhäusern gegeben.

 Auch ins Kreiskrankenhaus St. Ingbert wurde eingebrochen.

Auch ins Kreiskrankenhaus St. Ingbert wurde eingebrochen.

Foto: Yvonne Handschuher

Am 12. August diesen Jahres meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Einbruch in das Krankenhaus in Dillenburg, aus dem die Täter 18 medizinische Geräte im Wert von 370 000 Euro entwendeten.

Nur einen Tag später veröffentlicht die Rheinpfalz einen Einbruch nach gleichem Schema in die Bad Dürkheimer Klinik. Der Schaden diesmal: 400 000 Euro. Am 16. August berichtet der Südwestrundfunk von vier Einbrüchen in Rheinland-Pfalz. Neben der Klinik in Bad Dürkheim seien demnach auch Krankenhäuser in Landstuhl, Remagen und Trier betroffen. Der Schaden liege jeweils im sechsstelligen Bereich. Drei Monate zuvor wurde der bislang schwerste Fall bekannt: In einer Klinik in Pinneberg wurden Endoskope gestohlen. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts belief sich der Schaden dort auf rund 1,5 Millionen Euro.

Die Liste der Einbruchsdiebstähle in deutsche Krankenhäuser ist lang und lässt sich scheinbar beliebig fortsetzen. Doch mit den Fällen in der Neunkircher Klinik, im Kreiskrankenhaus St. Ingbert und vergangenes Wochenende in der Caritas-Klinik in Lebach, hat die Serie nun auch das Saarland erreicht. Dies bestätigt zumindest die Pressestelle des Landespolizeipräsidiums. Es seien die ersten Fälle im Saarland. Man stehe mit den Ermittlern des Bundeskriminalamts in Kontakt. Mehr Informationen wolle man aber zu diesem Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben.

Allerdings muss von einem sehr schnellen und professionellen Vorgehen ausgegangen werden. Zumal die Täter nach Angaben des Kreiskrankenhauses in St. Ingbert sehr gezielt vorgegangen seien. So seien nur Geräte für endoskopische Eingriffe gestohlen und auch nur Türen der Endoskopie-Abteilung aufgebrochen worden. Andere Räume wären nicht betroffen gewesen. Dabei habe das Kreiskrankenhaus gerade „nach dem Vorfall in Neunkirchen ergänzende Maßnahmen zur Sicherung medizintechnischer Geräte in die Wege geleitet“, teilt dieses schriftlich auf Anfrage mit. Zum Teil seien diese auch bereits realisiert worden. Details zu den weitergehenden Maßnahmen im Rahmen ihres Sicherheitskonzeptes würden aber nicht bekanntgegeben. Vor dem Einbruch in die Neunkircher Klinik hätte es aber keine Hinweise auf erhöhte Einbruchsrisiken im saarländischen Krankenhausbereich gegeben.

Doch abgesehen von den Vorfällen in Rheinland-Pfalz und im Saarland in der jüngsten Vergangenheit, warnt die Ecclesia Gruppe, die nach eigenen Angaben mehr als 50 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland betreut und versichert, schon sehr lange vor organisierten Banden, die es auf teure, medizinische Geräte abgesehen haben. Dies bestätigt auch die Saarländische Krankenhausgesellschaft (SKG), der Dachverband saarländischer Krankenhäuser. So sei bereits im März vergangenen Jahres ein Warnschreiben der Ecclesia Gruppe vom Dachverband, der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), eingegangen. Dies sei auch direkt an die Kliniken weitergeleitet worden, sagt Patricia Guckelmus von der SKG, seit dem Einbruch und Diebstahl in der Neunkircher Klinik am ersten August-Wochenende sei man aber gewarnt und hätte die Krankenhäuser nochmals sensibilisiert. Auch wenn sich die Situation für die Kliniken schwierig darstellt: Auf der einen Seite immer offen zu sein für Patienten und Besucher und andererseits die sensiblen Bereiche und teuren Geräte zu schützen. Gerade an Wochenenden, wenn die Belegschaften in den Krankenhäusern auf das Nötigste reduziert, gleichzeitig aber mit vielen Besuchern auch viele unbekannte Gesichter im Haus seien.

Die Zahl der Einbruchsdiebstähle in Kliniken scheint sich trotz aller Warnungen in den vergangenen Monaten eher noch erhöht zu haben. Erst am 21. Juni (diesen Jahres) veröffentlichte die Ecclesia Gruppe ein Update ihrer Warnung mit neuen Zahlen: Demnach seien in Deutschland allein bis zu diesem Zeitpunkt bereits 66 Krankenhäuser in elf Bundesländern Opfer dieser Banden geworden, die meisten davon (25) in Nordrhein-Westfalen. Der Gesamtschaden belaufe sich demnach auf knapp 16 Millionen Euro. Die Täter, so heißt es, seien der organisierten Kriminalität zuzuordnen und würden inzwischen noch professioneller vorgehen und, so wird vermutet, auf Bestellung handeln. Zudem gebe es kaum noch regionale Grenzen. Allein zwischen 14. Mai bis 7. Juni diesen Jahres hätten acht Diebstähle nahezu zeitgleich in sechs Bundesländer stattgefunden. Nur jetzt eben auch im Saarland.

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