Julians eigenes kleines Kraftwerk

Biesingen. Die mediale Diskussion über den Umbau des Energiesystems brachte während der studienfreien Zeit den Studenten dazu, den erlernten theoretischen Kenntnissen im Bereich des Maschinenbaus einen Praxisbezug zu verschaffen

 Stolz präsentiert Julian Ochs die selbst gefertigte, 2,60 Meter große Windmühle im Garten seines Biesinger Elternhauses. Foto: Hans Hurth

Stolz präsentiert Julian Ochs die selbst gefertigte, 2,60 Meter große Windmühle im Garten seines Biesinger Elternhauses. Foto: Hans Hurth

Biesingen. Die mediale Diskussion über den Umbau des Energiesystems brachte während der studienfreien Zeit den Studenten dazu, den erlernten theoretischen Kenntnissen im Bereich des Maschinenbaus einen Praxisbezug zu verschaffen. "In Verbindung mit der Begeisterung für alle Formen der erneuerbaren Energien war der Gedanke naheliegend, eine Konstruktion zur umweltschonenden Erzeugung elektrischer Energie zu verwirklichen", betonte Julian Ochs im Gespräch mit unserer Zeitung. Einen entscheidenden Beitrag zur Gestalt der Konstruktion habe dabei der Meinungsbildungsprozess zum Vorhaben, Windkraftanlagen in der Biosphäre Bliesgau errichten zu wollen, gebracht. "Nachdem ich zahlreiche Fachliteratur wälzte und mir sowohl über die technischen Grundlagen als auch über die Vorteile von Windkraftanlagen bewusst war, konnte ich mir immer gleiche Argumente dagegen nicht mehr länger anhören. Ich war voller Tatendrang, mir meine eigene Windkraftkleinanlage zu konzipieren, die einen bescheidenen Beitrag zur Energiewende leisten sollte." Gescheitert sei die Umsetzung jedoch am klassischen Budget eines Studenten, so der 23-Jährige. Er habe aber dennoch nicht länger zusehen wollen, wie sich die, über das Kalenderjahr fortschreitende Diskussion zur Standortfindung von Windkraftanlagen in der Biosphäre ohne steigende Rückendeckung der Bevölkerung fortentwickelt habe. "Ein Symbolprojekt musste her, um eine positive Assoziation mit Windkraftanlagen hervorzurufen und Kritiker dadurch überzeugen zu können. Infolge dessen kam ich auf den Gedanken, eine überdimensionierte Windmühle für unseren Vorgarten zu verwirklichen". Julian Ochs brachte daraufhin seine Konstruktion computergestützt zu Papier, schraubte und schweißte in über 120 Arbeitsstunden das stählerne Untergestell zusammen, vertäfelte es mit Holz und nahm sich die Elektroinstallation vor. Das Endergebnis des Projektes ist eine rund 1100 Euro (reiner Materialwert) teure Mühle, deren Batterien mittels Sonnenenergie gespeist werden und die sich, je nach einprogrammierter Tageszeit, mittels eines Getriebemotors auch ohne Wind dreht. "Die Symbolik, die sich hinter diesem Projekt verbirgt, ist letzten Endes die Aufforderung, uns aktiver für die erneuerbaren Energien einzusetzen und sie nicht, sofern es um die Verwirklichung vor unserer Haustüre geht, zu bekämpfen."Dabei bilde vor allem die Windenergie die tragende Säule des zukünftigen Energiesystems in Deutschland. "Der Mensch erfreut sich zwar an Kontinuität, jedoch ist die Fahrt aufs Energie-Abstellgleis keine zukunftsorientierte Lösungsvariante." Des Weiteren schildert der engagierte Student die Vorteile, welche die Windenergie auch auf die Finanzen habe. Windkraftanlagen könnten nahezu ohne Umweltkosten gebaut, betrieben und recycelt werden. Obendrein sei ein Mehrfaches an Energie pro Fläche zu signifikant günstigeren Preisen zu erwarten.

Der angehende Ingenieur fordert daher von den Bürgern eine größere Akzeptanz der Energiewende und darin eingebunden, auch die uneingeschränkte Akzeptanz der Windkraft. "Egal, wie lange wir über den Bau von Anlagen diskutieren werden, es wird nie zu einem Konsens kommen. Daher sind die Politik und beratende Experten gefragt, sinnvolle Standorte ausschließlich nach relevanten Kriterien auszuwählen." Weiter formuliert Ochs, dass das Wohl der Allgemeinheit schwerer wiege, als das des Individuums und begrüßt die Mehrheitsentscheidung des Stadtrats Blieskastel mit der Freigabe zweier Flächen zur Nutzung der Windkraft.

Zur Person

 Stolz präsentiert Julian Ochs die selbst gefertigte, 2,60 Meter große Windmühle im Garten seines Biesinger Elternhauses. Foto: Hans Hurth

Stolz präsentiert Julian Ochs die selbst gefertigte, 2,60 Meter große Windmühle im Garten seines Biesinger Elternhauses. Foto: Hans Hurth

Julian Ochs (23) hat zunächst Industriemechaniker gelernt, wurde dabei 2010 als Landesbester ausgezeichnet. In Abendform holte er das Fachabitur nach und studiert derzeit im fünften Semester Maschinenbau. Seit zwölf Jahren gehört Julian Ochs der Freiwilligen Feuerwehr an, Hobby ist die Musik am Keyboard. hh

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