Alte Büromaschinen in St. Ingbert Mit Gerhard Martini kann man rechnen

St. Ingbert · Der 82-jährige St. Ingberter sammelt vieles: neben Briefmarken und Postkarten auch alte Büromaschinen.

 Stationen eines Berufslebens: Gerhard Martini hat alle Rechen- und Schreibmaschinen seines 44 Jahre dauernden Berufslebens gesammelt.

Stationen eines Berufslebens: Gerhard Martini hat alle Rechen- und Schreibmaschinen seines 44 Jahre dauernden Berufslebens gesammelt.

Foto: Gerhard Martini

Nur noch ganz wenige Menschen beherrschen eine Kurbelrechenmaschine. Rechts eine Kurbel, in der Mitte ein Zahlenfeld und ganz viele kleine Reiterchen, die sich verstellen lassen. Unten ein Schlitten, den man in Schritten hin- und herbewegen kann. Das war die Rechenmaschine im vor-elektronischen Zeitalter. So richtig gute Buchhalter oder Finanzbeamte rechneten damit fast so schnell wie ihre Nachfolger mit dem Taschenrechner.

Auch Gerhard Martini rechnete vor vielen Jahren mit der Kurbel. Kaufmann hat er gelernt, arbeitete eine Zeitlang bei der Gema in St. Ingbert, dann bei der Bautra-Unternehmensgruppe. Am Anfang rechnete man mit der Kurbelmaschine, und wenn’s etwas zu schreiben gab, ging das mit der mechanischen Schreibmaschine. Ohne Korrekturmöglichkeit, sieht man von dem unschöne Flecken hinterlassenden Tipp-Ex ab. Man musste sich genau überlegen, was man schreibt. Und um Kopien zu erhalten, gab es Kohlepapier.

Gerhard Martini bekam in seinem langen Berufsleben immer wieder neue Maschinen, die den Stand der Technik spiegelten. 82 Jahre ist er heute, und bis zur Pensionierung waren es immerhin Tischrechner und Kugelkopfschreibmaschine, die zu seinem Berufsalltag gehörten. Wer Gerhard Martini zu Hause besucht, stellt zunächst fest, dass dieser Mann ein Problem hat: Er kann nichts wegwerfen. Martini sammelt. Sammelt alles, was in seinem Leben von Bedeutung ist. Für ihn selbst, für seine Zeitgenossen, für die Gesellschaft. Das beginnt bei Briefmarken, die er akribisch nach Themen gliedert, das sind Postkarten, aber auch Veröffentlichungen jeglicher Art, die Stationen der Zeitgeschichte dokumentieren. Beachtenswerte historische Ausstellungen hat Martini so schon konzipiert und mit großer öffentlicher Beachtung gezeigt.

Kein Wunder, dass er immer, wenn er neue Büromaschinen bekam, die Vorgängermodelle nicht dem Schrott überließ. Im Keller des geräumigen Hauses der Martinis wurden sie zwischengelagert. Und irgendwann im Rentenalter im Arbeitszimmer in ein Regal gestellt. Dieses Regal muss eine Menge aushalten, denn es nimmt Maschinen aus 44 Jahren Berufstätigkeit auf. Von der Kofferschreibmaschine Remington über Kurbelrechenmaschinen – eine davon sogar mit elektrischem Antrieb – bis zu modernen Rechenmaschinen. Eine davon nimmt die Fläche eines halben Schreibtischs ein und wiegt rund fünfzig Kilo. Mit fast allen Maschinen in seinem Regal hat er selbst jahrelang gearbeitet. Nur wenige wurden zusätzlich aufgenommen, um wichtige Aspekte des früheren Büroalltags zu zeigen. Ein Tonbandgerät mit Diktiermöglichkeit etwa. Oder eine der frühen Buchungsmaschinen, die auf dem Dachboden des Finanzamtes verstaubte.

Auch bei den Schreibmaschinen zeigt er eine eindrucksvolle Entwicklungsgeschichte. Von monströsen mechanischen Geräten bis zu kleinen elektrischen Nachfahren. Martini selbst ist dabei nach wie vor auf dem Stand der Technik – auf dem Schreibtisch steht ein moderner PC. Der hilft ihm, Ordnung zu halten in seinen diversen Sammlungen, aber auch, seine Bücher zu verfassen. Über die Geschichte der Familie, aber auch auf 450 Seiten über die eigene Vergangenheit. Ach ja, und nebenbei verwaltet er noch ein paar Häuser. Langeweile ist auch mit 82 Jahren kein Thema für Gerhard Martini.

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