Die Heimat und die Kraft ihrer Rituale

St Ingbert · Am Dienstag wurde in der Buchhandlung Friedrich in St. Ingbert ein Brevier mit dem Titel „Festgaben“ vorgestellt. Seinen Ursprung hat es in einer Ausstellung zum Biosphärenfest 2013, bei der es um Rituale und damit auch um die Identifikation mit der Heimat ging.

 Rudolf Schwarz, Fred Schneider-Mohr und Peter Michael Lupp (von links) vor der Buchhandlung Friedrich, deren Schaufenster derzeit passend zum Titel des Breviers gestaltet ist. Foto: Jung

Rudolf Schwarz, Fred Schneider-Mohr und Peter Michael Lupp (von links) vor der Buchhandlung Friedrich, deren Schaufenster derzeit passend zum Titel des Breviers gestaltet ist. Foto: Jung

Foto: Jung

. Anlässlich des Biosphärenfestes 2013 machten sich Organisatoren und dem Erhalt des Lebensraumes Verpflichtete Gedanken, was eine Landschaft, was Heimat ausmacht. Wie eben jenes Fest, das es noch nicht so lange gibt, denn schließlich wurde die Region Bliesgau erst im Jahre 2009 von der Unesco in den Status eines Biosphärenreservates erhoben, gehören zur praktizierten Kultur von Gemeinschaften Feste und die landschaftsgebundene Ästhetik der Rituale. Vor diesem Hintergrund wurden Gäste des Festes in die Historische Markthalle in Blieskastel eingeladen, eigenen Erinnerungen nachzuspüren und sich Gedanken darüber zu machen, ob es in ihrem Leben etwas gibt, dass das "Zeug" zum Ritual hat. Es können kleine Dinge sein, Worte, Gesten oder das Genießen im Einfachen, dessen Wert sich manchmal erst nach Jahren mit der gewissen Lebensweisheit erschließt.

Die Zeremonie, die im Rahmen der Wanderausstellung "Bliesgauhocker-Botschafter einer Region" zelebriert wurde, kam mit wenigen Utensilien aus. An einem langen Tisch wurden "Gaben" unserer Heimat wie Brot, Wasser, Salz, Öl und Wein, also Elementares, zum Genießen angeboten. Damit einher gingen Texte und Rituale von Arpad Dobriban, Peter Michael Lupp, Fred Schneider-Mohr und Rudolf Schwarz, die von einem Saxofonisten interpretiert wurden. Aus vielen Blickrichtungen haben die vier Autoren einfühlsam ein bisher wenig beleuchtetes Thema hervorgehoben, die Kraft der Rituale und Zeremonien. Dieser "beseelte" Sommerabend wurde dokumentiert und liegt nun in schriftlicher Form als "Festgaben", mit dem Untertitel "Zum Weitergeben" versehen, vor. In ihm sind sehr persönliche Momente oder Szenen festgehalten, die in der Seele und im Herzen der einzelnen Autoren verankert sind. Rezepte, die geschäftige Betriebsamkeit der Großeltern vor einem Essen mit Freunden und Verwandten, der Strohhut als ein Symbol für eine eher flüchtige, aber intensive Begegnung mit vormals Fremden, die bis heute ausstrahlt, all das soll den Leser zum Nachdenken anregen. Das erdbraune Büchlein will Menschen gewinnen, weitere Geschichten zu erzählen. "Der Prolog soll weitergehen", wünscht sich Peter Michael Lupp, den man getrost als "Seelenfänger" bezeichnen kann, denn über den Geist will er erreichen, dass man sich, wenn vielleicht auch nur gedanklich, die Hände reicht, miteinander verbunden ist. Gerade in einer Zeit, wo die Rituale im Alltag nachlassen, wie Pfarrer Schneider-Mohr beobachtet, wolle man die Menschen für die kleinen Dinge sensibilisieren. Es ist ein schriftliches Experiment, das im Dialog gipfeln soll.

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Auf einen BlickDas Brevier "Festgaben" kann für 4,50 Euro exklusiv in der Buchhandlung Friedrich in der Rickertstraße 2 in St. Ingbert erworben werden. Die Autoren sind Arpad Dobriban, Peter Michael Lupp, Fred Schneider-Mohr und Rudolf Schwarz. con

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