Das schädlichste Gartentier: der innere Schweinehund

Wo sind denn meine Frühlings-Alpenveilchen geblieben? Und standen im Beet am Waldrand nicht mal viel mehr Leberblümchen? Die einen wie die anderen müssten bald blühen. Warum sehe ich bloß so wenig von ihnen? Einmal bücken, genau hingucken, schon ist der Fall geklärt: Nichts Arges ist geschehen.

Keine Pflanze abgesoffen, weggefressen oder sonstwie gemeuchelt. Alles da, wo es hingehört.

Nur ist manches gut verborgen. Über die zierlichen Cyclamen breiten die Lenzrosen üppige, steife Blätterschirme. Neben den ebenso zarten Leberblümchen sprießen Grasbüschel, Nesseln, Hainbuchensämlinge. Ich muss den hübschen Kleinen zu Hilfe eilen, ihnen die lästige Konkurrenz vom Wurzelhals schaffen. Schleunigst. Stoßseufzer: Jetzt? Bei diesem nasskalten Wetter?!

Schlechtes Wetter gibt es bekanntlich nicht. Nur unpassende Kleidung. Eben drum hatte ich im vorigen Herbst meine Ausrüstung für draußen ergänzt. Warmes Unterzeug, Regenjacke, Regenhose kann man bestens zum Radeln und Spazierengehen gebrauchen. Und wenn die Sachen auch mal Lehm und Matsch vertragen, nützen sie ebenso gut für die Gartenarbeit. Einfach war der Einkauf nicht, sind derlei robuste Klamotten doch meistens für männliche Menschen gemacht; wer mit der Leibeslänge unter Gardemaß bleibt, muss länger suchen. Doch irgendwann wurde ich fündig. Da liegen die Sachen nun. Die Ausrede, das Wetter tauge nicht fürs Arbeiten im Garten, habe ich mir damit selbst verbaut.

Und muss mir eingestehen, dass meine Unlust nicht am Wetter liegt. Sondern an der Macht des inneren Schweinehunds - der Bursche entpuppt sich als schädlichstes aller Gartentiere.

So geht das nicht. Raus mit dem Kerl! Am Wochenende schlüpfe ich in die Arbeitsklamotten. Ich will Cyclamen und Leberblümchen blühen sehen.

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