Hannah S. ist stark geschminkt. Auch ihre knallroten Lippen stehen dem in nichts nach. Obwohl es in der Ovalen, der überdachten Reithalle des Bebelsheimer Grenzlandhofes mit der typischen Form, nicht gerade hell an diesem Samstagabend ist, fällt die 13-Jährige aus Paderborn auf. Ihre knallgelben Hotpants lassen sie sehr erwachsen wirken. Von ihrer Umwelt kriegt sie bei diesem Konzert nur dann was mit, wenn sie ihrer Freundin Zoe Mann den Arm auf die Schulter legt und die beiden sich zufrieden ansehen. Denn auf der Bühne steht ihr Star: Nick Howard. Der Mann, den manche Leute als die Light-Version von James Blunt bezeichnen, ist der Höhepunkt der ganzen Woche.

Sieben Tage lang fand nämlich auf dem Grenzlandhof die Deutsche Jugendmeisterschaft für Islandpferde statt. "Ein Fest der Jugend " hätte man auch sagen können. Und das nicht nur wegen des Briten Howard. Doch der Mann, der etwa 250 meist weibliche Jugendliche und die ein oder andere Mutti in seinen Bann zieht, ist der Anziehungspunkt auch für Nicht-Reiter. Der 32-Jährige, der 2012 bei der TV-Casting-Show "The Voice of Germany" als Sieger hervorging, schafft es an diesem trüben Sommerabend schnell, die Stimmung einzufangen und zu puschen. Etwa bei "Dancing as one".

Zuschauer tanzten mit

Da wird schnell mitgetanzt und -gewippt. Etwas weiter weg von der Bühne haben es sich die reiferen Jahrgänge auf Stühlen und Sitzbänken bequem gemacht. "Ja, der ist eigentlich ganz gut. Vermutlich bin ich nicht die Zielgruppe", meint grinsend Achim Suhr aus Mannheim, dessen Töchter Jana und Mel in der ersten Reihe stehen. Sie fotografieren den smarten Engländer wie wild und scheinen jeden Text zu kennen. Leise bewegen sie die Lippen zu den Liedern mit. Als Nick Howard vor allem bei "Unbreakable" ganz oft, noch mehr als ohnehin schon, die Augen beim Singen schließt, grinsen sich die beiden Mädchen an. Sie scheinen dahin zu schmelzen. Doch auch bei den Solotiteln, wenn er ganz ohne seinen starken Drummer oder den Keyboarder/Gitarristen singt, rasten die Fans aus. Wenn er dann am Ende des Liedes die Stimme ganz lange anhält, werden schnell die Wunderkerzen gezückt. War dann "Crow" oder "Can't break a broken Heart" zu hören, rasteten die Fans vollends aus. Doch der Mann kann auch nachdenklich sein. Etwa, wenn er bekennt, dass Musik das Wichtigste in seinem Leben sei. Vor allem dann, wenn die Mutter schwer krank ist. Da kann eine Zugabe auch schon mal der Beatles-Klassiker "Let it be" sein. Hinter der Bühne bekommt der Sänger dann noch von Fabienne Schuhmann (8) aus Unna eine rote Rose überreicht. Natürlich unter den strengen Augen von Papa Bernd. "Da hat sie seit Tagen darauf gefiebert", meinte der.