Bio-Truck Wissenschaft im großen Lastwagen

Homburg · Homburger Schüler können sich bei Experimenten im Bio-Tech-Truck des Bundesbildungsministeriums austoben.

 Thomas Thielen und Marvin Thiele (von links) machen im Labor des Biotechnikums an Bord eines riesigen Lastwagens erste Laborerfahrungen rund um die Herstellung von Käse.

Thomas Thielen und Marvin Thiele (von links) machen im Labor des Biotechnikums an Bord eines riesigen Lastwagens erste Laborerfahrungen rund um die Herstellung von Käse.

Foto: Thorsten Wolf

Ein richtiges Biologie-Labor, das kennt heute kaum noch ein Schüler. Praktisches Arbeiten ist angesichts der Stundenpläne auch nicht mehr die Regel. Und so kann es schon passieren, dass ein lebendiges und auch ganz praktisch erfahrbares Schulfach wie Biologie mitunter zur reinen Theorie verkümmert. Dass man Biologie und Bio-Technologie aber auch ganz anders, weil ganz praktisch erfahren kann, das erleben Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Klassenstufen des Homburger Mannlich-Gymnasiums seit Mittwoch und noch bis zum Freitag.

Möglich macht das ein Angebot des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das schickt seit 2008 einen riesigen Truck durch ganz Deutschland, der, ausgerüstet mit einem Labor und weiteren Informations- und Schulungsoptionen, Bio-Technologie zum Anfassen und Mitmachen praktisch bis vor die Haustür von Schulen im ganzen Bundesgebiet fährt. Und genau dieses fahrende „Biotechnikum“ macht derzeit Station am Mannlich.

An Bord und für die wissenschaftliche und pädagogische Betreuung zuständig: Judith Flurer und Tim Fechtner, beide promovierte Biologen. An ihnen war es gestern Morgen, die Klasse 6a von Nadine Bayer an die Laborarbeit heranzuführen. Im Praktikum der Klasse an Bord des riesigen, doppelstöckigen Lkw geht es um die Herstellung von Käse und die Antwort auf die Frage, welche Faktoren für die Käseherstellung welche Auswirkung haben – alles natürlich ermittelt in echten Laborversuchen. „Unser großer Vorteil ist, dass wir hier sehr gut ausgestattet sind“, erzählt Tim Fechtner gestern inmitten eines durchaus beeindruckenden Labors im „Erdgeschoss“ des Lkw, während seine Kollegin Judith Flurer ein Stockwerk höher die Schülerinnen und Schüler von Nadine Bayer multimedial auf das Kurz-Praktikum vorbereitet. „Die Schüler können hier erste Erfahrungen im Laborbetrieb sammeln.“ Diese Offerte richte sich an alle Schultypen und an alle Klassenstufen, ausgenommen Grundschulen. „Für jede Altersstufe haben wir da ein maßgeschneidertes Praktikum.“ Die Themen gingen dabei von der Käseherstellung für die unteren Stufen bis hin zur Arbeit mit einem genetischen Fingerabdruck als Angebot für Oberstufen.

Dass man nun in Homburg auf dieses durchaus exklusive Bildungsangebot in Sachen Biotechnologie zurückgreifen kann, das hat im besten Sinne Mannlich-Biolehrer Armin Forsch zu „verantworten“. Er war vor drei Jahren auf die „Biotechnikum“-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aufmerksam geworden und hatte sich schriftlich darum bemüht, dass eben der riesige Truck auch ans Mannlich kommt. „Als Antwort erhielt ich damals die Information, dass es ganz vieler dieser Anfragen gebe und dass es gegenwärtig nicht möglich sei. Ich habe das ganze Thema dann eigentlich verdrängt – bis jetzt vor den Sommerferien völlig überraschend die Mitteilung kam, dass der Truck ans Mannlich kommt.“

Für Forsch ist klar: „Dass, was in diesem Lkw angeboten wird, das können wir selbst als Schule gar nicht leisten, weil wir gar nicht die entsprechenden Geräte und Materialien haben.“ Gäbe es dieses Angebot nun nicht, dann hätte er zwar mit seiner Oberstufe ein in Teilen vergleichbares Angebot an der Saar-Uni realisieren können, „die Klassenstufen sechs, neun und zehn hätten so was aber wohl nie zu sehen bekommen“, ist sich Forsch gestern sicher. Doch es kam ja nun glücklicherweise doch anders.

Und so können auch Marvin Thiele und Thomas Thielen ihrem Forscherdrang nachgeben. Und das Duo „Thielen & Thiele“, seit der Grundschule beste Freunde, geht, wie die anderen Schülerinnen und Schüler von Nadine Bayers Sechsern auch, mit großer Ernsthaftigkeit an seine Forschungen. Beide machen klar, dass die Naturwissenschaften, und Biotechnologie die praktische Umsetzung eben dieser Wissenschaften ist, ihnen liegen. Ob dieses Interesse am Ende auch in vielen Jahren die Berufswahl beeinflussen könnte, auf die Frage antwortet Marvin Thiele mit einem salomonischen „Jein“, sein Freund Thomas ist da eindeutiger: „Ich denke schon, weil mir diese Laborarbeit schon Spaß macht.“

Spaß ist dann auch das, was Lehrerin Nadine Bayer und Waltraud Sellier, die Didaktikleiterin des Mannlich bei den Schülerinnen und Schülern feststellen können. „Viele haben Berührungsängste bei einem solchen Fach“, sagt Waltraud Sellier. „Und mit einem solchen Angebot kann man zeigen, dass man nicht zurückweichen muss, Biotechnologie ist die Zukunft.“ Und für Nadine Bayer ist klar: „Das ist für die Schülerinnen und Schüler ein ganz einmaliges Erlebnis!“

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