Auf Du und Du mit dem Kaiser

Homburg · Ich bin wie Franz Beckenbauer . Nein, obwohl ich manchmal ein gesundes Selbstvertrauen habe, möchte ich mich nicht wirklich mit dem Kaiser messen. Bei der Berichterstattung zur WM-Affäre überraschte unser aller Lichtgestalt aber nun in einem Interview mit der Aussage, eigentlich nie gelesen zu haben, was er da denn an Dokumenten und Papieren so jeden Tag unterschreibt.

Wenn er das machen würde, würde er heute noch lesen, meinte Beckenbauer. Stimmt. Hat er eigentlich recht.

Auch ich lese nicht immer alles, was ich unterschreibe. So wunderten wir uns im Urlaub, dass der Vermieter der Ferienwohnung 300 Euro Kaution haben wollte. Sofort. Stand im Vertrag drin, meinte er. Also in dem, den ich nicht gelesen hatte.

Was hätte da alles drinstehen können. Arglose Gesellen wie der Kaiser und ich sind bestimmt leicht zu tücken. Man könnte ihnen Zeitschriften-Abos verticken. Ganze Fußball-Weltmeisterschaften verkaufen. Oder ein Kilo Luft für 10 000 Euro andrehen. Man könnte sich auch die Unterschrift unter den Bewilligungsbescheid für einen neuen Kunstrasenplatz in Breitfurt, Niederbexbach oder Kohlhof holen. Die Vereine würden sich freuen, ganz nach dem Motto "Ja, is denn heut scho' Weihnachten?"

2008 stand ich übrigens mal im Vorfeld des DFB-Pokalfinales der Frauen in Berlin morgens bei einem Pressefrühstück neben Franz Beckenbauer . Vielleicht hätte ich mir ein Autogramm holen und ihm dabei noch ein Überweisungsformular hinhalten. Einfach nur "Hallo, Herr Kaiser rufen."

Ich habe mich aber nicht getraut. Und so müssen mein Konto und diverse Fußballvereine mit Hartplatz doch auf harte Arbeit oder einen Lottogewinn hoffen, um auf einen grünen Zweig kommen.

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