Schräge Vögel, schwebende Puppenköpfe Spannender Brückenschlag in Sachen Kunst

Bexbach · In der Produzentengalerie Köcher in Bexbach sind in einer Gemeinschaftsschau Werke von Dorothee Pirrung und Jutta Bettinger zu sehen.

 Die Gemeinschaftsausstellung von Peter Köcher, Dorothee Pirrung und Jutta Bettinger vereint Malerei, Objektkunst und Installationen.

Die Gemeinschaftsausstellung von Peter Köcher, Dorothee Pirrung und Jutta Bettinger vereint Malerei, Objektkunst und Installationen.

Foto: Thorsten Wolf

Schräge Vögel, schwebende Puppenköpfe, abstrakte Begegnungen: Was derzeit und noch bis zum 28. Oktober in Peter Köchers Produzentengalerie in der Bexbacher Rathausstraße 16a zu sehen ist, ist alles – aber nicht gewöhnlich. Aber das wiederum ist nichts Ungewöhnliches, wenn man Köcher, seine Kunst und seinen feinen Sinn für künstlerische Gemeinschaft kennt. Denn: Auch diesmal hat sich Köcher Künstler an seine Seite geholt, namentlich Jutta Bettinger und Dorothee Pirrung.

Macht es beim Namen Bettinger nicht nur bei Kennern der Kunstszene in der Region „Klick“, so dürfte Dorothee Pirrungs Präsenz bei Köcher durchaus für ein wenig Verwirrung sorgen.

Pirrung? Die Zentrumsmanagerin der Stadt Homburg? Genau die! „Was die meisten nicht wissen: Pirrung hat am Werkhaus der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn Malerei und Bildhauerei studiert“, lüftete Peter Köcher anlässlich der Vernissage der Gemeinschaftsausstellung am vergangenen Freitag das „Geheimnis“ um die künstlerische Seite der auch diplomierten Geografin. Pirrungs Werk, zu dem auch die besagte Bildserie der „Schrägen Vögel“ gehört, verbirgt dabei die Erdverbundenheit der Künstlerin nicht. Malerei mit dem Bezug zur Kohle, Werke, die wie Höhlenmalerei anmuten – all das hat ein festes Fundament, ist im besten Sinne bodenständig. „Meine Arbeit entsteht ganz spontan, dann, wenn ich Freude in mir verspüre, wenn die Malerei aus mir herauskommen möchte.“ Was dann entstehe, so Pirrung, sei oft experimentell und auch grafisch anmutend.

„Für diese Ausstellung habe ich auch das Thema der Stadt Bexbach und ihrer Geschichte aufgegriffen“, so Pirrung vor den Gästen der Vernissage in Richtung von Arbeiten, die sich in Mischtechnik und Acryl mit dem Thema „Karbon“, dem Kohlezeitalter, befassen, „also der Zeit vor einigen hundert Millionen Jahre, deren Ergebnis jetzt unter uns in der Erde liegt“. Auch Biographisches biete sie in der Gemeinschaftsausstellung im Kontext mit Köcher und Bettinger, „die Dinge, die mich bewegen, versuche ich immer wieder umzusetzen“.

Auch Bettinger liefert zum Dreiklang in der Bexbacher Rathausstraße Malerei, gleich aus zwei Werkserien: „Landscape“ und „Ich und Du“. Wer nun allerdings unter dem Titel „Landscape“ gegenständliche Abbildungen real existierender Landschaften vermutet, der vermutet falsch.

Bettingers „Landschaften“ sind eben nicht real, sie sind ein Produkt ihrer Vorstellungskraft. „Diese Werkserie bedeutet für mich Freiheit im Spiel mit Farbe, Formen und Materialien. Sie führt mich dazu, neue und sinnliche Bildwirklichkeiten zu finden – intensiv Erlebtes, durch meine Person gefiltert und auf das Wesentliche reduziert.“ Was entsteht, sind in reiner Form Abbilder von Bettingers Gefühlslandschaften, geprägt von Eindrücken, Erinnerungen, Emotionen. Einen anderen, abstrakten Weg geht sie bei „Ich und Du“, flächig und kontrastreich akzentuiert sind es Bilder, die vom Dialog künden.

Und was macht Peter Köcher? Genau das, was seine Arbeit seit Jahren auszeichnet: Er erkundet mit seinen Installationen den Raum, lässt die Grenzen zwischen erkennbarer und nicht erkennbarer Kunst immer wieder verschwimmen, irritiert, fasziniert, experimentiert mit seiner eigenen Kreativität und den Wahrnehmungsgewohnheiten der Betrachter. Köchers Arbeit ist im besten Sinne frei von Konventionen – Köcher macht, was Köcher eben machen will. Und das ganz gleich, ob es um Malerei, Installation oder Objektkunst geht. Und mit dem, was er aktuell in seiner Produzentengalerie präsentiert, ist er auch ein Brückenbauer von Pirrung zu Bettinger und wieder zurück. Und wer über diese Brücke geht, der darf sich auf so manche Überraschung freien – sonst wäre es ja aber auch nicht echt Köcher.

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