Wallis Bird singt über zu Hause Rhythmus der Liebe kommt aus Berlin

Wallis Bird spricht im Interview über die Entstehung ihres neuen Albums „Home“. Die Linkshänderin erzählt, wie sie die Rechtshändergitarre spielt.

 Wallis Bird

Wallis Bird

Foto: Jens Oellermann

Sie sind Linkshänderin und spielen die Rechtshändergitarre seitenverkehrt, ohne die Saiten umzuspannen. Wie kam es dazu?

Wallis Bird: Das hat schon angefangen, als ich meine erste Gitarre bekommen habe. Ich habe immer alle Saiten kaputtgemacht. Da musste ich mir was überlegen. Noch dazu hatte ich als Kind einen Unfall, bei dem ich einen Finger verlor. Dann gab es bei allen Hauspartys immer nur Standard-Rechtshänder-Gitarren und da lernt man am meisten. Also hab ich mir das von Anfang an so angeeignet, weil es leichter ist.

Wann haben Sie Ihre erste Gitarre denn bekommen?

Bird: Sehr früh! Schon als ich sechs Monate alt war. Als ich ein Jahr alt war, habe ich schon Gitarre gespielt.

Sie spielten also, bevor Sie laufen konnten?

Bird: Ja klar (lacht). Meine Mutter erzählt mir auch immer, dass ich Gitarre spielte, bevor ich richtig sprechen konnte. Ich lebe durch die Musik, seit ich geboren bin.

Was bedeutet Musik für Sie?

Bird: Alles, einfach alles. Sie ist meine Sprache. Durch Musik kann ich mit jedem kommunizieren. Sie ist ein eigenes Universum, mein ganzes Universum. Meine Gefühle und Emotionen erkläre ich durch Rhythmus und Melodie. Ich lebe, ich atme – ich spaziere sogar im Rhythmus. Ich höre in allem und jedem – Musik.

Was ist die Aufgabe von Musik in unserer heutigen Zeit?

Bird: Sie ist die Antwort. Sie spiegelt wider, was in unserem Leben, in unserer Zeit passiert. Musik und Kunst sind die Lösung aller Probleme des menschlichen Zusammenlebens.

Wie würden Sie Ihren Musikstil beschreiben? Gibt es ein bestimmtes Genre?

Bird: Mein Stil ist einfach mein Stil. Ich habe viele verschiedene Musikrichtungen ausprobiert, bin aber dabei nie mit dem Trend gegangen. Ich bin immer nur meiner Leidenschaft, Melodie und meinem eigenen Rhythmus gefolgt. Wenn ich meinen Stil heute beschreiben müsste, würde ich sagen: Roots, Soul, Body, Folk, happy head! Meine Wurzeln, meine Seele, mein Körper und die Menschen beeinflussen meinen Stil und dabei bin ich glücklich.

Sie leben in Berlin. Was hat Sie dazu veranlasst, dorthin zu ziehen?

Bird: Die Leute in Berlin sind anders. Die Persönlichkeit der Menschen ist in jedem Land verschieden. Die Iren sind sehr wild. Sie legen sofort los und sind sehr emotional. Sie können viel von den Deutschen lernen, denn die können sich sehr gefasst und ausgewogen ausdrücken. Deutsche Menschen geben mehr acht auf andere und die Umwelt. Sie sind wie besorgte Eltern, besorgt um die Welt. Sie denken mehr an die Anderen als an sich selbst. Das hat mich beeindruckt und war ein Grund hier leben zu wollen.

Der Name Ihres neuen Albums ist „Home“, also zu Hause. Ist das Album eine Liebeserklärung an Berlin, Ihr jetziges zu Hause, oder geht es vielleicht um die Liebe selbst?

Bird: Alles und mehr. Es kommt aus meinem Inneren. Ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut zurzeit. Ich bin im Reinen mit dem was ich getan habe, wo ich bin und zu wem ich geworden bin. Ich bin einfach zufrieden mit meiner Lebenserfahrung und den Menschen, mit denen ich mein Leben teile. Mein Leben ist nun so, wie es sein sollte. Wenn ich jetzt nicht glücklich bin, wie kann ich es je sein? Es könnte nicht besser sein. Alles ist perfekt und darum habe ich das Album „Home“ genannt. Zu Hause ist nicht nur ein Ort, sondern es ist ein Gefühl oder eine Umarmung. Das Cover zeigt Tracey, meine Freundin und mich bei einer Umarmung. Das bedeutet Solidarität und Sicherheit für mich. Das ist zu Hause. Das ist Liebe.

Das ganze Album klingt sehr puristisch. War das so gewollt?

Bird: Ja, genau das wollte ich. Ich habe versucht es einfach zu halten und habe viel zu Hause aufgenommen. Ich habe geschrieben, während ich gekocht habe oder im Bett. Das war einfach gemütlich.

Das Titellied „Home“ singen Sie a-cappella, also ganz ohne Instrumente. Was war der Anlass zu dieser Idee?

Bird: Das ist ganz einfach passiert. Ich wollte mein ganzes Leben schon ein A-cappella-Lied schreiben, habe es aber bis dahin noch nicht geschafft. Dann habe ich mit einem guten Freund gesprochen, Rhob Cunningham. Der sagte, er sei dabei ein „Scheißlied“ zu schreiben. Ich fragte natürlich, was das zu bedeuten hat und er antwortete: „Man muss erst ein schlechtes Lied schreiben, danach kommt ein richtig gutes.“ Danach bin ich nach Hause gefahren und dachte an ein schlechtes Lied. Da kam „Home“ einfach zu mir. Und da war es, das Lied, das ich mein ganzes Leben lang schreiben wollte, a cappella. Ich bin sehr froh damit.

Ist „Home“ draußen aufgenommen? Man hört die Vögel singen.

Bird: Ein Teil davon spielt draußen. Das Lied ist an dem Platz aufgenommen, wo ich meine Freundin zum ersten Mal traf. Ich saß auf einer Bank und sah sie gegenüber. Es gibt auch Hintergrundgeräusche in dem Lied. Die kommen von dem Abend als wir zum ersten Mal zusammengesessen und gesungen haben. Tracey sagt: „I’m so glad I met you“, ich bin froh, dass wir uns getroffen haben, was ich darauf hin erwidere.

Was erwartet die Zuschauer in Saarburg? Werden Sie ihr neues Album vortragen?

Bird: Viel Intimität. Es wird ja Open Air sein und ich will für jeden Einzelnen singen. Ich will dass jeder, wenn er nach Hause geht, das Konzert niemals vergisst. Natürlich werde ich mein neues Album vorstellen, aber ich werde auch viele Lieder aus jedem meiner fünf Alben spielen. Bringt Eure Tanzschuhe mit nach Saarburg!

Sie waren schon mal in Saarburg?

Bird: Ja, ich war schon ein paar Mal zu Konzerten dort. Aber das letzte Mal ist jetzt auch schon ein paar Jahre her. Deshalb freue ich mich sehr darauf, wieder mal in dem Ort sein zu dürfen. Ich bin gespannt, was ich zu erwarten habe. Und ich freue mich auf mein Publikum im Boemundhof!

Das Open-Air-Konzert findet am Samstag, 22. Juli, in Saarburg auf dem Boemundhof statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Tickets kosten im Vorverkauf 26,30 Euro inklusive Vorverkaufsgebühren (erhöhter Preis an der Abendkasse).
Weitere Informationen gibt es auf www.station-k.de/wallis-bird oder auf der Internetseite der Künstlerin: www.wallisbird.com.

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