Patienten erster und zweiter Klasse?

Quierschied. Bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) häufen sich die Beschwerden über Ärzte, Kliniken und Krankenhäuser. Alleine im ersten Halbjahr 2010 seien mehr als 7600 Beschwerden eingegangen, teilte UPD-Geschäftsführerin Astrid Burkhardt diese Woche mit (wir berichteten). Auch Thomas Schug aus Quierschied hat eine Beschwerde

Quierschied. Bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) häufen sich die Beschwerden über Ärzte, Kliniken und Krankenhäuser. Alleine im ersten Halbjahr 2010 seien mehr als 7600 Beschwerden eingegangen, teilte UPD-Geschäftsführerin Astrid Burkhardt diese Woche mit (wir berichteten). Auch Thomas Schug aus Quierschied hat eine Beschwerde. Er ist immer noch verärgert über das, was er in einer Arztpraxis erlebt hat."Das hat mir gezeigt, dass es sich bei Kassenpatienten in manchen Arztpraxen offensichtlich um Menschen zweiter Klasse handelt", erklärt er. Nach Angaben von Schug ist dies passiert: Er und seine Frau betreuen eine ältere Frau. Sie klagte über starke Schmerzen im Knie. Ein Arzt gab ihr eine Spritze ins Gelenk. Die Schmerzen ließen nach. Doch in der Nacht kamen sie wieder.

Die Frau rief Thomas Schug an, bat ihn, sie zum Arzt zu fahren. Das taten Schug und seine Frau. Die ältere Dame ging alleine in die Praxis. Doch nach wenigen Minuten kam sie zurück. Keiner der Ärzte habe Zeit gehabt, sie zu behandeln. Sie solle in den nächsten Tagen wieder kommen. Daraufhin ging Schug in die Praxis, gab vor, er habe Knieschmerzen. Nachdem er der Arzthelferin seine Krankenkasse mitgeteilt hatte - er ist privatversichert, die ältere Frau Kassenpatientin -, wurde er gebeten, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Da platzte dem Quierschieder der Kragen. Vehement setzte er sich für die Behandlung der Frau ein.

Schließlich hätten sich zwei Ärzte um die Frau gekümmert. "Es ist eine Unverschämtheit, eine ältere Frau mit starken Schmerzen nach Hause zu schicken", erklärt Schug. Der Arzt habe sich nicht einmal entschuldigt für die Vorgehensweise in seiner Praxis. Schug fragt: "Was wäre wohl passiert, wenn ich mich nicht so vehement für sie eingesetzt hätte?"

Andreas Martin, Vorstandsassistent bei der Gesundheitskasse AOK, kennt solche Probleme. Er ist Leiter des Beschwerde-Managements. Er erklärt: Der Patient habe mehrere Möglichkeiten, sich über Ärzte zu beschweren: bei der kassenärztlichen Vereinigung, der Ärztekammer oder den Krankenkassen. Der Fachmann rät dem Patienten, sich direkt mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen. ll

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von unserem Leser-Reporter Thomas Schug aus Quierschied. Haben auch Sie Spannendes zu erzählen und sogar Fotos gemacht? Dann schicken Sie uns alles als Leser-Reporter per E-Mail an leser-reporter@sol.de oder über unser Onlineformular unter www.saarbrucker-zeitung.de/leserreporter

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort