Die Mauer aus Angst durchbrechen

St. Wendel. Wer bei Rita Delles in der Geschäftsstelle der Christlichen Hospizhilfe anruft, der hat schon eine schwere Zeit hinter und noch eine schwere vor sich: Ein naher Angehöriger ist schwer krank und stirbt, vielleicht schon in wenigen Tagen, vielleicht erst in Monaten. Aber der Tod lässt sich nicht länger verleugnen, er steht vor der Tür

 Hand in Hand arbeiten die Hospizhelfer, die Todkranken und deren Angehörigen. Foto: SZ/Honk

Hand in Hand arbeiten die Hospizhelfer, die Todkranken und deren Angehörigen. Foto: SZ/Honk

St. Wendel. Wer bei Rita Delles in der Geschäftsstelle der Christlichen Hospizhilfe anruft, der hat schon eine schwere Zeit hinter und noch eine schwere vor sich: Ein naher Angehöriger ist schwer krank und stirbt, vielleicht schon in wenigen Tagen, vielleicht erst in Monaten. Aber der Tod lässt sich nicht länger verleugnen, er steht vor der Tür."Viele Angehörige und Kranke stehen regelrecht vor einer Mauer", sagt Rita Delles: "Sie haben große Angst etwas falsch zu machen." So mancher wendet sich in seiner Not an den Verein Christliche Hospizhilfe. Und trifft meist auf Rita Delles als erste Ansprechpartnerin. Delles ist seit neun Jahren in der Geschäftsstelle der Hospizhilfe in St. Wendel beschäftigt. Sie ist meist die erste Kontaktperson am Telefon. Darüber hinaus ist sie für den Schriftverkehr, die Buchhaltung, kurz gesagt für die Verwaltung der Geschäftsstelle verantwortlich.

Delles leitet die Betroffenen an die Expertinnen in der Geschäftsstelle weiter, entweder an Bärbel Ludwig oder Manuela Tscherleniovsky-Schuch, beide sind so genannte Koordinatorinnen der Hospizhilfe. Bärbel Ludwig ist Diplom-Sozialpädagogin und darüber hinaus Palliativ-Care-Kraft. Manuela Tscherleniovsky-Schuch ist Krankenschwester und ebenfalls Palliativ-Care-Kraft.

"Die Geschäftsstelle ist das Herzstück der Hospizhilfe." Das sagt Nikolaus Schorr, der Vorsitzende des Vereins Christliche Hospizhilfe. Und weiter: "Hier läuft alles zusammen."

reicht eine Koordinatorin der Hilferuf, dann berät diese die Betroffenen am Telefon. Meist schließt sich dann aber ein Hausbesuch an, dem je nach Bedarf weitere folgen. "Wir sind ein aufsuchender Dienst, wir gehen raus", sagt Ludwig: "Wir gucken, was fehlt und organisieren dann die Hilfe."

Der Experte spricht von Care-Management. Bei diesem Fall-Management ist die Hilfe ganz auf die jeweiligen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten. Da kann es sein, dass mit Unterstützung des Hausarztes die Schmerzbehandlung verändert wird. Oder dass die Koordinatorin hilft, dass die Anträge für Pflege und Hilfsmittel gestellt und an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Manuela Tscherleniovsky-Schuch: "Wir arbeiten hier sehr vernetzt.". Ludwig ergänzt: "Wir wissen auch, was es an Unterstützungsmöglichkeiten gibt."

Und oft geben sie den Angehörigen Ratschläge zur Pflege, zur richtigen Lagerung zum Beispiel, wie man Spritzen verabreicht und Ähnliches. Neben diesen pflegerischen und sozialrechtlichen Schwerpunkten ist es nach Ansicht der beiden Koordinatorinnen wichtig, vorausschauend zu planen. "Die Angehörigen müssen wissen, was normal ist am Sterben. Das gibt Sicherheit", unterstreicht Bärbel Ludwig: "Viele haben zunächst sogar Schwierigkeiten, das Wort Sterben in den Mund zu nehmen."

Die Betreuungszeiten bei den Todkranken und ihren Familien sind ganz unterschiedlich. Das reiche von ein paar Tagen bis über Monate, so die beiden Expertinnen. Man arbeite auch eng mit Palliativstationen zusammen und dem so genannten SAPV-Team zusammen, einen Notfallteam zur Behandlung der Todkranken. Unterstützt werden die hauptamtlichen Expertinnen von rund 50 ehrenamtlichen Hospizhelfern, die, wenn gewünscht, die Familien besuchen und ein entlasten.

Auf einen Blick

Aufgabe des Vereins Christliche Hospizhilfe ist es, die Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten. Und dies möglichst lange Zuhause. Den Dienst verrichten haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereines.

Informationen: Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel, Bahnhofstraße 8, St. Wendel, Telefon (0 68 51) 86 97 01, Bürozeiten: montags bis freitags von neun bis zwölf Uhr und nach Vereinbarung. E-Mail: hospizhilfe.wnd@t-online.de, Spendenkonto: Kreissparkasse St. Wendel, Bankleitzahl: 59 251 020, Kontonummer: 612.

Die Christliche Hospizhilfe , gegründet 1997, ist als eingetragener Verein organisiert. Vorsitzender des Vereines ist seit Sommer 2009 Nikolaus Schorr. vf

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