Einkauf mit sozialer Komponente

Elversberg · Einkaufen gehört zum täglichen Leben dazu. Die meisten Menschen besuchen für Besorgungen den Einzelhandel. Trotzdem muss dieser sich in Zeiten des Internets und des demografischen Wandels auf besondere Herausforderungen einstellen und sich gegebenenfalls auch wandeln. Die SZ-Serie „Handel im Wandel“ beleuchtet verschiedene Aspekte rund um dieses Thema. Heute der Cap-Markt in Elversberg.

 Seit 2008 gibt es den Cap-Markt der Reha in Elversberg. Foto: Willi Hiegel

Seit 2008 gibt es den Cap-Markt der Reha in Elversberg. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Das Thema Inklusion ist in aller Munde. Vielerorts werden Konzepte entwickelt und auf ihre Tauglichkeit überprüft - auch in der Geschäftswelt. Ein Beispiel dafür, wie ein Miteinander von Menschen mit Handicap und nichtbehinderten Menschen gelebt werden kann, funktioniert seit 2008 in einem Einzelhandelsgeschäft im Kreis - dem Cap-Markt in Elversberg . Das Konzept: Menschen mit und ohne Behinderung führen gemeinsam einen professionellen Lebensmittelmarkt - seit neuestem mit großer Drogerieabteilung. Entwickelt wurde das Geschäftsmodell von der Genossenschaft der Werkstätten (GDW). Im Saarland tritt die reha integrations GmbH als Franchisenehmer auf und betreibt vier Märkte (drei davon als Cap-Markt und einen ID-Drogeriemarkt). Thomas Vogelgesang ist neben Gisbert Latz einer der Geschäftsführer bei reha. Er hat zusammen mit Marktleiterin Heike Tretter den Elversberger Markt vorgestellt. "Wir wollen mit unseren Märkten die Nahversorgung in den Innenstädten beleben und bieten gleichzeitig Menschen mit Handicap einen qualifizierten Arbeitsplatz", so Vogelgesang. Der Weg in den Markt führt für diese Mitarbeiter in der Regel über eine zielgerichtete und individuelle Förderung in den Werkstätten. Von dort kommen Kandidaten als Werkstattmitarbeiter. Wenn sich die Zusammenarbeit während einer Einarbeitungsphase bewährt, gibt es eine sozialversicherungspflichtige Anstellung. In Elversberg wirken derzeit vier Werkstattmitarbeiter, vier Personen, die den Sprung ins Arbeitsleben geschafft haben - sogenannte Integrationsarbeitsplätze - und drei Fachkräfte. Für den Cap-Markt gibt es, wie Thomas Vogelgesang bestätigt, die ersten fünf Jahre einen Zuschuss von Aktion Mensch und einen sogenannten Minderleistungsausgleich vom Integrationsamt für jeden Integrationsarbeitsplatz. Heike Tretter betont: "Die Mitarbeiter leisten die gleichen Arbeiten wie in anderen Supermärkten auch." Höchstens mit der Zeit werde es ab und an mal knapp, weil manches eben etwas langsamer gehe. Die Arbeitsatmosphäre mache das aber locker wett. "Mir sind alle hier ans Herz gewachsen", so Tretter. Sie habe ein super Team, das sich gefunden habe. "Es ist vielleicht ein bisschen anstrengender als in einem anderen Markt, aber hier ist es wie Freundschaft." Die Kunden wissen die Atmosphäre zu schätzen. "Unsere Mitarbeiter kümmern sich gerne", so Tretter. Beispielsweise werde man als suchender Kunde zum Produkt - übrigens alles aus dem Edeka-Sortiment - begleitet. Positive Reaktionen der Besucher sind die größte Wertschätzung für die Mitarbeiter, weiß die Leiterin zu berichten. Viele sind gut mit dem Personal bekannt - manche auch per du. Und viele nehmen Angebote wie die Schnibbelküche oder auch den Lieferservice gerne in Anspruch.

Marktleiterin Heike Tretter betont: "Die Produktpalette ist groß und wir haben ganz normale Preise." Ein gutes Verhältnis zu den Kunden und großes Engagement der Mitarbeiter sind es laut Vogelgesang, die den Markt im Ortskern (St. Ingberter Straße) gegen die Großen konkurrenzfähig halten. Gerade vom älteren Publikum komme ein Großteil zu Fuß. Für die Zukunft "ihres" Caps hat Heike Tretter nur einen Wunsch: "Weiter Kunden , Kunden , Kunden - damit wir noch lange da bleiben können."

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