Es gibt viel zu tun, sie packen es an . . .

Neunkirchen · Die Advents- und Weihnachtszeit wird bestimmt von Liedern. Für die SZ-Serie „Klingender Advent“ haben wir uns das weihnachtliche Liedgut vorgenommen und eine Geschichte geschrieben, die dazu passt.

 Die gespendeten Lebensmittel werden ausgeladen – von links Dieter Hinkelmann, Oswald Jenni, Timo Feis und Jürgen Seibert – und verstaut, bevor insgesamt 320 Tüten damit gepackt werden. Foto: Jörg Jacobi

Die gespendeten Lebensmittel werden ausgeladen – von links Dieter Hinkelmann, Oswald Jenni, Timo Feis und Jürgen Seibert – und verstaut, bevor insgesamt 320 Tüten damit gepackt werden. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

. "Du kommst hier nicht rein" - das viel zitierte mittlerweile geflügelte Wort des Comedian Bülent Ceylan hat nichts, aber rein gar nichts mit der Heiligabend-Aktion in der Herz-Jesu-Kirche in Neunkirchen zu tun. Denn hier kommt jeder rein, der Einlass begehrt. Möglicherweise gibt es keinen Sitzplatz mehr und er muss an einen der Stehtische ausweichen. Aber "abgewiesen wird bei uns niemand", sagt Diakon Oswald Jenni. Bereits zum 23. Mal lädt man in die Räume von Herz Jesu, die unteren ("In der Kirche selbst ist mehr Platz, aber es ist viel zu kalt"). Zum 23. Mal treffen sich hier am 24. Dezember ab 14 Uhr bis in den Abend Menschen - allein stehende, Familien, ältere, jüngere -, die ansonsten einen traurigen Heiligabend hätten. Damit der Heiligabend auch genau so wird, wie sich das für diesen besonderen Tag des Jahres gehört, da sind viele ehrenamtliche Helfer und auch viele Sponsoren nötig. Die Vorbereitungen beginnen schon früh, Ende Oktober. Dann macht die so genannte Kopfgruppe unter Oswald Jenni schon mal die Planung: Was kommt dieses Jahr in die Tüten, wo kommt was her, wie viele Helfer braucht man und für wann. Mit 60 Helfern rechnet man in diesem Jahr, mindestens. An Heiligabend selbst, wenn in zwei Schichten "gearbeitet" wird, und dann, wenn die "Packstraße" in der Kirche aufgebaut wird. An diesem trüben regnerischen Tag Mitte Dezember, als die SZ kommt, sind außer Jenni noch drei Helfer vor Ort. Es wird angeliefert. Jürgen Seibert, der auch bei der Tafel ehrenamtlich tätig ist und dort den Lieferwagen ausgeliehen hat, ist gerade wieder mit einer Fuhre angekommen: Nudeln, Kaffee, Wurst in Dosen. Dieter Hinkelmann, Timo Feis sowie der Diakon und Seibert laden aus. Alles wird erst einmal neben der Eingangstür der Kirche verstaut. Schließlich werden rund 3,5 Tonnen Lebensmittel verteilt werden. Ein Großteil davon gesponsert von C&C Wasgau. Ein weiterer Teil aber auch von Spendengeldern gekauft. "Wir sagen schon, was wir gerne hätten", erklärt Jenni. Denn eins will man vermeiden: Dass in den Taschen unterschiedliche Sachen drin sind. Alle sollen das Gleiche bekommen. Hauptanliegen, so erläutert Seibert, ist es, dass die Menschen mit dem Inhalt der Taschen dann eine warme Mahlzeit über die Feiertage zubereiten können. Frisches kommt natürlich auch dazu, Orangen beispielsweise, die kauft man kistenweise. 320 Taschen insgesamt werden gepackt, erläutert Jenni. Sie werden vorm Heimgehen verteilt. Zuvor jedoch wird gemeinsam gefeiert. Mit einem weihnachtlichen Programm natürlich und bei lecker Essen. "Alle Jahre spendiert Partyservice Rinke bis zu 300 Essen kostenlos." Kurz vor Beginn der Feier werden außerdem von den Helfern die Cafés und Bäckereien der Stadt abgefahren. "Die rufen um 13.30 Uhr an und sagen, was sie übrig haben." Dann wird eingesammelt: Kuchen und Torten, Schnittchen, Brot und Brötchen. Auch die gibt es zu essen, der Rest wird verteilt. Mit 320 erwarteten Gästen ist man an der Grenze angekommen. Ein wie vor Jahren vorgeschlagener Umzug ins Bürgerhaus ist logistisch nicht möglich, der Kirchenraum zu kalt. "Deshalb bleiben wir in den Räumen unter der Kirche", sagt Jenni. Und das auch, "nach bisherigem Stand", wenn die Kirche selbst im nächsten Jahr nicht mehr genutzt wird. Das Pfarrheim soll bleiben und deshalb wird es wohl in Herz Jesu auch noch im nächsten Jahr an Heiligabend heißen: Macht hoch die Tür', die Tor macht weit.

Zum Thema:

Der LiedtextMacht hoch die Tür', die Tor' macht weit Georg Weissel (1590 bis 1635), geschrieben am 2. Advent 1623 anlässlich der Einweihung der Altrossgärtner Kirche Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit./ es kommt der Herr der Herrlichkeit.,/ ein König aller Königreich',/ ein Heiland aller Welt zugleich.; der Heil und Segen mit sich bringt,/ derhalben jauchzt, mit Freuden singt:/ Gelobet sei mein Gott,/ mein Schöpfer reich von Rat.// Es ist gerecht, ein Helfer weit,/ Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,/ sein Königskron' ist Heiligkeit,/ sein Zepter ist Barmherzigkeit,/ all uns're Not zum End' er bringt,/ derhalben jauchzt, mit Freuden singt:/ Gelobet sei mein Gott,/ mein Heiland groß von Tat.//O wohl dem Land, o wohl der Stadt,/ so diesen König bei sich hat!/ Wohl allen Herzen insgemein,/ da dieser König zieht ein!/ Er ist die rechte Freudensonn',/ bringt mit sich lauter Freud' und Wonn'.Gelobet sei mein Gott,/ mein Tröster früh und spat.//Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit,/ eu'r Herz zum Tempel zubereit't./ Die Zweig lein der Gottseligkeit,/ steckt auf mit Andacht, Lust und Freud',/ so kommt der König auch zu euch,/ ja Heil und Leben mit zugleich./Gelobet sei mein Gott,/ voll Rat, voll Tat, voll Gnad'.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort