Premiere Kleiner Horrorladen Irre Horrorshow im Blumenladen

Neunkirchen · Am Wochenende verwandelte das Intensiv-Theater die Neunkircher Gebläsehalle in einen Stadtteil von Los Angeles. An blutigem Traubensaft und Ekel-Augen wurde nicht gespart. Das Publikum zeigte sich begeistert.

 Ein Kunde zeigt schon Interesse an der außergewöhnlichen Pflanze.

Ein Kunde zeigt schon Interesse an der außergewöhnlichen Pflanze.

Foto: Jörg Jacobi

  „Gib’s mir! Los gib es mir, ich hab Hunger!“ Was im Verlauf des Musicals der Ausruf einer abgedrehten monströsen Pflanze  mit Durst auf Blut ist, könnte sicher auch der Gedanke des ein oder anderen Besuchers gewesen sein. Denn    „Der Kleine Horroladen“ aus  der Skid Row, einem heruntergekommenen Stadtviertel in  Los Angeles , ist an diesem Abend nicht nur die Aufführung eines Musical. Nein, das Viertel samt des Blumengeschäfts wird  Teil der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen. Für die Besucher, die in Massen das Foyer füllen, gibt es  als Vorspiel zum Horrorladen zuerst das sogenannte SoulFood, also verschiedenste Häppchen mit thematischen Bezug zum „blutigen“ Musical um eine höchst merkwürdige Pflanze. Beispielsweise Augäpfel mit glibberiger grüner Sauce. Es sind Stände aufgebaut, wie  „Schmendricks Kiosk“, alte Fässer und schwarze, volle Müllsäcke verzieren den Eingangsbereich.

An einer Mauer mit bröselndem Verputz hängen Flugblätter. Darsteller   verleihen der Szene den authentischen Feinschliff. Eine Marktschreierin preist Lakritze und Magazine an. Ein Dieb und Betrüger  wird beschimpft und davongescheucht.  Alles fast wie im richtigen Leben. Das ist das viel gelobte „Theater für alle Sinne“, ganz nach der Philosophie des Intensiv-Theaters. „Der kleine Horror Laden“ ist nach „Jesus Christ Super Star“ die zweite Produktion des Kreativ-Duos Tim Ganter und Jenny Theobald mit seiner vielköpfigen Crew.

Nicht nur die Aufmachung des Eingangsbereichs ist überzeugend, sondern auch die Aufführung. Kleine Passagen in saarländischem Dialekt und delikater Humor sorgen für Lacher. Bei melancholisch besungenen Tragödien wischen sich auch die hartgesonnen die Tränen aus den Augen und Nasen werden geschnäuzt. Eine Pause holt die  Zuschauer in die Realtät zurück.

Nur, um sie im Foyer wieder zurück nach Downtown zu schicken, wo sich einiges geändert hat. Mitarbeiter bieten den Gästen Spritzen mit rotem, an Blut erinnernden Traubensaft und welche mit grünem Waldmeister an. Auf den Tischen stehen Gläschen mit rotem nach Kartoffelsuppe schmeckendem Inhalt.

„Extrablatt“ rufen Zeitungen verteilende Kinder mit Hosenträgern, beige-braun karierten Hemden, Schiebermützen und Cordhosen. Und es wird gemunkelt, dass sich irgendwo noch ein Verschwörungstheoretiker rumtreibt, der seine wirren Gedanken an den Mensch bringen will. „Die Spritzen mit dem Traubensaft kommen gut an“, urteilt Besucherin Sina Schuster-Leiner. Ihr Begleiter Isaak Jacobi ist ebenso begeistert von Szenerie und Aufführung.

Dann geht es zum Endspurt und als das Musical vorbei ist, bejubelt das Publikum die gesamte Crew des Musicals mit stehenden Ovationen. Auch Dirk Käsbach, regelmäßiger Gast in der Gebläsehalle, ist hochzufrieden („Ich fands sehr Klasse“). „Die haben das Musical wurde wirklich gut umgesetzt“ , urteilt er und lobt die Leistungen der Sänger. Sein abschließendes Fazit: „Das war eine richtig schöne und runde Sache“.

Und als die Gäste den Bühnensaal verlassen, gibt es eine letzte Überraschung. Überall stehen seltsame Topfpflanzen, monströs und unheimlich. Und für diejenigen, die jetzt  gerne selbst eine dieser blutliebenden Horror-Pflanzen züchten wollen, gibt es sogar Blumentöpfe mit Erde und einem Samen als Souvenir zu kaufen.

Weitere Infos gibt es im Internet auf www.intensivtheater.de.

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