Kay Ray zu Gast in Neunkirchen Etwas geläutert, aber immer noch vulgär

Neunkirchen · Kay Ray, der Paradiesvogel der deutschen Comedy, gastierte mit seinem neuen Programm in der Stummschen Reithalle.

Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht – viel Luft dazwischen lässt er einem nicht – Kay Ray. Der exzentrische Comedian präsentierte am Freitagabend in der Stummschen Reithalle sein neues Programm ,,Yolo“. Dabei präsentierte der Künstler seinen Hang zur Veränderung, weg von der Diva mit Lippenstift und hochtoupierten Haaren, hin zum eher seriös wirkenden Künstler im dunklen Anzug und rotem Hemd mit haarigen Veränderungen. „Ich habe heute mal den Fön vergessen.“ Auch malt Kay Ray keine Bilder mehr mit seinem Geschlechtsteil auf offener Bühne, wenn er auch noch gerne über diese Schaffensphase spricht. „Am schönsten war immer die Schildkröte“. Ansonsten ist Kay Ray geblieben, wie man ihn kannte: schrill, spontan und schrecklich vulgär. Nach zwölf Jahren Beziehung trennte sich Kay Ray von seinem Freund, zog mit seiner Freundin zusammen und wandelt sich vom schwulen Kabarettisten zum ,,seriösen“ Familienvater mit einer sechsjährigen Tochter. „Veränderung eben“, so Kay Ray zum Anfang seines rund zweieinhalbstündigen Programmes, das nur durch eine kurze Pause unterbrochen wurde. „Als Vater ging mir der Paradiesvogel auf den Sack, aber nicht dass einer der Besucher heute Abend denkt, ich sei ein Spießer geworden – bin ich nicht.“ Und das stellte Kay Ray nahtlos unter Beweis. Beim Paradiesvogel der deutschen Comedy gibt es nach wie vor kein Tabu. Ob Schwule oder Behinderte, Ossis, Wessis oder Politiker, Kay Ray nahm kein Blatt vor den Mund. Dabei liegt ihm nichts ferner als politische Korrektheit. Als Lieblingspolitikerin hat er dabei Claudia Roth anvisiert: ,,Die ist ständig vollgekifft oder total breit. Der kannst du auch einen Dildo hinhalten, die quatscht überall rein.“ Süffisant schürt der Comedian die Beziehungen zwischen West- und Ostdeutschen: ,,Sind Ossis da? Bei uns haben sie die Mauer abgebaut und in Amerika bauen sie jetzt eine auf. Trump braucht jetzt dort ein paar Mauerschützen.“ Um dann festzuhalten, dass es ohne die deutsche Wiedervereinigung heute politisch ganz anders aussehen würde. ,,Der Wegfall der Mauer hat doch die Raute erst ermöglicht. Und so werden wir heute von einem ferngesteuerten Hosenanzug regiert.“ Teilweise stießen solche Äußerungen auf Begeisterung, teilweise sah man dem ein oder anderen Besucher eine gewisse Bestürztheit an. Es ist eben so, entweder man mag ihn oder man mag ihn nicht. Auch die Aussage, dass, wenn man einen Wessi mit einem Ossi kreuzt, man dann einen arroganten Arbeitslosen kriegt, mag nach dem zehnten Bier beim geselligen Herrenabend für viel Stimmung sorgen. Es ist  leicht, sich über Minderheiten lustig zu machen, wobei antisemitische Witze und Verunglimpfung von Behinderten nicht unbedingt salonfähig sind.

Jedoch darf man die musikalischen Beiträge nicht unerwähnt lassen. Gesanglich ist Kay Ray einfach klasse. Ob Parodien oder eigene Songs, das war schon vom Feinsten. Wobei insbesondere die Ballade ,,Liebe jetzt – Liebe heute“ die tolle Stimme und den tollen Groove von Kay Ray unterstrich. Großartig auch seine Spontaneität und seine Professionalität. Zweieinhalb Stunden solch ein Programm zu präsentieren, bedarf schon einer großen Redegewandtheit. Wobei man zu den Programminhalten festhalten muss – man mag sie, oder nicht.

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