Natur hat sich viel zurückgeholt

Erbach/Jägersburg · Wer bereit ist, sich durchs teilweise dichte Unterholz zu schlagen, wird mit Blicken zurück in die Geschichte belohnt: Die Glantalbahn lohnt sich als „Expeditionsziel“ allemal: Alte Technik und Natur pur wechseln sich ab.

 In Höhe der Eichelscheider Straße in Jägersburg künden noch diese verrosteten Andreaskreuze von den Zeiten, als auf diesem Streckenabschnitt der Glantalbahn noch Betrieb herrschte. Fotos: Thorsten Wolf

In Höhe der Eichelscheider Straße in Jägersburg künden noch diese verrosteten Andreaskreuze von den Zeiten, als auf diesem Streckenabschnitt der Glantalbahn noch Betrieb herrschte. Fotos: Thorsten Wolf

 Nur selten lässt sich der Schienenverlauf der Glantalbahn so leicht erkunden wie hier in Jägersburg.

Nur selten lässt sich der Schienenverlauf der Glantalbahn so leicht erkunden wie hier in Jägersburg.

 Auch aus der Ferne ist der Verfall des Jägersburger Bahnhofs, er wurde 1957 für den Personenverkehr aufgegeben, deutlich sichtbar.

Auch aus der Ferne ist der Verfall des Jägersburger Bahnhofs, er wurde 1957 für den Personenverkehr aufgegeben, deutlich sichtbar.

Sie ist immer wieder eine ausgiebige Erkundungstour wert, die Strecke der Glantalbahn zwischen dem alten Bahnhof Jägersburg und Erbach. Einen guten Einstieg in den Streckenverlauf und damit auch Aussicht auf eine recht ausgiebige "Beute" in Sachen Relikten bietet das Ende der Eichelscheider Straße in Jägersburg. Schon nach ein paar Metern durch den Wald stößt man auf einen alten Bahnübergang. Dort künden zwei verrostete Andreaskreuze von den Zeiten, als die Strecke hier noch aktiv war. Wendet man sich, auf den Gleisen laufend, in Richtung alter Bahnhof Jägersburg, dann finden sich auf dem Weg noch Mauern von Verladerampen, in der Ferne auch die alten, inzwischen im Privatbesitz befindlichen stark verfallenen Bahnhofshäuser.

Auch in der anderen Richtung, hier ist Erbach das Ziel, gibt es auf und neben den Schienen einiges zu entdecken. Voraussetzung für eine gelungene "Glantalbahn-Expedition" sind dabei gute Schuhe, eine stabile Hose und die Bereitschaft, sich auch durchs dichte Unterholz zu schlagen. Doch die Mühe lohnt sich, immer wieder lässt der Wald einen Blick zurück in die Geschichte zu. Alte Geländer, Brückenbauten und die verbliebenen Schienenstränge selbst künden von den Zeiten, in denen die Bahnstrecke vor allem aus militärischer Sicht von Bedeutung war. Ein erster Teil der Linie, namentlich zwischen Glan-Münchweiler und Altenglan, entstand schon im Jahr 1868 als Teil der Bahnstrecke Landstuhl - Kusel. In den folgenden Jahren und nach ihrem Ausbau war die Glantalbahn vor allem in Kriegszeiten von strategischer Bedeutung - ansonsten fehlte ihr aber die Rentabilität.

Diesem Umstand fiel auch der Bahnhof Jägersburg zum Opfer, der Mitte der 1950er Jahre als Bahnhof für den Personenverkehr aufgegeben wurde. Lediglich Güterverkehr erfolgte noch auf der Strecke Homburg - Waldmohr. Doch auch der wurde 1995 eingestellt, 1996 wurde dieser Streckenabschnitt stillgelegt.

Inzwischen hat sich die Natur zurückgeholt, was sie sich zurückholen konnte. Die Gleise in Richtung Erbach sind zum Großteil dicht überwuchert und nahezu unzugänglich. Doch immer wieder öffnet der Wald kleine Lichtungen, durch die hindurch man dem Streckenverlauf ein bisschen folgen kann. Lohnend dabei vor allem: das ständige Wechselspiel zwischen den Relikten der stählernen Bahngeschichte und der Natur.

Ein besonders eindringliches Bild bietet die Glantalbahn auf halber Strecke zwischen Jägersburg und dem früheren Bahnhof Erbach, heute das Zuhause des Ria-Nickel-Tierheimes: In einem wuchtigen Dom aus Beton unterqueren die Gleise die Autobahn A 6.

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