Betriebswirtin ist mit ihren 28 Jahren jetzt die Synodalälteste
Fischbach · Von der Synode des Kirchenkreises Saar Ost wurde Viktoria Schwahn zur Synodalältesten gewählt und gehört damit als Nichttheologin zum Kreissynodalvorstand (KSV), dem Leitungsgremium des Kirchenkreises. Am Sonntag fand in Fischbach die feierliche Einführung durch den Superintendenten des Kirchenkreises, Pfarrer Gerhard Koepke, in das verantwortungsvolle Amt statt.
Es seien "schreckliche fünf Minuten" gewesen, berichtet Viktoria Schwahn und meint damit ihre Kandidatur im November. Die frisch gewählte Synodalälteste kann sich noch gut an ihre starke Anspannung und die Aufregung bei ihrer Rede erinnern. Doch all das ist längst gewichen, abgehakt und vorbei. Sie kann heute schon wieder darüber lachen. Am Ende schien sie die Synode des Kirchenkreises Saar-Ost mit rund 100 Männern und Frauen doch überzeugt zu haben. Die 28-jährige Fischbacherin setzte sich in Eppelborn nämlich mit einem größeren Vorsprung gegenüber ihrem Mitbewerber, der genauso aufgeregt war, durch. Seither hat sie bereits zwei Sitzungen des Kreissynodalvorstandes hinter sich und fühlt sich in ihrer Rolle als Nichttheologin durchaus wohl.
Das Ehrenamt im Leitungskreis sei doch etwas ganz anderes als das, was sie an Erfahrungen seit 2006 im Presbyterium sammeln konnte, bekennt die Betriebswirtin. Das Gremium kümmert sich um 16 Kirchengemeinden. Das Amt hat eine ganz andere Struktur und Vorgehensweise. Ganz neu sei die Synode jedoch nicht gewesen, erklärt Schwahn im SZ-Gespräch. Sie sei in der Vergangenheit des öfteren mitgefahren. Als dann eine Nachrückerin für ein Mitglied, welches aufgehört hatte, gesucht wurde, fiel schnell ihr Name. Die Dudweiler Pfarrerin Marie-Luise Jaske-Steinkamp sei es gewesen, die die Mitarbeiterin der Personalabteilung des Klinikums Neunkirchen dann für den Vorstand gefragt und auch vorgeschlagen hatte. Da habe sie spontan "Ja" gesagt. Erst später begriff sie, was das überhaupt bedeutet. Ihr Vater, früher selbst ehrenamtlich im Kirchenbereich aktiv, hatte ihr geraten, sich das Ganze wegen des Zeitaufwandes gut zu überlegen.
Viktoria Schwahn ist als Nachrückerin für rund drei Jahre gewählt. Eine volle Amtszeit dauert normalerweise acht Jahre. Aufräumen mit einem Klischee muss sie dann dennoch: Dieses Gremium beinhalte keine verkrusteten Strukturen, wie man vielleicht meine könnte. "Das ist nichts Altmodisches", betont die Kirchenfunktionärin. Alles sei recht jung und weltnah. Auch hinsichtlich des Alters. Man habe sie sehr herzlich aufgenommen.
Das war auch am Sonntag so, als die Heimatgemeinde von Viktoria Schwahn sie offiziell in Form eines Gottesdienstes in ihr Amt aufnahm. Pfarrer Hans-Lothar Hölscher und Superintendent Gerhard Koepke haben die bisherige Presbyterin der Kirchengemeinde Fischbach-Quierschied in der Kirche willkommen geheißen. Dies sei genauso herzlich gewesen, wie die Reaktionen ihrer Gemeinde, als sie gewählt wurde. Zwar verbleibt angesichts des Ehrenamtes nun nicht mehr ganz so viel Zeit für Privates. Doch ihr Freund Daniel Windhagen findet das Ganze gut. Auch wenn er ab und an mal früher am Sonntagmorgen aufstehen muss, steht er, genau wie ihre Familie, hinter ihr. Für die Hobbys wie Lesen, Sport und die Katzen wird die Zeit knapp. Dafür kann sie sich aktiv um das Geschehen des Kirchenkreises kümmern.
Da stehen wichtige Entscheidungen an. Etwa, wer Nachfolger von Pfarrer Hans-Lothar Hölscher wird, der im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen wird. Doch auch hier wird die junge Frau, angesichts ihrer Bodenhaftung ihren Einfluss geltend machen und wohl die richtige Wahl treffen.